Zwischen Draisdorf und Eggenbach fielen Obstbäume der Säge zum Opfer - aus Gründen der Verkehrssicherheit, wie der Landkreis argumentiert.
Inzwischen ist Ersatz für die gefällten Obstbäume bei Draisdorf gepflanzt - zehn neue für drei alte. Die Angelegenheit hat allerdings hohe Wellen geschlagen, denn der Kreisbauhof war irrtümlich davon ausgegangen, die Bäume stünden auf Landkreisgrund - und der tatsächliche Eigentümer hatte die Polizei gerufen. Grund genug für die Kreisverwaltung, im öffentlichen Teil der Kreisausschusssitzung eine Erklärung zu dem Vorfall im Februar abzugeben. Dabei bedauerten Landrat Christian Meißner (CSU) und Kreisbauhofleiter Heiko Tremel ausdrücklich den Fehler. Notwendig sei die Fällung aber gewesen, betonte der Chef der Arbeiter und begründete dies mit Sicherheitsbedenken. Schon auf in Vorjahren gemachten Bildern sei zu sehen, dass die Bäume angeschlagen waren. Man habe die Verkehrssicherheit zu gewährleisten und auch dem Naturschutz Rechnung zu tragen: "In der Zwickmühle sind wir ständig", so Tremel, der anmerkte, der Landkreis habe im vergangenen Jahr 50 000 Euro für Baumpflegearbeiten durch Externe ausgegeben, und Nachpflanzungen seien eine Selbstverständlichkeit. "Das wäre auch passiert, wenn es auf unserem Grundstück gewesen wäre." Der Auskunft des Landratsamtes zufolge hatte man den Grenzverlauf um 30 Zentimeter falsch eingeschätzt. Der Kreisbauhofleiter sagte dazu: "Wir können nicht bei jeder Aktion Vermesser mit raus nehmen."
Erst bei dem jüngsten schweren Sturm sind laut Landrat zehn Bäume über Straßen im Landkreis gefallen. "Wir müssen da tätig sein", erklärte er, und: "Der Kreisbauhof fällt nicht wahllos Obstbäume, die vollkommen in Ordnung sind."
Der Eigentümer, Rudolf Billinger, hatte dies so dargestellt. Der Bio-Landwirt in Draisdorf zweifelt die Begründung für das Vorgehen des Kreisbauhofes nach wie vor an. Erst im Herbst habe man noch geerntet dort. Außerdem hätten die Bäume weit genug weg von der Straße gestanden, so dass er da keine Gefährdung erkennen könne. Billinger ist vor diesem Hintergrund auch nach der Ersatzpflanzung nicht wirklich zufrieden. Er behält sich vor, mit seinem Rechtsanwalt noch einmal zu sprechen und betont: "Ich will grundsätzlich kein Geld, sondern dass die Natur erhalten bleibt." Eine solche Aktion ist ihm vor allem in einem Landkreis, der sich auf den Weg gemacht hat, Öko-Modellregion zu werden, unverständlich.
Was kann man also künftig besser machen? Heiko Tremel hat die Frage für sich damit beantwortet, dass die am Landratsamt ansässige Untere Naturschutzbehörde in solche Maßnahmen einbezogen werden soll. Das diene auch dazu, seinen Leuten Sicherheit zu geben.
"Ich stehe hinter dem Kreisbauhof", unterstrich der Landrat. "Er tut, was möglich ist, vielleicht sogar ein wenig mehr."
Für Bernhard Christoph (Grüne) hat der Vorfall und die Diskussion darüber gezeigt, dass das Bewusstsein für den Wert von Bäumen geschärft ist, und dies sah er positiv. Man sollte überlegen, wo ein Rückschnitt ausreiche, und wenn welche umgemacht werden müssten, gelte es, neue zu pflanzen.
Das ist wirklich eine ganz peinliche Provinzposse, die auf den Landkreis Lichtenfels, der sich bemüht eine "Ökoregion" zu werden, nicht das allerbeste Licht wirft. Natürlich: Bäume müssen sich den Erfordernissen der Verkehrssicherheit anpassen, aber man muß doch wohl von einer staatlichen Instanz erwarten, das sie die Rechte der Bürger kennt, respektiert und sich deshalb vor einem notwendig werdenden oder erscheinenden Einsatz über die Eigentumsverhältnisse vor Ort informiert. Man könne nicht ständig bei Außeneinsätzen Vermesser mitnehmen so heißt es. Natürlich nicht, aber die Eigentumsverhältnisse sollten dem hinlänglich personell und fachlich ausgestatteten Landkreis doch wohl bekannt sein - oder ist das zuviel verlangt ? Was würde wohl der Landkreis dazu sagen, wenn ihm eigene Rechte durch einen Dritten mit der Erklärung beeinträchtigt würden, dieser habe die Grenzen seines Eigentums verkannt ? Ganz offenbar dürfte der sich die lapidare Erklärung anhören, er müsse halt vor seinem Tätigwerden die Rechtslage prüfen. Richtig - und der Landkreis nicht ? Schlimm, wenn der Bürger ein solches hoheitliches Verhalten auch noch als Ausflug der viel gepriesenen Rechtsstaatlichkeit des Verwaltungshandelns "verkauft" bekommt. Wächst so die Akzeptanz staatlichen Handelns ? Mitnichten.