Es ist eine ungewöhnliche Sanierungsgeschichte - und es ist ein ungewöhnliches Projekt. David Hernandez hat in Burgkunstadt-Ebneth etwas erreicht, was eigentlich gar nicht gehen konnte.
Im Dezember werden es zwei Jahre sein, dass David Hernandez in den Gasthof "Lindenzweig" im Burgkunstadter Stadtteil Ebneth einzog. Sechs Umzugskartons, 40 Euro in der Tasche. "Und jetzt bin ich soweit, alles ist fertig."
Fertig, das heißt nicht am Ziel. "Aber ich habe bewiesen, dass ich keine Eintagsfliege bin." Das klingt, als hätte man zweifeln können. Aber wenn ein damals 28-jähriger Hesse aus Gelnhausen (den Nachnamen hat er von seinem amerikanischen Vater indianischer Abstammung) in einen kleinen Ort mit knapp 90 Einwohnern kommt, nicht einmal ein Auto hat, und ankündigt, praktisch ohne Eigenmittel in einem leerstehenden, abgewirtschafteten Gasthaus ein Natur- und Kulturzentrum einzurichten, darf man das doch?
"Ich habe nicht aufgegeben", sagt er, obwohl ihm manchmal danach zu Mute war, wenn er in den kalten Wintern im damals schlecht beheizbaren Haus arbeitete. Wer heute durch die Tür tritt, kommt in Räume, denen man nicht ansieht, wie schlecht sie einst dastanden - und nun eine andere Ästhetik ausstrahlen.
Weniger ist mehr - Hernandez hat Rigips-Verkleidungen entfernt, das zeitgeistige Braun der 1980er-Jahre vertrieben, ehemalige Raumaufteilungen wiederhergestellt. Und aus dem Mangel, kaum Geld zu haben, ist die Chance erwachsen, sich aufs Wesentliche zu beschränken. "Ich habe das Haus so renoviert, als würde es mir gehören."
Rechnen gehört dazu Dahinter steckte genaue Kalkulation: "14 Euro - das hat es gekostet, jedes der alten Fenster zu isolieren." Dichtband, eine Fensterfolie, sauber in Weiß lackiert. Jetzt reicht die Hitze aus dem Holz-Ofen, um gemütliche 23 Grad zu erreichen. "Ich kann es mit dem Thermometer beweisen", sagt er, als wäre die Wärme nicht so spürbar. Idealist sein heißt auch, rechnen zu können: 900 Liter Heizöl sind im Tank: "Die brauche ich für das warme Wasser. Erst wenn es sehr kalt wird, nehme ich die Heizung hinzu." Fördermittel bekommt er als Einzelperson nicht, sagt er. Das sei eine Lücke in unserem gesellschaftlichen System. So spiegelt das Haus in seiner Schlichtheit etwas von der Natur wider, in der Hernandez oft unterwegs ist und auch Führungen anbietet, zu Orten, die Kraft spenden.
Schon länger finden regelmäßig Konzerte und Veranstaltungen im Haus statt. "Die Einnahmen sind bei den Unkosten nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt er. Seine Miete hat er bisher durch seine Renovierungsarbeiten abgegolten, ist seinem Vermieter dankbar, dass er die Chance bekommen hat, Leistung zu zeigen. Ja, er habe noch Außenstände bei Firmen, sagt er. Aber nun ist er dabei, sich einen Nebenjob zu suchen, um das Haus halten zu können und eine vorerst kleine Miete zu zahlen: "Vorher ging das nicht. Ich musste mich mit aller Kraft diesem Projekt widmen, sonst wäre es nichts geworden."
Auf dem weiteren Weg ist er nicht allein: Bei einer der Veranstaltungen im "Lindenzweig" hat er seine heutige Freundin kennen gelernt, Susan Tetzel. Die Heilpraktikerin für Osteopathie und Physiotherapeutin hat sich eine kleine zweite Praxis eingerichtet (neben dem Standort in Bad Frankenhausen).
Ihre Anwesenheit hinterlässt auch Spuren im Programm. Am Freitag findet um 19 Uhr der erste Naturheiltag im "Lindenzweig" statt, mit dem man auch eine andere Zielgruppe erreichen möchte. Hernandez ist nicht unzufrieden: "Wir haben regelmäßig Veranstaltungen, darunter bisher zehn Konzerte, mit 20 bis 40 Gästen." Was aber auf Dauer wichtig sei, wären fortlaufende Kurse. "Die Region ist schön", sagt Hernandez. Er möchte auf alle Fälle hier bleiben. Auch wenn das Ziel noch entfernt ist. "Immer, wenn ich kurz davor war aufzugeben, sagte ich mir: Wenn du das jetzt tust, ist alles verloren."