Vogelfreunde haben in Michelau den Bau eines weiteren Horsts möglich gemacht.
"Ist das schön!" Begeistert klatscht Carola Debus in die Hände, als hätte sie gerade ein besonderes Geburtstagsgeschenk bekommen. Ihre Begeisterung hat jedoch einen anderen Grund. Soeben ist ein ausgewachsener Weißstorch auf dem Kamin der ehemaligen Bäckerei Reißenweber gelandet. Und der Storch bleibt nicht lange allein. Damit steht der Entschluss bei einigen Vogelfreunden fest: Das Paar braucht eine richtige Nistunterlage. Die Zweige, die die Störche bisher aufgehäuft haben, reichen dafür nicht aus.
Seit Tagen beobachtet Georg Himmel das Treiben der weiß-schwarzen Großvögel. Die hatten sich zunächst in der Nachbarschaft den Kamin der vormaligen Bäckerei Horn als Nistplatz ausgeguckt - ein schlecht gewählter Standort, da dieser Kamin noch befeuert wird. Mit einer spitzen Metallhaube wurden die Störche am Horstbau gehindert. Das benachbarte Haus, das früher der Familie Reißenweber gehörte, steht momentan leer. Daran wird sich laut dem jetzigen Eigentümer, dem Arzt Csaba Futo, in näherer Zukunft nichts ändern. Der Michelauer Georg Himmel legte sich mächtig ins Zeug, um von diesem die Genehmigung zu bekommen, dass auf dem Kamin ein Horst errichtet werden konnte. Sein Anliegen stieß auf offene Ohren. "Ich wurde gefragt, und ich hab' mir gedacht, da sind viele Leute, denen was dran liegt", so der Anästhesist, der am Klinikum Lichtenfels tätig ist. "Ich habe das Haus seit zwei Jahren, und ich gedenke es zu renovieren. Das bedeutet, ich bewohne das Haus wahrscheinlich ein Jahr lang nicht." Ob der Kamin überhaupt wieder in Anspruch genommen wird, weiß Dr. Csaba Futo nicht. Das Haus besitzt einen weiteren Schornstein. Die Renovierung will er mit seinem Architekten abstimmen.
Zumindest für eine Saison ist damit der Platz für die Störche gesichert. Für das Anbringen der Nestunterlage machte sich auch Marion Damm, Kreisvorsitzende vom Landesbund für Vogelschutz, stark. Dieser Tage wurde ein großes Drahtgestell, versehen mit einem Holzkreuz, auf den Kamin gehievt. "Ich freu' mich über die Eigeninitiative der Michelauer," kommentierte Damm die Aktion. "Das ist ja alles mit viel Arbeit verbunden. Hoffen wir, dass das Nahrungsangebot ausreicht." Die lange Trockenheit der letzten Jahre könnte sich auf den Bestand der Amphibien und damit das Nahrungsangebot für Störche negativ ausgewirkt haben.
Hoffen, dass die Nahrung reicht
Doris Dumproff hatte sich neben Georg Himmel nicht nur mit um die Konstruktion der Horstunterlage gekümmert, sondern auch Zweige besorgt. Weiße Kalkspritzer signalisieren den Vögeln, in diesem Horst sei bereits erfolgreich gebrütet worden. Schon nach wenigen Stunden hatten die Störche ihr neues Domizil angenommen. Es wäre das dritte Storchenpaar in Michelau. Weiter fortgeschritten ist das Brutgeschäft bereits bei den beiden anderen Paaren auf dem Fabrikschlot in der Lahmstraße und auf einem Haus in der Neuenseer Straße.