Die Angst vor dem Altenheim abbauen

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Unter neuer Führung steht das Lichtenfelser Pflegeheim Elisabeth. In den nächsten ein bis zwei Jahren sollen Tagespflege und Betreutes Wohnen hinzu kommen.Matthias Einwag
Unter neuer Führung steht das Lichtenfelser Pflegeheim Elisabeth. In den nächsten ein bis zwei Jahren sollen Tagespflege und Betreutes Wohnen hinzu kommen.Matthias Einwag
Stefan Lauer (links) spricht mit seinem Nachfolger Fabian Franke die Dienstpläne durch.Matthias Einwag
Stefan Lauer (links) spricht mit seinem Nachfolger Fabian Franke die Dienstpläne durch.Matthias Einwag
 

Das Lichtenfelser Pflegeheim Elisabeth steht unter neuer Trägerschaft. Obwohl der Bedarf an Heimplätzen in den kommenden Jahren weiter steigen wird, ist es jetzt schon sehr schwer, qualifiziertes Personal für solche Häuser zu finden.

Die Gesellschaft in Deutschland wird im Schnitt älter, weil die Menschen heute länger leben als früher. Folglich werden künftig Altenheim- und Pflegeplätze, Tagespflege und Betreutes Wohnen noch stärker gefragt sein. Gebaut sind solche Einrichtungen relativ schnell. Die Kunst liegt darin, genügend qualifiziertes Personal zu finden, um älteren Menschen ein angenehmes Leben zu ermöglichen.

Das Lichtenfelser Pflegeheim Elisabeth mit 63 Vollzeitplätzen wird seit über 30 Jahren von der Familie Lauer geführt. Jetzt ist es in andere Hände übergegangen. Fabian Franke, der Geschäftsführer der ProCura Vita GmbH, übernahm bereits im Oktober die Geschäftsführung von Prof. Dr. Stefan Lauer. Alle 52 Mitarbeiter, sagt Lauer, wurden übernommen. Um den Übergang so reibungslos wie möglich zu gestalten, werden Angelika und Stefan Lauer noch einige Wochen übergangsweise im Haus mitwirken.

Als Dozent Pflegekräfte ausbilden

Das Pflegeheim war 1988 von Brunhild und Hans Lauer gegründet worden. Seit 2003 führten Angelika und Stefan Lauer den Betrieb. Neben seinem Beruf als Heimleiter promovierte Stefan Lauer 2013 und 2014 in Medizin- und Pflegewissenschaften; seit 2007 lehrte er an verschiedenen Hochschulen als Dozent. Hier liege auch seine berufliche Zukunft, erklärt er: "Ich werde weiter als freiberuflicher Dozent an der Bamberger Akademie in der Fortbildung von Pflegedienstleistenden arbeiten."

"Wir sind eine soziale Familie", sagt der 57-Jährige. Als seine Eltern das Heim 1988 gründeten, sei es das erste im Landkreis gewesen. Das Konzept des familiengeführten Hauses kam gut bei den Leuten an - wohl deshalb, weil die Lauers stets für gut ausgebildetes Personal und genügend Mitarbeiter sorgten.

Doch gerade das ist nicht leicht. Bundesweit, sagt Lauer, kommen auf 100 offene Stellen gerade mal 27 Bewerber. 140 Tage dauere es durchschnittlich, bis eine vakante Stelle neu besetzt werden kann. Die Lauers beschlossen also, selbst für Personal zu sorgen. Sie warben drei junge Bosnierinnen an, bildeten sie aus, kümmerten sich um einen Deutschkurs sowie das Anerkennungspraktikum. Leider ging jedoch eine der drei jungen Frauen kurz nach Abschluss der Ausbildung in ihre Heimat zurück.

Qualität zu halten ist nicht leicht

Dass sein Haus 2015 vom Nachrichtenmagazin Focus zu den besten Pflegeheimen Deutschlands gerechnet wurde, ist für Stefan Lauer eine Herausforderung. Diesen hohen Standard zu halten ist nicht leicht: "Die Qualität der Bewerbungen nimmt ab, weil die Leute wissen, dass man abhängig ist."

Das Bayerische Rote Kreuz ist im Kreis Träger von zwei vollstationären Pflegeeinrichtungen. Durch das heuer beschlossene Pflegeberufegesetz werde sich die Lage für Arbeitgeber nicht verbessern, fürchtet BRK-Kreisgeschäftsführer Thomas Petrak: "Wir gehen davon aus, dass die Situation schwieriger wird." Das Zusammenführen der drei bisherigen Berufe Krankenpfleger, Altenpfleger und Kinderkrankenpfleger zum Pflegefachmann schwäche laut Petrak den Berufsstand. Es sei nämlich so, dass sich ein Auszubildender nun im dritten Pflegefachmann-Lehrjahr neu entscheiden kann, ob er ausschließlich Altenpfleger werden möchten. Das werde aber keiner tun, sagt Petrak, weil sich niemand verschlechtern möchte, indem er sich zu diesem Stadium für nur einen der drei zusammengefassten Berufe umentscheidet. Ausdrücklich wendet sich der BRK-Kreisgeschäftsführer gegen das Zusammenfassen der drei Berufe zu einem: "Warum macht man das so? Wir glauben nicht, dass diese Generalisierung die bessere Form ist."

"Bewerberlage ist sehr dünn"

"Wir bilden Jahr für Jahr fleißig aus", beantwortet Petrak die Frage nach der Nachwuchsgewinnung. "Die Bewerberlage ist sehr, sehr dünn", fügt er an. Leider sei die öffentliche Wahrnehmung dieses eigentlich schönen Berufes nicht die beste, dabei erlebten Altenpfleger häufig "eine unmittelbare Dankbarkeit" ihrer Schützlinge. "Unser Ziel muss sein, dass Pflegeheime als etwas gesellschaftlich Sinnvolles angesehen werden und dass die Menschen keine Angst davor haben, sondern diese Dienstleistung in Anspruch nehmen."

Kommantar

Wenn Babyboomer altern

Der Heilige Abend dürfte, langjähriger Erfahrung zufolge, auch in diesem Jahr wieder auf den 24. Dezember fallen. Insofern lässt sich ganz gut planen, wann der Baum aufgestellt, die Geschenke eingepackt und die Gans in die Röhre geschoben werden muss. Ebenso zuverlässig lässt sich voraussagen, wann die Babyboomer in den Ruhestand treten. Gegen Ende des nächsten Jahrzehnts wird folglich der Bedarf an Pflege- und Altenheimplätzen stark steigen. Also müsste unsere Gesellschaft - nicht die Politik allein! - nun langsam die Vorbereitungen dafür treffen. Es gilt, neue Heimplätze zu schaffen und Pflegepersonal auszubilden. Zudem sollte bei den alternden Babyboomern schon jetzt die Einsicht wachsen, dass ein Pflegeheim keine Bewahranstalt und kein Gefängnis ist, sondern eine Möglichkeit, ihren letzten Lebensabschnitt sinnvoll und selbstbestimmt zu gestalten.