Hat sich das Spielen der Grundschüler im Laufe der Zeit geändert? Infranken.de schaute auf zwei Pausenhöfen nach.
Spielen ist wichtig. Für Kinder und erst recht für Grundschulkinder. Toben, abschalten, ablenken, neue Kräfte schöpfen. Für all das ist der Pausenhof gedacht. Aber hat das Spielen dort den Wandel der Zeit mitgemacht? Infranken.de nimmt das Spielen auf zwei Pausenhöfen ein wenig unter die Lupe. "Es ist ein langer Unterrichtstag, das brauchen sie, dass sie sich austoben dürfen", sagt Gertrud Tischer. Die Schulleiterin der Grundschule am Markt weiß auch um eine tiefere Bedeutung des Spielens: "Die Pausenspiele helfen dazu, dass man Spielregeln lernt und akzeptiert. Das ist ein Übungsfeld, um Verhaltensregeln einzuhalten." Die Grundschule soll kein Ort sein, an dem das wichtige Einüben von Motorik ausgetrieben wird. Im Gegenteil: Es wurden Anschaffungen von Spielsachen getätigt, die Motorik und spielerische Ablenkung fördern.
Weil: Handys sind in der Schule grundsätzlich verboten.
Aber ist das Spielen von heute noch das Spielen von einst? Wenn man Sofia Panzer so zuhört, dann ganz bestimmt. Die neunjährige Mistelfelderin besucht die 4b der Dr.-Roßbach-Schule und erzählt auch von fantasiereichen Regelverletzungen. Wenn sie auf den großen Pausenhof tritt, dann können ihr die großen, bunten und auf Teer aufgemalten Felder gar nicht entgehen. Sie sind rot, gelb, blau, grün, in ihnen stehen Buchstaben und Zahlen. Es sind Hüpfspiele, klassisch für Pausenhöfe. Sie heißen Himmel und Hölle oder Hickelkasten. Aber wie sie funktionieren, dazu finden Kinder oft eigene und eigenwillige Regeln. Das gilt gewiss für die lange bunte Schlange, die eine endlose Reihe an Buchstaben bietet.
"Man darf weiterlaufen, wenn man auf einen Buchstaben tritt, der im eigenen Namen vorkommt", erklärt Sofia ihr Spiel.
Das hat sie sich mal gemeinsam mit Freundinnen ausgedacht und man habe nicht lange gebraucht, um sich auf die gleichen Regeln zu verständigen. Ihre Klassenkameradin Elisabeth Popp kennt noch eine Spielart: "Wenn man auf einem Buchstaben landet, muss man (mit ihm) ein Wort bilden - und das muss auch recht schnell gehen."
Mehr pädagogisch sieht es Jessica Dill, gleichfalls aus der 4b. Sie glaubt, dass man beim Springen zu, an und über die Buchstaben "leichter das Alphabet lernt". Und dann bieten einige Schüler einen ganz besonderen Anblick. Sie setzen sich auf ein Gerät, das sie Hühnerstange nennen und unter dem eine Stürze abfedernde Gummischicht angebracht ist, haken mit ihren Füßen in Haltegriffe ein, die sie somit als Schlaufe nutzen, lassen sich zurückfallen und schnelzen wieder nach oben. Dafür ist das Gerät nicht gedacht, dafür kann man es aber prima nutzen.
Reinhard Gick-Prandell ist der Rektor der Dr.-Roßbach-Grundschule. Er lächelt, wenn er an "seine" spielenden Kinder denkt. Doch, Fantasie spielt noch eine Rolle beim Spiel, findet er. Aber es gebe heute mehr Eltern, die darin unsicher seien, ob das Toben nicht primär gefährlich ist. Weil sie selbst schon zu einer Generation zählen, die weniger bewegungsreich getobt habe als die davor, wie der Schulleiter vermutet.
Sein Schulhaus wird um 7.45 Uhr geöffnet. Dann bleiben Kindern noch gute zehn Minuten für das Spielen im Klassenraum. Spielecken dafür gebe es jetzt vermehrt, mit Brett- und Würfelspielen. Ansonsten aber bevorzugen es Kinder, draußen zu spielen. Im Sommer natürlich mehr, denn wenn das Wetter schön ist, würden all die Hüpfkästchen mehr angenommen. Die sind auch gar nicht billig, denn sie wurden mit Farben aufgemalt, die schlecht abwaschbar sind.
Ehrenamtlich gepinselt hat dabei der Elternbeirat, der wird alle zwei Jahre die Linien nachziehen und die Felder neu ausmalen. Denn der Regen spült die Farben aus und das Kindertrappeln tut ein Übriges. Und dann fällt dem Schulleiter doch noch etwas ein, was absolut für den Herbst spricht: "Die Kinder bauen Haufen aus Laub, rennen durch und haben Ehrgeiz, den höchsten Haufen zu bauen."