Der Landkreis Lichtenfels will bei jungen Familien für sich werben

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Landrat Christian Meißner hält einen USB-Stick in der Hand, auf dem Informationen über dem Landkreis gespeichert sind. Er gehört zu einem Faltblatt, mit dem das Landratsamt die Region Lichtenfels jungen Famlien vorstellt. Foto: Tobias Kindermann
Landrat Christian Meißner hält einen USB-Stick in der Hand, auf dem Informationen über dem Landkreis gespeichert sind. Er gehört zu einem Faltblatt, mit dem das Landratsamt die Region Lichtenfels jungen Famlien vorstellt. Foto: Tobias Kindermann

In einem Faltblatt mit USB-Stick wirbt der Landkreis um junge Familien. Denn beim Thema Wirtschaft geht es nicht nur um Firmen, sondern auch um Menschen, wie Landrat Christian Meißner sagt.

Wie steht aus ihrer Sicht der Landkreis wirtschaftlich da?
Christian Meißner: Wir sind gut aufgestellt, wobei man sagen muss, dass die Insolvenzen Anfang der 2000er Jahre wie Dechant in Weismain und Porzellan-Kaiser in Bad Staffelstein noch nachwirken. Das kann man an der Zahl der sozialversichungspflichtig Beschäftigten ablesen. Es ist wirklich erstaunlich, dass wir ohne staatliche Hilfe, wie sie Fürth und andere Regionen bekommen haben, darüber hinweg gekommen sind. So gesehen, ist die Entwicklung für mich in Ordnung. Aber nun geht es schon wieder in Richtung Fachkräftemangel vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung. So gesehen, sind wir nicht sorgenfrei.

Wie sehen sie den Landkreis im Verhältnis zu umliegenden Regionen positioniert?
Wir brauchen uns im Vergleich überhaupt nicht zu verstecken.
Rund um die Stadt Bamberg ist die wirtschaftliche Dynamik natürlich noch ein Stück höher. Für mich lautet der wirtschaftspolitische Ansatz, sich noch mehr an diese Entwicklung anzuhängen. Wir sehen ja im Verhältnis zu Coburg und vor allem Kronach, dass wir von diesem starken Wirtschaftsraum ohnehin schon profitieren, abgesehen von unserer eigenen Kraft. Die Kunst wird sein, das Stichwort lautet zum Beispiel Beitritt zum VGN für Pendler, dass wir uns noch mehr an diese Achse Bamberg/Forchheim/Erlangen /Nürnberg hinhängen.

In welchen Bereichen kann man noch ansetzen?
Ich mache momentan vor allem Firmenbesuche, denn wir hatten im Landkreis über 40 Jahre hinweg keine klassische Ansiedlung von außerhalb. Deshalb kümmern wir uns auch intensiv um Existenzgründer. Dazu kommt unser Rückkehrerprogramm. Wir wollen die Absolventen der Schulen, die zum Studium den Landkreis verlassen, im Blick behalten. Wir arbeiten daran, dass wir von denen die E-Mail-Adresse bekommen. Da gibt natürlich auch Aspekte des Datenschutzes zu berücksichtigen. Dazu pflegen wir den Kontakt zu Firmen, damit die uns sagen, was sie suchen - und das abseits von klassischen Kanälen. Dazu wollen wir eine Datenbank von Absolventen anlegen, die vielleicht gar nicht mehr daran denken, dass es Angebote für sie auch im Landkreis gibt. Die bekommen dann von uns Mails mit Informationen, welche Firmen welche Mitarbeiter suchen. Vielleicht sagt dann jemand, hier bewerbe ich mich.

Was war für sie die schlechteste Nachricht in der jüngsten Zeit?
Das waren natürlich alle Meldungen rund um Baur. Man darf nicht vergessen: Baur ist der größte Arbeitgeber im Landkreis. Viele haben ihren ganzen Lebensbogen auf Baur eingestellt, teilweise die ganze Familie. Das nimmt mich auch emotional mit. Die Kaufwelt zum Beispiel ist ein Stück von jedem von uns, gewesen. Die Schließung war natürlich auch eine symbolträchtige Sache. Jetzt sind wir ja in den letzten Zügen des Programms Fokus und müssen sehen, wie wir uns da positionieren, damit wir nicht die 210 Arbeitsplätze verlieren, die im Raum stehen, sondern deutlich weniger. Aber ich bin zuversichtlich, dass es weniger werden. Man darf dabei aber nicht nur uber die Zahl der Arbeitsplätze reden. Es geht auch um die Qualität. Bekommen wir weiter an unseren Standorten hochwertige Arbeitsplätze, so dass Baur ein eigenständiger Versandhändler bleibt und nicht nur noch ein Name auf dem Papier steht? Es läuft nicht schlecht, aber das ist noch nicht in trockenen Tüchern.

Und die schönste Meldung?
Ich war neulich bei der Firma Hofmann in Schney, wo ein junger Mann ausgezeichnet wurde, weil er bayernweit die beste Ausbildung abgelegt hat. Da bin ich wieder bei den endogenen Kräften. Wir haben Firmen, die im Landkreis gewachsen sind und wenn die noch vorbildlich ausbilden, dann ist das für mich ein Zeichen: Die Firmen haben verstanden, dass wenn sie dem Fachkräftemangel begegnen wollen, dann müssen sie anfangen, um diese Ressource Mensch auch zu kämpfen. Da bietet Hofmann eine Top-Ausbildung. Ich war in der Lehrwerkstatt drin, da war eine gute Stimmung, da herrschte ein Wir-Gefühl. Das hat gut getan.
Das Interview führte Tobias Kindermann.