Die Lichtenfelser Lehrerin Jenny Schreiner alias Frieda Bergmann hat Riesen-Spaß am Schreiben.
Jenny Schreiners blaue Augen funkeln wie kleine Saphire, wenn sie über ihre Geschichte spricht. Über das Buch, das sie unter ihrem Pseudonym Frieda Bergmann geschrieben hat. Dann klingt aus ihrer Stimme die Aufregung und sie fängt an, breit zu grinsen. Ein wenig sieht sie aus, wie ein kleines Kind, das unterm Weihnachtsbaum sitzt und endlich die Geschenke öffnen darf.
Doch Frieda Bergmann ist kein kleines Kind mehr. Die Bambergerin ist 39 Jahre alt, hat 2003 ihr Referendariat abgeschlossen und arbeitet seitdem am Gymnasium Burgkunstadt als Lehrerin für Englisch, Deutsch und Geschichte. "Ich glaube, man sollte sich immer ein klein wenig Kind bewahren. Sonst ist das Leben viel zu ernst", sagt sie und grinst.
Keine Liebesschnulze
Aber manche Dinge ändern sich mit dem Erwachsenwerden. So fand Frieda Bergmann Liebesromane früher immer doof, nun hat sie selbst einen geschrieben. "Samstag", heißt der und handelt von Hannah, einer jungen Lehrerin aus Bamberg, die sich in den Irrwegen des Lebens zu verlaufen droht und schließlich dennoch ihr Glück findet. Wer nun eine triefende Liebesschnulze erwartet, liegt falsch. "So etwas mag ich überhaupt nicht. Das finde ich persönlich schrecklich", erklärt Frieda Bergmann.
Wieso beschließt man nach mehr als zwölf Jahren Lehrtätigkeit, plötzlich ein Buch zu schreiben? "Ich habe das nie richtig beschlossen. Es ist einfach passiert", sagt die Autorin. Am Anfang sei es nur eine lose Idee gewesen. Nur ein Kapitel, eher eine Art Kurzgeschichte als ein Anfang für einen Roman. Es dauerte ein halbes Jahr, bis das nächste Kapitel entstand. Auch dieses blieb ein ganzes Jahr lang liegen. "Ich habe überhaupt nicht daran gedacht, ein Buch zu schreiben. Die Kapitel gehörten zwar zur selben Geschichte, aber hatten überhaupt nichts miteinander zu tun. Es waren einfach spontane Ideen, die mir durch den Kopf geschwirrt sind."
Während eines Sommerurlaubs im Jahr 2011 begann die Autorin damit, das erste Mal zusammenhängend zu schreiben. Der Gedanke an einen Roman lag selbst zu dieser Zeit noch fern. 2012 wurde Frieda Bergmann schließlich von einer guten Freundin gefragt, ob sie nicht Lust hätte, an einem Schulbuch mitzuarbeiten. Sie lehnte dankend ab: "Wenn ich etwas schreibe, möchte ich etwas schaffen, mit dem man eine schöne Zeit verbringen kann. Abtauchen, mitfühlen, erleben." Auf Nachfrage, gibt Frieda Bergmann ihrer Freundin die ersten 100 Seiten ihres bisherigen Schaffens zum Lesen mit. Der Deal: Ist es schön, schreibt sie weiter, sollte es aber schrecklich sein, soll die Schreibkarriere aufhören, bevor sie begonnen hat. Das Feedback der Freundin lässt keine zwei Tage auf sich warten. Als "spannend" und "toll" bezeichnet sie die bisherige Geschichte. "Durch diese Worte wurde etwas in mir entfacht, ich habe plötzlich wirklich dafür gebrannt." Für jemand anderen zu schreiben sei völlig anders als nur für sich selbst zu schreiben. Die Unsicherheit sei restlos verschwunden.
50 Seiten für die Tonne
Die darauffolgenden 50 Seiten werden von der Freundin förmlich zerrissen. "Das geht so überhaupt nicht", soll sie gesagt haben. Die Seiten landen also in der Tonne, ein Neustart steht an. Der Spaß treibt die Autorin in dieser Zeit voran, Rückschläge werden nur zu neuen Herausforderungen, bis im März 2014 schließlich das grobe Gerüst für den Roman fertig ist. Die beiden Kapitel, mit denen alles begann, mussten inzwischen weichen.
In den folgenden Monaten gibt Frieda Bergmann das Buch einer weiteren Freundin zu lesen, regelmäßig treffen sich die drei Frauen zu einem "Buch abend", um Kritik zu äußern, Verbesserungsvorschläge zusammenzutragen und Unstimmigkeiten aufzudecken. Am 21. Juli ist es schließlich soweit: "Samstag" ist ausdiskutiert, geglättet, fertig - und Frieda Bergmann bewirbt sich beim "kindle Storyteller Award", einem Schreibwettbewerb für Nachwuchs-Buchautoren. Das Buch des Gewinners wird in gebundener Form durch den Bastei-Lübbe-Verlag veröffentlicht. "Ursprünglich wollte ich es im Copyshop binden lassen und nur meiner Familie schenken. Nun wäre es schon wirklich toll, wenn das mit dem Wettbewerb etwas wird", sagt Frieda Bergmann. Bis zum 15. September läuft der Wettbewerb noch. Doch schon jetzt fühlt sich die Autorin wie eine Siegerin: Einige fremde Leser haben Rezensionen hinterlassen oder ihr persönlich geschrieben. Die einen bezeichnen den Roman als "durchaus gelungen", die anderen sind überrascht, wie wenig schnulzig er ist. "Sogar etwas für uns Männer", schreibt ein Leser.
Ob am Ende des Wettbewerbs der Sieg steht, ist für die Lichtenfelser Autorin zweitrangig, schließlich bleibt ihr noch das persönliche Anschreiben an verschiedene Verlage. In jedem Fall hat sie eine neue Leidenschaft für sich entdeckt: "Das Schreiben ist ein riesengroßer Spaß und eine unglaubliche Freude."