Das hat es mit dem Mieterführerschein auf sich

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Der Pressesprecher Andreas Grosch und die Integrationslotsin Karin Pfeiffer freuen sich darauf, neue Projekte im Landkreis anzugehen. Foto: Jutta Rudel
Der Pressesprecher Andreas Grosch und die Integrationslotsin Karin Pfeiffer freuen sich darauf, neue Projekte im Landkreis anzugehen. Foto: Jutta Rudel

Als Integrationslotsin für den Landkreis hat Karin Pfeiffer einiges zu tun: Sie startet unter anderem ein Projekt zur Mieterqualifikation.

Führerschein fürs Auto, kennt jeder. Auch den fürs Moped. Aber was bitte ist ein "Mieterführerschein"? Karin Pfeiffer, seit Frühjahr Integrationslotsin des Landkreises, kann Auskunft geben: "Sie werden künftig Flüchtlingen ausgestellt." Das ist Teil ihres Projekts zur Mieterqualifikation. Als Integrationslotsin hat sie die Aufgabe, sich um die Integration der Flüchtlinge zu kümmern. Diese möchte sie durch ihr Projekt fit für den Wohnungsmarkt machen.


Schulungen für Flüchtlinge

Derzeit wohnen 166 anerkannte Asylbewerber in Gemeinschaftsunterkünften, obwohl sie ausziehen dürfen und auch sollten. Günstige Wohnungen zu finden ist aber nicht einfach. Grosch schildert das Problem: "Die Migranten drängen auf den Wohnungsmarkt, der hart umkämpft ist." Die Flüchtlinge haben es besonders schwer, sich gegen die einheimische Konkurrenz durchzusetzen. Zum einen haben diese selbst Probleme bei der Wohnungssuche, zum anderen haben die Vermieter häufig Vorbehalte. Beidem möchte Pfeiffer durch ihr Projekt Abhilfe schaffen. Dafür hat sie ein Zwei-Säulen-Konzept entwickelt. Zum einen sollen die Asylbewerber geschult, zum anderen die Vorbehalte der Vermieter abgebaut werden.
"Wir können ja nicht einfach neuen Wohnraum schaffen", erklärt die Integrationslotsin und fährt fort: "Deshalb soll es zeitnah Schulungen für die Migranten geben". In Gruppen sollen die Flüchtlinge mit Hilfe eines Arbeitsheftes lernen, in einer deutschen Wohnung zurechtzukommen.
Die Inhalte sind in Themenbereiche gegliedert. Vom sparsamen Strom- und Wasserverbrauch bis zum Mietvertrag sei alles rund ums Wohnen abgedeckt. Es gibt zum Beispiel ein Memory zum Thema "Wie putze ich richtig?", bei dem man dann Lappen oder Besen richtig zuordnen muss. Auch Mülltrennung sei ein großes Thema. "Das kennen sie so einfach aus ihren Herkunftsländern nicht", ergänzt Grosch.
Eine Schulung umfasst fünf Sitzungen mit je zwei Stunden. Am Ende der Schulung erhalten die Teilnehmer dann als Zertifikat den Mieterführerschein. Auch eine Art Bewerbungsmappe des jeweiligen Mieters wird dann erstellt, damit "er zur Besichtigung schon alles dabei hat und der Vermieter nichts mehr braucht". "Das dient alles der Vorbereitung auf dem Wohnungsmarkt", sagt Pfeiffer. Zur Besichtigung selbst gehe sie nicht mit. Erste Gruppentreffen sollen im südlichen Landkreis, in Burgkunstadt/Altenkunstadt, Weismain und Lichtenfels stattfinden. Derzeit prüfen Ehrenamtliche, welche Migranten für die Teilnahme geeignet sind. "Sie müssen deutsch sprechen", da die Schulung in Deutsch stattfindet. Pfeiffer ist dankbar für diese Unterstützung. Denn wenn die anerkannten Asylbewerber keine Wohnung finden, so müssen diese darauf hoffen, weiterhin in den Unterkünften ausharren zu dürfen. Ansonsten würden sie obdachlos werden, was die Kommune vor weitere Probleme stellen würde.


Erstmals Runder Tisch

Neben der Integrationshilfe ist Pfeiffer auch als Ansprechpartnerin und Koordinatorin der Ehrenamtlichen tätig. Im Mai hat sie deshalb auf Wunsch der Ehrenamtlichen zum ersten Mal einen Runden Tisch zum Thema Wohnungssuche und Mieterführerschein organisiert. "Das ist derzeit das brisanteste Thema ", erklärt Pfeiffer. Geladen sind unter anderem Vertreter von Caritas, Jobcenter, Asylsozialberatung aber auch weiterer, ehrenamtlicher Stellen. "Ich möchte alle ins Boot holen", betont sie. "Das Ziel ist es, dass ein Ehrfahrungsaustausch stattfinden kann."
Oftmals seien die Ehrenamtlichen frustriert gewesen, dass es keinen Ansprechpartner im Landkreis gegeben habe. Als Integrationslotsin ist Pfeiffer nun für sie da. "Ich denke, dass sie froh sind, dass es mich gibt." Falls aktuelle Probleme entstehen, zum Beispiel eine Umsiedlung der Flüchtlinge, so werde das natürlich mit in die Runde gegeben.


Befristete Förderung

Zugegeben, wirklich "neu ist die Stelle der Integrationslotsin nicht, aber nun wurde sie erstmals offiziell gefördert", berichtet Pressesprecher Andreas Grosch. "Wir mussten uns nicht darum kümmern, jemanden Neues für den Posten zu besetzen", denn schon seit 2015 nimmt Karin Pfeiffer die Aufgaben einer Integrationslotsin war. "Die Förderung ist auf ein Jahr befristet", erklärt Grosch. Karin Pfeiffer bleibe aber natürlich weiterhin als Integrationslotsin tätig. Bis es so weit ist, hofft diese, "dass einige eine Wohnung finden werden." Sie will in einem Jahr "von einem positiven Ergebnis berichten können". Auch hofft sie, den Ehrenamtlichen bis dahin eine große Hilfe gewesen zu sein: "Ich möchte ihre wahnsinnig tolle Arbeit unterstützen, ihnen dadurch Zeit zurückschenken und einfach Wertschätzung entgegenbringen."