Ein Demonstrationszug mit rund 500 Teilnehmern zog lautstark, aber friedlich durch Lichtenfels.
Ein starkes Aufgebot der Polizei sicherte am Montagabend eine Demonstration gegen die Wahlkampfveranstaltung der Partei "Alternative für Deutschland" (AfD) im Lichtenfelser Stadtschloss. Rund 500 Protestler versammelten sich zunächst auf dem Marktplatz, um ihrem Unmut gegen die AfD lautstark Luft zu machen.
Ein breites Bündnis aus Parteien, Kirche, Gewerkschaften, Naturschützern sowie Freunden der Demokratie und Antifaschisten wollte ein Zeichen für Toleranz und Menschlichkeit und gegen rechte Hetze setzen. Das Spektakel begleitete mit ohrenbetäubenden Sambaklängen die Gruppe Aipalé aus Coburg. Die Teilnehmer kamen auch aus den Nachbarlandkreisen.
"Kronach ist bunt"
Die Gruppe "Kronach ist bunt" war mit zahlreichen Mitgliedern angereist. Fantasievolle Plakate und Schilder säumten den Marktplatz, Kinder schwenkten Fahnen und viele junge Menschen erklärten ihre Solidarität den Demonstranten. "Lieber bunt als braun" war zu lesen. Oder "Love Football, hate Racism", schrieben die Trieber Fußballer. "Alle Menschen sind Ausländer" oder "Geburtsort Erde - Nationalität Mensch - Religion Liebe - Politik Frieden", hieß es bei den Kronachern.
"Der Zuspruch dokumentiert, dass es uns nicht egal ist, was in unserem Land geschieht. Und das ist ganz, ganz wichtig", stellte Mathias Söllner vom Bündnis 90/Die Grünen fest. Sein Sohn Johannes hatte die Demo organisiert. Bürgermeister Andreas Hügerich (SPD) beschwor die Einheit aller Menschen, die friedlich für Demokratie kämpfen. Mit "Lichtenfels: Wir sind mehr!", rief er dazu auf, für Toleranz und Miteinander einzutreten. "Mit großer Sorge beobachten wir, wie Rechtspopulisten, Faschisten und Neonazis gegen elementare Grundwerte mobilisieren", unterstrich Hein Gärtner, Kreisvorsitzender des Deutschen Gewerkschaftsbundes. "Wir verurteilen jede Form von Hass und Gewalt. Deutschland darf nicht nach rechts kippen", sagte er. Markus Püls, Vorsitzender der SPD Lichtenfels, betonte, die AfD wolle zurück in die Mitte des letzten Jahrhunderts und machte unmissverständlich klar: "Die AfD ist die Spitze einer Bewegung der ewig Gestrigen. Diese Partei ist für niemanden eine Alternative, so wie rechte Parteien in der Geschichte unseres Landes nie eine Alternative waren." Der Bund Naturschutz-Kreisvorsitzender Anton Reinhardt mahnte: "Diese Partei leugnet den von Menschen verursachten Klimawandel und möchte die Laufzeiten der Atomkraftwerke weiter verlängern. Sie will den weiteren Ausbau regenerativer Energien bremsen und ist gegen Tempolimits auf Autobahnen. Die Förderung des umweltfreundlichen ÖPNV und Radverkehrs spielt eine untergeordnete Rolle. Die Energie- und Verkehrswende kämen praktisch zum Stillstand."
Dann zogen die Demonstranten die Stadtknechtsgasse zum Schloss hoch, begleitet von den Trommelwirbeln der Sambagruppe. Die Polizei hatte die Gasse auch an den Zugängen und Fußgängerwegen mit starken Einsatzkräften, auch von benachbarten Einsatzkräften, abgeriegelt. Gegen 19 Uhr endete die Demonstration, die ohne Zwischenfälle verlaufen war.
Das Stadtschloss glich am Montagabend bei einer Wahlkampfveranstaltung der AfD einer Festung. Die Zugänge waren auf beiden Seiten der Stadtknechtsgasse von der Polizei abgeriegelt worden. Kontrollen fanden vom eigenen Sicherheitsdienst am Eingang und vor dem Saal statt. Ein Spürhund schnüffelte nach Explosiven. Die Veranstaltung dagegen verlief harmonisch und ohne Zwischenfälle.
Nach den Grußworten des Vorsitzenden des AfD-Kreisverbandes Kulmbach-Lichtenfels, Theo Taubmann aus Weismain, sprach Bezirkstagkandidatin Heike Kunzelmann aus Buch am Forst. Sie macht sich für den Ausbau und die Stärkung der ärztlichen Strukturen sowie der Altenpflege stark, wünscht sich ein flächendeckendes Angebot an Kindergärten und zeigte ein Herz für bäuerliche Betriebe. Sie bedauerte, dass immer mehr Großbetriebe den kleinen Bauernhöfen zu schaffen mache. Sie distanzierte sich von den Vorfällen in Chemnitz. Sie sprach massive Probleme der inneren Sicherheit an. "Probleme können nur gelöst werden, wenn wir sie benennen", betonte sie. Mit Pfarrerin Anne Salzbrenner und der Bewegung "Lichtenfels ist bunt" wolle sie den Dialog suchen.