Der Raum Lichtenfels ist ein weißer Fleck auf der Karte, wenn es um ehrenamtliche Unterstützer der Polizei geht. Es gibt Überlegungen, das zu ändern.
Kronach hat sie seit mehr als zehn Jahren, Bamberg und Kulmbach sind ebenfalls "versorgt", die Gemeinden Weidhausen und Sonnefeld im Nachbarlandkreis Coburg wollen sie auch: eine Sicherheitswacht. Vor über 20 Jahren schuf der Freistaat per Gesetz die Möglichkeit dieser ehrenamtlichen Unterstützung für seine Polizei. Knapp tausend Bürger sind in den seither eingerichteten Sicherheitswachten aktiv, und das Innenministerium möchte deren Zahl gerne aufstocken. Der Landkreis Lichtenfels ist aber diesbezüglich noch ein weißer Fleck auf der Landkarte der oberfränkischen Polizei. Da mag es kein Zufall gewesen sein, dass ausgerechnet hier das Präsidium im November einen Fortbildungstag für rund 80 Mitarbeiter der oberfränkischen Sicherheitswachten abhielt. Sie trafen sich in Kloster Banz, und Polizeipräsident Alfons Schieder unterstrich einmal mehr, dass man die Stadt Lichtenfels und einige Gemeinden im Umfeld für weitere geeignete Standort halte und mit den verantwortlichen Gremien bereits im Gespräch sei. Schon im Juli waren alle Bürgermeister bei ihrer Dienstbesprechung informiert worden. Doch nur aus einem Gemeinderat (Michelau) kam im Anschluss das Signal, dass man gerne dabei sei, wenn es gelte, vor Ort eine Sicherheitswacht zu etablieren.
Manche Kommunen sehen die Anwesenheit ehrenamtlicher Streifen als probates Mittel zur Vermeidung von Vandalismus: Beschmierte Wände oder demolierte Sitzbänke würden seltener, wenn damit zu rechnen ist, dass Leute unterwegs sind, die nicht wegschauen.
In der Stadt Lichtenfels liegt es schon einige Jahre zurück, dass das Thema im Stadtrat behandelt wurde. Das war noch in der vergangenen Legislaturperiode, wie sich Sebastian Müller vom Bürgermeisteramt erinnert. Der Stadtrat, noch in anderer Zusammensetzung als heute, habe damals die Meinung vertreten, dass man so etwas eigentlich nicht bräuchte.
Inzwischen hat der Leiter der Polizeiinspektion gewechselt, und der neue Chef Erich Günther möchte die Gespräche mit den Bürgermeistern im Landkreis in den nächsten Wochen wieder aufnehmen. Darauf angesprochen, ob man seiner Meinung nach hier eine Sicherheitswacht brauche, antwortet er differenzierend. "Brauchen ist relativ." Es solle nicht der Eindruck erweckt werden, dass die Gegend unsicher ist. Doch wenn es um die "gefühlte Sicherheit" gehe, ist die Sicherheitswacht seiner Ansicht nach eine gute Einrichtung. Die ehrenamtlichen Helfer, die von der Polizei ausgewählt und geschult werden, sieht er als zusätzliches Angebot.
Ansprechpartner vor Ort
Die Bürger hätten dann vor Ort Ansprechpartner, vor allem für das, was die Polizei nicht leisten könne und was auch nicht unbedingt polizeilich verfolgt werden müsse. "Wir wollen keine Leute, die observierend durch den Park patrouillieren", verdeutlicht Günther die Erwartungen der Polizei an die ehrenamtlichen Unterstützer. Bei einer Großveranstaltung in Lichtenfels beispielsweise könnten diese erkennbar Präsenz zeigen. Erkennbar schon allein deshalb, weil die Männer und Frauen einheitlich eingekleidet sind, den blauen Uniformen der Polizei recht ähnlich.
Rechtlich unterscheiden sie sich aber deutlich von "richtigen" Polizisten. Sie dürfen die Identität einer Person feststellen, das heißt: Wen sie darauf ansprechen, der sollte sich ihnen gegenüber schon ausweisen. Tut er es nicht, haben sie selbst zwar keine Handhabe, sie werden dann aber die jeweilige Polizeidienststelle verständigen und um Unterstützung bitten. Eine vorläufige Festnahme ist unter gewissen Umständen übrigens jedermann erlaubt. Etwa wenn jemand auf frischer Tat ertappt wurde und Fluchtgefahr besteht. Dies regelt das sogenannte Jedermannsrecht. Mitglieder einer Sicherheitswacht erfahren in einer 40 Stunden umfassenden Unterweisung genau, was sie dürfen und was nicht. Ohne den Begriff Bürgerwehr zu nennen, unterstreicht Jürgen Stadter vom Präsidium Oberfranken, dass es der Polizei wichtig ist, diese Ausbildung selbst in die Hand zu nehmen - "bevor es andere tun".