Der Lichtenfelser Marktplatz mutiert zum Fußballstadion beim 4:0-Auftakterfolg der deutschen Mannschaft gegen Portugal. Ketchup im Mundwinkel bei der Hymne und Gemurre, als der Ton aus fällt.
Die DFB-Elf ist fulminant ins WM-Turnier gestartet. An die 1000 Fans wollten sich beim Public Viewing die Auftaktpartie von Lahm, Khedira und Co. nicht entgehen lassen. Was gibt es schließlich Schöneres, als gemeinsam mitzufiebern, mitzuleiden und mitzujubeln. Ausgerüstet mit Fahnen, passend gekleidet in Deutschland-Trikots und bemalt in den Landesfarben stürmten die WM-Wütigen die gute Stube der Korbstadt. Dort verfolgten sie auf der Großleinwand das Auftaktspiel der Truppe von Jogi Löw. Bei einem kühlen Bier, Snacks und echtem Stadiongefühl stand dem Fußball-Spaß nichts mehr im Wege.
Gejohle und Gekicher Mit Ketchup im Mundwinkel stellen sich ein paar Kids Arm in Arm zur Nationalhymne auf. Gejohle und Gekicher, als Kanzlerin Merkel die Hymne singend eingeblendet wird.
Als nach wenigen Minuten Khedira am leeren Tor vorbeischießt, stöhnt die Fußballgemeinde. Wenige Minuten später schreit sie: "Toooooooor!" Hummels, Hummels, ja, ja, ja"!
Andreas reckt die geballte Faust in die Höhe. "Die sind ja viel besser als in den Testspielen", jubelt der Fußballfan aus Reundorf. "Da springt ja sogar die Kanzlerin auf", stellt Florian mit Blick auf die riesige Leinwand fest, als der Dortmunder Verteidiger den Ball zum 2:0 ins Tor gewuchtet hat. "Oh, wie ist das schön", singt eine Gruppe am Rand des Platzes.
Als um 18.35 Uhr der Ton ausfällt murrt das Volk. Ein Techniker umkreist das monströse Wiedergabegerät, das mit seinem ofenrohrgroßen Objektiv eher einem Geschütz ähnelt. Bei hellem Tageslicht ist auch die Bildschirmqualität nicht optimal.
Herbert Schwemmlein aus Lichtenfels bleibt cool: "Ich hab's gehofft", sagt er und lobt die gute Aufstellung des deutschen Teams.
Die Korbstadtkönigin Helena I. tippt einen 3:1- Endstand.
Nenio Stefani lebt seit 51 Jahren in Deutschland. Wenn es nicht gerade sein Team aus Italien ist, wird er zum Fan der Deutschen. Zumindest lässt sein Outfit darauf schließen. "Viel Glück haben sie", meint er kritisch und der Elfmeter sei ihm ein bisschen zu früh gekommen. Der lange Markus Schobert aus Lichtenfels bleibt wortkarg: "Ist ok", gibt er dann schließlich zu.
Inzwischen haben die Fans alle mobilen Sitzgelegenheiten rund ums Rathaus vor die Bühne geschleppt. Für viele ist das Public Viewing auf der Fanmeile ein willkommener Anlass zum Feiern. Fußball rückt dabei mehr und mehr in den Hintergrund. Sie wollen ein Fass aufmachen und sich amüsieren. Die Mitglieder des Stadtmarketingvereins, dem Veranstalter, lassen das überwiegend junge Volk gewähren. Citymanager Werner Schiffgen lädt zu weiteren Live-Übertragungen der Spiele mit deutscher Beteiligung ein. Das Endspiel soll in die Stadthalle übertragen werden.