Wozu braucht man eigentlich Schulsport?

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Markus Ritschel: Sport ist für mich ein perfekter Ausgleich zum normalen Schulalltag. Mal nicht nur im Klassenzimmer zu sitzen, sondern sich an der frischen Luft zu bewegen und sich richtig auszupowern, das gibt neue Energie.
Markus Ritschel: Sport ist für mich ein perfekter Ausgleich zum normalen Schulalltag. Mal nicht nur im Klassenzimmer zu sitzen, sondern sich an der frischen Luft zu bewegen und sich richtig auszupowern, das gibt neue Energie.
 
Maria Stübinger: In der Gruppe Sport zu machen, egal ob im Verein oder in der Schule macht einfach Spaß. Man lernt viele Leute kennen und wenn man gut ist, hat man Erfolgserlebnisse.
Maria Stübinger: In der Gruppe Sport zu machen, egal ob im Verein oder in der Schule macht einfach Spaß. Man lernt viele Leute kennen und wenn man gut ist, hat man Erfolgserlebnisse.
 
Thomas Müller: Ohne Sport wäre das Leben total langweilig. Wenn ich an einem Tag nicht Fußball-spielen kann, weiß ich früher oder später nicht mehr, was ich machen soll.
Thomas Müller: Ohne Sport wäre das Leben total langweilig. Wenn ich an einem Tag nicht Fußball-spielen kann, weiß ich früher oder später nicht mehr, was ich machen soll.
 

Schulsport wird von vielen als Fach zweiter Klasse belächelt. Doch das hat es nicht verdient, meint nicht nur Sportlehrer Josef Pensler von der Carl-von-Linde Realschule in Kulmbach. Ein Plädoyer für den Sportunterricht an deutschen Schulen.

Herz-Kreislauferkrankungen, Übergewicht, Hüft- und Knieprobleme - viele Wehwehchen und ernsthafte Erkrankungen lassen sich auf Bewegungsmangel zurückführen. "Wir können im Sportunterricht nicht aus allen Schülern Athleten machen, aber ich möchte, dass die Kinder und Jugendlichen erkennen, dass es Spaß macht und dass es sich lohnt, ein Leben lang in Bewegung zu bleiben", sagt der Fachbereichsleiter Sport an der Carl-von-Linde-Realschule in Kulmbach, Josef Pensler.

Auch die Krankenkassen haben diese Art der Vorsorge längst für sich entdeckt. Erst im letzten Jahr habe sich die Schule an einer zwölfwöchigen Aktion einer Krankenkasse beteiligt, bei der ein professioneller Trainer Schüler aus der Realschule unter seine Fittiche genommen und regelmäßig mit ihnen trainiert hat.

Und auch sonst wird dem Sport in der Carl-von- Linde Realschule ein großer Stellenwert beigemessen.
Die Fußball-Schulmannschaft, in der auch Thomas Müller kickt, hat unlängst den Titel des oberfränkischen Meisters nach Kulmbach geholt. Solche Ereignisse sind für Josef Pensler immer wieder ein besonderer Grund zur Freude.

Alle sollen zum Zug kommen

Doch der Fokus des Sportunterrichts liegt nicht allein bei den Sportskanonen. Sie kommen genauso zum Zug wie die Schüler, die bisher keine sportlichen Ambitionen hatten. "Wir versuchen, viele Sportarten zu machen, in denen alle auf dem gleichen Niveau sind. Ballsportarten wie Brennball zum Beispiel, die eben nicht ein Teil der Kinder schon im Verein spielt". So können auch schwächere Schüler motiviert werden.

Erfolgserlebnisse sind wichtig

In erster Linie gehe es im Sportunterricht nicht um die eigentliche Leistung, so Pensler, sondern um die soziale Komponente. "Gegenseitige Motivation, Gruppendynamik und Erfolgserlebnisse, das ist es, was den Sportunterricht trägt."

Und das hat auch Pensler in der Jugend überzeugt. Seine eigenen damaligen Lieblingsfächer Sport und Musik unterrichtet der 50-Jährige heute an der Realschule. Er sieht Sport auch ein bisschen als Lebenseinstellung an. Er hat beobachtet, dass viele Schüler, die in Sport gut sind, auch in anderen Fächern überzeugen. "Viele sind einfach motiviert und ehrgeizig. Das sind Grundeigenschaften, die jeder gute Sportler und jeder erfolgreiche Schüler haben muss."

Gemeinsamer Sport macht Spaß und schweißt zusammen - egal wie gut man ist. Außerdem lernen die Kinder und Jugendlichen etwas, das sie sonst in keinem Fach in dieser Form beigebracht bekommen: Sich zu motivieren, sich durchzubeißen, auch wenn es hart ist, und dabei zu spüren, dass man nicht alleine kämpft.

"Wenn ich Laufen gehe und einen Freund oder einen meiner Brüder dabei habe, feuern wir uns gegenseitig an. So schafft man deutlich mehr", berichtet Markus Ritschel aus der neunten Klasse der Carl-von-Linde Realschule von seinen Erfahrungen.

Auch bei der Lösung von Streitigkeiten und Konflikten spielt der Schulsport eine wichtige Rolle, so Lehrer Pensler. Beim Sport selbst, zum Beispiel beim Fußball, gehe es zwar auf dem Platz oft heiß her. Danach aber gebe man sich die Hand und alles ist wieder gut. "Das lässt sich auf viele Situationen im täglichen Leben übertragen."

Leider, so Pensler, erkennen viele Schüler den gesundheitlichen Aspekt des Sportunterrichts überhaupt nicht. Der 50-Jährige beobachtet immer häufiger, dass jungen Menschen die Koordinationsfähigkeit fehlt. Viele bewegten sich einfach ungelenk. "Wir haben dafür spezielle Programme, die auch in den Lehrplänen fest verankert sind, zum Beispiel ein so genanntes Stationsturnen durch einen Parcours. Das ist etwas, das die Kinder außerhalb der Schule eigentlich kaum kennen. So wird die Koordinationsfähigkeit geschult, und gleichzeitig macht so ein Parcours auch immer viel Spaß - Erfolgserlebnisse inklusive."

Durch den Unterricht wird ganz nebenbei - quasi durch die Hintertür - erreicht, dass sich die Schüler mit ihrem eigenen Körper auseinander setzen. "Wir machen Übungen, bei denen die Schüler laufen sollen, bis ein gewisser Puls erreicht ist." So entwickeln sie, abseits aller Theorie, ein Gefühl für den Körper, für Gesundheit und Wohlbefinden.

Schulsport soll Lust und Freude an der Bewegung wecken. Ziel sei es, so Pensler, Schüler so für Sport zu begeistern, dass sie vielleicht in den Vereinssport wechseln. Denn wer sich für eine Sportart entschieden hat und dort trainiert, kann natürlich ganz andere Leistungen vollbringen, als in ein paar Unterrichtsstunden in der Schule.