Wind sorgt in Thurnau für eine Mammutsitzung

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Die Windkraft bewegt die Thurnauer. Viele Bürger, die die Gemeinderatssitzung besucht haben, waren enttäuscht.
Die Windkraft bewegt die Thurnauer. Viele Bürger, die die Gemeinderatssitzung besucht haben, waren enttäuscht.

So was hat es in Thurnau lange nicht mehr gegeben. Montagabend haben sich die Räte mit den Windparkplänen befasst. Es gab so viele Einwände, dass die Sitzung gestern fortgesetzt wurde - da war das Gremium aber nicht beschlussfähig.

Sage und schreibe 103 Einwände und Anregungen gibt es allein gegen den Flächennutzungsplan für die im Thurnauer Oberland geplanten Windräder. Die Widersprüche gegen die konkreten Bebauungspläne sind da noch gar nicht dabei. Kein Wunder, dass die Gemeinderatssitzung deshalb am Montag länger gedauert hat. Dass es sich aber bis kurz vor Mitternacht hinziehen würde, damit hatten die Besucher nicht gerechnet.
Die Sitzung, die im Gasthaus Passing in Tannfeld stattfand, war da nicht beendet, sondern wurde nur unterbrochen. "Es ist abzusehen, dass es noch Stunden dauert, bis alle Einwendungen verlesen und die Stellungnahmen abgestimmt sind", begründete Bürgermeister Dietmar Hofmann (SPD/OL) die Entscheidung. Deren Fortsetzung wurde auf den nächsten Tag, Dienstag, 11 Uhr, terminiert.

Nur fünf Gemeinderäte waren da

Ein Zeitpunkt, der bei wenigen Räten auf Gegenliebe stieß. "Ich muss arbeiten, ich kann nicht nachts um zwölf beschließen, am nächsten Tag Urlaub zu machen", begründet Detlef Zenk (Freie Wähler) seine Abwesenheit bei der Fortsetzung. So oder so ähnlich ging es wohl den meisten Räten, denn zur Sitzung um elf Uhr erschienen gestern nur fünf der 16 Volksvertreter. "Es war ja angekündigt, dass es länger dauern wird und wir uns Zeit nehmen sollen. Aber wenn man schon unterbrechen muss, dann muss man die Sitzung am Dienstagabend fortführen", sagte Zenk. Dass das nicht möglich war, lag daran, dass zentrale Personen, unter anderem Gutachter Bernhard Walk aus Nürnberg, der die Einwände geprüft hat, am Abend verhindert war, wie es offiziell aus dem Rathaus hieß.

Der zweite Fortsetzungstermin

Da das Gremium mit nur fünf Räten nicht beschlussfähig war, wurde die Sitzung erneut vertagt. Der neue Termin findet am Donnerstag, 25. Juli, statt, einen Tag nach der Sitzung des Regionalen Planungsausschusses, der den Regionalplan ausarbeitet. Nach dieser Sitzung hat der Gemeinderat ohnehin eine deutlich größere Planungssicherheit, so Bürgermeister Hofmann.

Zwei statt fünf Räder

Beschlossen wurde am Montag, dass auf der Vorrangfläche bei Lochau auf Thurnauer Grund nur noch zwei statt der bisher geplanten fünf Windräder stehen dürfen. Die Fläche ist verkleinert worden.
Bei den Einwänden und Anregungen, die 15 Bürger und 22 Behörden und Verbände gegen den Flächennutzungsplan eingebracht haben, handelte es sich vor allem um Bedenken wegen des Eingriffs ins Landschaftsbild, wegen Lärm, sinkender Grundstückspreise oder wegen Eisbruch. Auch Argumente des Umweltschutzes werden angeführt, so der Schutz des Niederwildes und einiger Vogelarten.
Die Einwände und die entsprechenden Stellungnahmen des Gemeinderates mussten verlesen, aber nicht mehr groß diskutiert werden. Die 103 Einwände (57 von den Bürgern und 46 von Behörden und Verbänden) waren in der Bauauschusssitzung vorberaten worden. Die Abstimmung war nur noch Formalität. Umso enttäuschter waren viele anwesende Bürger.

Bürger sind sauer

Für einige Bürger im voll besetzten Saal der Gaststätte Passing waren die Gemeinderäte bloßes "Stimmvieh", andere waren enttäuscht. Andrea und Roland Balzer leben in Lochau und hatten große Hoffnungen in die Sitzung gesetzt. "Für uns sind die Windräder eine Katastrophe", sagte Andrea Balzer: "Busbach und Lochau sind am meisten betroffen." Dass jetzt nur noch zwei Windräder bei Lochau auf Thurnauer Grund stehen sollen, beruhigt sie nicht. "Auf Eckersdorfer Gemeindegebiet werden weitere Räder gebaut. Insgesamt sind es auf der Fläche acht Stück! Genügt es nicht, dass Alladorf und Kleetzhöfe Windräder bekommt? Wir werden umzingelt!"

Zenk stimmt oft dagegen

Diese Meinung vertreten auch einige Gemeinderäte. So wurden viele der Stellungnahmen auch nicht einstimmig befürwortet. Vor allem Detlef Zenk hat sich immer wieder dagegen ausgesprochen. "Ich bin ja für die Windräder in Alladorf, aber insbesondere bei Lochau finde ich: Das geht einfach nicht. Lochau und Busbach sind eingekesselt."
Tatsächlich ist bei Lochau das letzte Wort noch nicht gesprochen. Der Eckersdorfer Gemeinderat tagt ebenfalls in diesen Tagen und wird über eine Stellungnahme zu den Windrädern auf Thurnauer Grund entscheiden. Die sechs Windräder auf Eckersdorfer Seite sind bereits bewilligt worden. Wie Bürgermeisterin Sybille Pichl gestern betonte, gebe es hier keinen Widerstand der Bürger.
Die Gemeinde Thurnau hat zwar in der Sitzung die Vorrangfläche neu definiert, ob sie tatsächlich verändert wird, das wird aber der Planungsverband entscheiden.
Die Firma NewEn will die Anlagen bei Lochau bauen. Manfred Striegl von NewEn hat die Entscheidung des Gemeinderates, die die Fläche zu verkleinern, nicht überrascht. "Das gibt es häufiger. Die Leute vergessen aber oft, dass es der Bevölkerung nur zugute kommt, wenn bestimmte Flächen ausgewiesen werden. Schließlich heißt das, dass überall sonst keine Anlagen entstehen können."