Wickenreuther Kleinod vor dem Verfall gerettet

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Restaurator Uwe Franke wirft einen Blick in den Backofen des Backhauses Wickenreuth.Werner Reißaus
Restaurator Uwe Franke wirft einen Blick in den Backofen des Backhauses Wickenreuth.Werner Reißaus
Mit Kosten von 130 000 Euro wurde das Backhaus wieder aufgebaut.Werner Reißaus
Mit Kosten von 130 000 Euro wurde das Backhaus wieder aufgebaut.Werner Reißaus
 

Das alte Backhaus in Wickenreuth wurde originalgetreu wieder aufgebaut. Die offizielle Übergabe nahm Oberbürgermeister Schramm am Dienstagnachmittag vor.

Die Dorfgemeinschaft des Kulmbacher Stadtteiles Wickenreuth ist um ein schmuckes Backhäuschen reicher. Gemeinsam mit dem Restaurator Uwe Franke, der auch am Backhaus verantwortlich beteiligt war, wurden von der Stadt Kulmbach seit der Amtsübernahme von Oberbürgermeister Henry Schramm im Jahr 2007 viele Maßnahmen im Bereich des Denkmalschutzes umgesetzt. "Wir haben viele alte, historische Bauten hergerichtet. Als größte Maßnahmen das Rathaus, den Roten Turm, die Volkshochschule und das Pförtnerhaus an der früheren Spinnerei. Ich glaube, dadurch ist Kulmbach auch ein bisschen schöner geworden", erklärte Schramm. "Und wir haben zumindest versucht, das historische Erbe unserer Stadt zu bewahren."

Erklärtes Ziel war es, wie der Oberbürgermeister erläuterte, nicht nur große Projekte umzusetzen, sondern auch kleine, vor allem auch in den Stadtteilen: "Es ist ganz wichtig, dass nicht nur die zentrale Stadt, sondern dass auch die Stadtteile sich mitgenommen fühlen."

Über ein Jahrhundert genutzt

Und für Wickenreuth bot sich das alte Backhaus an, das sogenannte Breitäcker-Backhaus, das unter Denkmalschutz stand und wohl um die Mitte des 19. Jahrhunderts errichtet wurde. Ein Sandsteinbau mit Backofen, in dem über ein Jahrhundert hinweg Brot und auch andere Sachen für das Dorf gebacken wurden.

Irgendwann in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde jedoch das Backen aufgegeben. Der eingebaute Backofen verfiel, und das Backhaus wurde zum Räuchern oder als Abstellraum benutzt. Die direkte Lage an der Straße, mit einem Tor, das sich in den Straßenraum öffnet, verhinderte eine weitere Nutzung, zumal das Gebäude zusehends verfiel.

OB Henry Schramm: "Im Jahr 2012 stürzte die Rückwand ein. Teile des Hauses mussten mittels Absperrungen gesichert werden. Nur die Tatsache, dass das Haus unter Denkmalschutz stand, verhinderte den Abriss beziehungsweise den Rückbau des Gebäudes."

Dorfgemeinschaft zog voll mit

Immer wieder machte sich die Stadt Kulmbach Gedanken, wie man das Backhaus retten könnte. Von Abtragen und Einlagern bis zum Wiederaufbau im Rahmen des Bäckereimuseums wurden viele Möglichkeiten - auch mit dem Landesamt für Denkmalpflege - diskutiert.

Wie der Oberbürgermeister erläuterte, wurde die Stadt im Jahr 2016 auf das europäische Entwicklungsprogramm "Eler" für den ländlichen Raum aufmerksam. Dieses Programm sieht unter anderem auch die Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden im dörflichen Umfeld vor.

Schramm: "Auf Grundlage dieser möglichen Förderung wurde von Seiten der Stadt ein neues Nutzungs- und Sanierungskonzept erarbeitet. Dieses sah vor, das Gebäude an neuer Stelle originalgetreu wieder aufzubauen, einhergehend mit der Wiederherstellung der ehemaligen Funktion. Dabei bekam die Stadt die uneingeschränkte Unterstützung auch von der Denkmalpflege.

Weitere und umfänglichere Planungen waren jedoch nur möglich, wenn auch die Dorfgemeinschaft das Projekt unterstützte. Die anfängliche Skepsis wich schnell einer großen Begeisterung für das Projekt.

Auch vom Amt für ländliche Entwicklung in Bamberg gab es nach den Worten von Oberbürgermeister Schramm uneingeschränkte Zustimmung. "In Absprache wurde jedoch das Projekt nicht mehr über das europäische Eler-Programm gefördert, sondern im Rahmen der Dorferneuerung. Die zugesagte Unterstützung war in diesem Rahmen unkomplizierter und die Summe der möglichen Fördergelder höher."

Das Landesamt für Denkmalpflege bestätigte für alle Kosten den denkmalpflegerischen Mehraufwand, und die ermittelten Gesamtkosten lagen bei rund 130 000 Euro. Wie OB Schramm mitteilte, werden diese Kosten nach dem momentanen Abrechnungsstand nicht überschritten.

Die Finanzierung

Im Rahmen der Dorferneuerung wurde eine Förderung mit 59 000 Euro bewilligt, bei der Oberfranken-Stiftung wurden Fördermittel in Höhe von 49 000 Euro beantragt, so dass der Eigenanteil der Stadt Kulmbach bei rund 22 000 Euro liegt.

Von der Dorfgemeinschaft Wickenreuth wurde im Mai die genaue neue Lage des Backhauses festgelegt, und einen Monat später begannen die Fundierungsarbeiten für das Projekt. Nach deren Abschluss wurde das alte Gebäude genau vermessen, alle Mauersteine und auch das Dach wurden nummeriert und dokumentiert, und danach wurde das Haus abgebaut.

Originalgetreu Stein auf Stein

Schramm: "Jeder Stein musste in seiner ursprünglichen Lage wieder eingebaut werden. Auch das Dach wurde mit nutzbarem Material aus dem Ursprungsgebäude originalgetreu wiederhergestellt." Der Backofenbau erfolgte nach historischen Vorlagen als Vorderlader-Grundofen mit Y-förmigen Zügen, Kamin und Vorgewölbe. Ziel des Denkmalschutzes ist, alle historischen Bauteile in ihrer Gefügestruktur zu erhalten und weiterzuverwenden. Zerstörte Elemente sollen artgleich ersetzt werden. "Und genau das ist der Stadt unter der Aufsicht des Restaurators und Kreisheimatpflegers Uwe Franke auch gut gelungen", wie der Oberbürgermeister abschließend feststellte.

Im Oktober wurde die Baustelle abgeschlossen, und gegenwärtig wird der Ofen stufenweise erhitzt, um Spannungen in der Konstruktion abzubauen. Wenn dieser Vorgang abgeschlossen ist, kann die Wickenreuther Dorfgemeinschaft wieder Brot für das Dorf backen.