Der zu Ehrende eröffnet mit dem Posaunenchor seinen eigenen Festgottesdienst, die Gemeinde singt ein Lied. Da ahnt Werner Gräbner noch nicht, dass der Gottesdienst der würdige Rahmen für eine außergewöhnliche Ehrung ist, in dessen Mittelpunkt er selbst stehen würde.
Werner Gräbner leitete an Silvester 1962 den ersten öffentlichen Auftritt des damals neu gegründeten Posaunenchores Lanzendorf auf dem Kirchplatz. Damit feierte er auf den Tag genau ein seltenes Jubiläum, nämlich 50 Jahre Tätigkeit als Leiter und Dirigent eines Posaunenchores.
Dekan Jürgen Zinck dankt dem 73-Jährigen für die unzähligen ehrenamtlichen Stunden und Tage, die er Kirche und Kirchengemeinde geschenkt hat, für die vielen Auftritte des Posaunenchors und dafür, dass er sein pädagogisches Können auch in die Förderung des Nachwuchses eingebracht hat. "Ein halbes Jahrhundert lang! Das macht Ihnen so schnell keiner nach", so der Dekan, um gleich hinzuzufügen: "Muss auch keiner, denn wir haben Sie ja weiterhin in unserer Mitte."
"Eine prägende Person" Vier Pfarrer hat der Jubilar in Trebgast bisher erlebt: Rudolf
Lutz, Theodor Meißner, Helmut Münzer und aktuell Peter Ahrens. Werner Gräbner, betont Letzterer, verstehe es, mit viel Engagement und Kontinuität die Mitglieder des Posaunenchores zusammenzuführen, verschiedene Interessen in der Auswahl musikalischer Literatur zu verbinden und den Chor für Alt und Jung attraktiv zu gestalten. "Mit dem Kirchenchor begründet der Posaunenchor den seit vielen Jahren hervorragenden kirchenmusikalischen Ruf Trebgasts in Dekanat und Landkreis. Werner Gräbner hat einen entscheidenden Anteil an dieser Erfolgsgeschichte." Nur sehr wenige Posaunenchöre könnten auf eine so herausragende Leitung über 50 Jahre durch eine so prägende Person zurückschauen.
Helmut Müller, seit vielen Jahren Obmann des Posaunenchores, verweist auf den enormen Zeitaufwand: "50 Jahre Leitung eines Chores, das bedeutet über 5000 Proben und Einsätze.
10 000 Stunden, die Du mit uns verbracht hast." Jung und Alt, lauter Individualisten, so lange zusammenzuhalten, das sei etwas Besonderes.
Dabei kam es auch zu ungewöhnlichen Aktivitäten, wie sich Müller erinnert: Zum 75. Geburtstag intonierte der Chor der damaligen Mesnerin Babette Hahn ein Ständchen. Als "die Hohna" nach dem dritten Choral immer noch nicht aus der Rochuskapelle kam, merkten die Bläser erst, dass das Geburtstagskind gar nicht zu Hause war. Und im Klinikum Kulmbach spielte der Chor einmal Weihnachtslieder auf einer Station, die noch gar nicht belegt war.
Die Anwesenheit der Damen spornt an Begonnen hat alles 1962 in Lanzendorf, wo Werner Gräbner ein Jahr vorher seine erste Lehrerstelle antrat. Als einer der Gründerväter leitete er die Proben des dort gerade ins Leben gerufenen Posaunenchores.
Er war schon früh mit der Kirchenmusik verwurzelt, denn bereits als Schüler hat er im Treb gaster Kirchenchor gesungen.
Des einen Freud', des anderen Leid: 1967 wurde Werner Gräbner nach Trebgast versetzt, wo er in sein neues Haus einzog und den dortigen Posaunenchor übernahm. Er fordert seine Chormitglieder, fördert sie aber auch. Vor den Übungsstunden stellt er sich interessierten Neulingen zur Verfügung, um sie mit den Besonderheiten eines Instruments vertraut zu machen.Viele Jahre agierte Gräbner auch als Vertrauensmann des Kirchenvorstands. Von 1982 bis 1998 leitete er zusätzlich den Bezirksdekanats-Posaunenchor, in dem er jetzt noch bläst.
Was hat sich gegenüber früher geändert?
Nach wie vor sieht es Gräbner als seine Aufgabe, Gottesdienste und kirchliche Feste abwechslungsreich zu gestalten. "Und das gelingt uns in Trebgast seit Jahren ganz gut", ist er sichtlich zufrieden.
Jetzt gerät er ins Schmunzeln: "Früher waren wir ein reiner Männerchor, mittlerweile haben wir zahlreiche weibliche Unterstützung. Ich freue mich darüber." Es sei schon in der Schule so gewesen, dass die Mädchen fleißiger waren als die Jungen. Die Anwesenheit der Damen sporne an, die Herren strengen sich an, das Gleiche zu leisten. "Früher haben wir nur Choräle gespielt. Jetzt blasen wir auch In traden. Das Niveau wurde durch die Zugkraft der Damen gesteigert." Und wie sieht es beim Nachwuchs aus? Als größtes Problem bezeichnet Gräbner nicht das fehlende Interesse der Jugendlichen. "Es ist heute so, dass die jungen Leute nach der Ausbildung oder dem Studium weggehen, weil sie hier oft keinen Arbeitsplatz finden."
"Vorruhestand" ist absehbar Wie lange wird er noch dirigieren? "Ich werde es schon noch eine Weile machen, aber eine Nachfolgeregelung und damit mein "Vorruhestand" sind absehbar." Dann wird er doch etwas nachdenklich: "Der Chor ist mir sehr ans Herz gewachsen. Mir wird schon etwas fehlen."