Die Stadt Kulmbach will die Mangersreuther Straße umfassend sanieren. Ihre Satzung aus dem Jahre 1992 schreibt vor, dass dafür die Bürger mit zur Kasse gebeten werden müssen. Das sorgt für Auseinandersetzungen.
Am Mittwoch hat sich die Stadt die Angebote angeschaut, die Firmen für den Ausbau der Mangersreuther abgegeben haben. In der nächsten Stadtrats-Sitzung möchte Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU) über die Auftragsvergabe entscheiden lassen. Danach könnte gebaut werden.
Dabei steht allerdings noch nicht fest, wer das Projekt letztlich zahlt. Natürlich die Stadt, die aber auf Grundlage Straßenausbaubeitragssatzung die Anlieger an den Kosten beteiligen muss. 42 sind es, die in Frage kommen - 26 würden weniger als 2500 Euro berappen müssen, zum Teil geht es nur um Beiträge von um die 400 Euro.
Gegen einen Beitrag Vier allerdings müssten mehr als 10.000 Euro beitragen, weitere neun lägen mit ihren Summen im Bereich dazwischen.
Mit Blick darauf hat sich rasch nach der Stadtratsentscheidung vor Pfingsten über die Sanierung der Straße Widerstand formiert. "Wir sind alle für den Ausbau - aber die meisten von uns gegen einen Beitrag", sagt zum Beispiel Helmut Reinhardt, der gemeinsam mit weiteren Nachbarn in einem Brief darauf hingewiesen hat, dass die Stadt seit den 80-er Jahren zwar immer wieder zugelassen habe, dass die Straße für das Erneuern oder Verlegen von Versorgungsleitungen aufgegraben worden sei. Andererseits aber versäumt habe, auf den ordnungsgemäßen Zustand der Fahrbahn danach zu achten. "Vorher war sie richtig gut - heute heißt es, es fehlt der Oberbau", kommentiert er.
Weil der Oberbau fehlt, ist es auch nicht möglich, einfach die Deckschicht zu erneuern, betont der Oberbürgermeister, der eigener Aussage nach liebend gern auf den Totalausbau verzichtet hätte, denn dann käme er auch der Stadt günstiger.
"Aber ich muss mich darauf verlassen, was meine Fachleute mir sagen", bittet er um Verständnis.
Zu einer Informationsveranstaltung am Dienstag hatte er alle interessierten Anwohner ins Rathaus eingeladen und das Projekt nochmals erläutert. "Ich kann ja nachvollziehen, wenn Menschen etwas zu zahlen haben, dass sie sich nicht darüber freuen."
Wenig Freude an der Botschaft aus dem Rathaus haben auch die Bewohner des Bereichs "Am Eulenhof". Ulrike Reimann hatte dies schon Ende Mai betont und darauf verwiesen, dass der Ausbau ihr gar nichts nutze, sie aber dennoch zur Kasse gebeten werden solle.
Helmut Reinhardt allerdings, der das letzte Haus vor der Kreuzung in die Wickenreuther Allee bewohnt, gibt zu bedenken, dass in den 70-er Jahren, als das neue Feuerwehrhaus errichtet worden sei, die Fahrbahn dort von der Dorfschänke bis zur Bundesstraße 85 ausgebaut worden sei - und niemand habe damals etwas zahlen müssen.
Ebenso sei zu berücksichtigen, dass Baulücken geschlossen worden seien, ohne die Bauherren zu beteiligen.
Der Oberbürgermeister freilich versteht das Unverständnis der Bürger des Bereichs "Am Eulenhof". "Ich habe hier bei mir im Hause selbst zwei-, drei Mal nachgefragt, denn auf den ersten Blick erschließt sich nicht, warum die Leute dort beteiligt werden müssen." Gleichwohl habe er auch hier auf die Aussage der Fachleute in seiner Verwaltung zu vertrauen. Zudem habe das Landratsamt als Rechtsaufsichtsbehörde bestätigt, dass die Anwohner in dem gesamten Bereich herangezogen werden müssten. Trotzdem will Schramm nun diese Festlegung nochmals von Fachleuten in München prüfen lassen, um ganz sicher zu sein.
"Ich weiß, dass es für einzelne viel Geld ist", betonte der OB und unterstrich seine Zusage, dass die Stadtverwaltung alles tun werde, um Streckungen und Stundungen zu ermöglichen, wenn
dies nötig sei. Froh ist er, dass bei der rund dreistündigen Informationsveranstaltung am Dienstag sich auch Anwohner geäußert haben, die nicht nur für den Ausbau sind, sondern auch Verständnis dafür haben, dass sie dafür ihren finanziellen Beitrag leisten müssen.
Für eine Solidargemeinschaft Zu ihnen gehört Günter Hild, der mit seiner Familie seit 1994 in dem Gebiet wohnt. "Die Straße ist seit langer Zeit eine einzige Buckelpiste, uns war klar, dass wir irgendwann für den Ausbau zahlen müssen", sagt er. Es müsse dabei nur gerecht zugehen, und die Stadt bemühe sich ja, so wenig Kosten wie möglich entstehen zu lassen. Mit Blick auf die Schulwegsicherheit, die mit verbessert werden soll, tritt er dafür ein, dass die Anlieger eine Solidargemeinschaft bilden: "Denken wir nicht nur an uns, denken wir doch auch an unsere Kinder und Enkel."