Ein 43-jährige New Yorker Ex-Filmemacher drückt jetzt in Kulmbach die Schulbank. Er will Brauer und Mälzer werden.
Ein in vielerlei Hinsicht außergewöhnlicher Mann besucht derzeit die Hans-Wilsdorf-Schule in Kulmbach. Jim Barnes ist mit seinen 43 Jahren nicht nur ein bisschen älter als seine Mitschüler. Er reiste eigens aus New York an, um sich in Kulmbach einen Traum zu erfüllen.
Marco Scherl und die frühere Bierprinzessin Jana Neubert, die die angehenden Brauer und Mälzer in der Berufsschule unterrichten, staunten nicht schlecht, als sie die neuen Schüler begrüßten. Denn unter den Neulingen saß ein "alter Hase": Jim Barnes aus Amerika. "Ich will einfach von Grund auf lernen, wie man das wunderbare Franconian Beer macht. Das ist mein Traum - und jetzt wird er real", lacht der 43-Jährige. Dass er dabei amerikanisches Englisch mit Fränkisch mischt, macht ihn um so sympathischer. Lehrer und Mitschüler haben den Amerikaner längst ins Herz geschlossen.
"Ich brenne für den Beruf"
"Ich brenne für den Beruf. Ich will in Deutschland bleiben, will die Fässer füllen und vielleicht mal ein gemütliches Feierabendbier trinken", erklärt Barnes.
Ursprünglich stammt Jim Barnes aus Philadelphia. In Boston studierte er am "College of Communication" Medienproduktion. "Ich war dann als Kameramann bei DWA TV tätig", erzählt er. Dann wechselte er das Genre und wurde Film-Freelancer. Sogar einen Filmpreis konnte er einheimsen.
Schon damals liebte Jim Barnes den Gerstensaft. Als ihn ein Freund fragte, ob er nicht lieber Bier-Trader in New York sein wollte, konnte Barnes nicht Nein sagen. Er stieg bei "Pretty Things Beer and Ale Project" ein und arbeitete später für das Unternehmen "Shelton Brothers". "Da habe ich die fränkischen Biere kennengelernt. Ach, es war nicht einfach, sie zu verkaufen - aber ich war begeistert", so James Barnes.
Unter den Tisch getrunken
2015 kam er dann selbst nach Franken: als Bier-Trader. "Und sofort hat mein Herz gebrennt", lacht er heute. Er besuchte das Bierfest und lernte die Kulmbacher Brauerei kennen. Nicht nur einmal war der Amerikaner in Kulmbach. "Meine Frau war eine Cocktail-Lady. Einmal war sie dabei und hat fünf Maß geschafft. Sie hat mich unter den Tisch getrunken", amüsiert sich Barnes. Es sei aufregend gewesen, all die fränkischen Biere kennenzulernen.
Barnes organisierte dann in den USA Oktober- und Bierfeste. "Und dann wusste ich plötzlich, was ich mache. Ich hasse es eigentlich zu verkaufen, aber ich liebe Bier", schwärmt der Berufsschüler. Und so entschloss er sich, sein Leben auf den Kopf zu stellen.