Die Firma Glen Dimplex baut in Kulmbach Wärmepumpen und liefert sie bis nach Asien. Solche Geräte haben in ihrer Funktion viel Ähnlichkeit mit Kühlschränken. Mehrere Arbeitsschritte werden von den rund 750 Kulmbacher Beschäftigten von Hand verrichtet.
Das Raumklima ist angenehm. Nicht zu warm und nicht zu kalt. Irgendwie gleichmäßig temperiert. Sven Staudt steht vor einem großen weiß-roten Kasten. Er trägt ein weißes T-Shirt mit kurzen Armen, fast so, als wolle er sagen: Schaut her, was unsere Wärmepumpenanlage für eine Leistung bringt. Aber der Schulungsleiter von Glen Dimplex in Kulmbach macht keine Werbung. Er muss es auch nicht. Das im Herbst 2012 eröffnete Schulungs- und Ausstellungszentrum des Unternehmens, ausgestattet mit Wärmepumpentechnik, zentraler Wohnungslüftung und Photovoltaik-Modulen auf dem Flachdach zur Stromproduktion, spricht für sich.
Quellen: Luft, Wasser oder Erdreich Staudt erklärt lieber die Technik. Denn auch, wenn den Begriff Wärmepumpe nahezu jeder schon einmal gehört hat, wissen viele nicht, was genau sich dahinter verbirgt.
"Wir können damit aus der Luft, aus dem Erdreich oder aus dem Grundwasser Wärme entziehen", erläutert der Diplom-Ingenieur das Wesentliche. Die Funktionsweise einer Wärmepumpe sei im Prinzip identisch mit der eines Kühlschranks, mit umgekehrtem Nutzen. Während der Kühlschrank den Lebensmitteln in seinem Innenraum die Wärme entziehe und über die Rückseite nach draußen abgebe, mache die Wärmepumpe dies mit dem Außenbereich. Sie nutze einen kleinen Anteil hochwertiger Energie, um viel Wärmeenergie, die sonst technisch nicht nutzbar wäre, auf ein höheres Temperaturnivau "zu pumpen".
Umgekehrter Kältekreislauf Herz einer solchen Wärmepumpe ist der Kältekreislauf, in dem ein FCKW-freies Arbeitsmittel mit extrem niedrigem Siedepunkt zirkuliert. Der Kältekreislauf besteht im Wesentlichen aus vier Komponenten.
Einem Verdampfer, in dem auf niedrigem Temperaturniveau Umweltwärme zugeführt wird, so dass das Arbeitsmittel verdampft. Einem Verdichter, der von einem Elektromotor angetrieben wird und das gasförmige Arbeitsmittel stark verdichtet und damit auf ein höheres Temperaturniveau anhebt. Einem Verflüssiger, in dem die Wärmeenergie an den Heizkreislauf abgegeben wird. Das Arbeitsmittel wird dabei stark abgekühlt und verflüssigt. Und schließlich aus dem Expansionsventil, in dem der hohe Druck im System abgebaut wird. Das Arbeitsmittel kühlt weiter ab und kann im Verdampfer wieder Umweltwärme aufnehmen.
1975 erste Kulmbacher Wärmepumpe Henrik Rutenbeck ist als Verantwortlicher für das Marketing erst im vergangenen Jahr zu Glen Dimplex gestoßen.
Eigentlich muss es Glen Dimplex Deutschland heißen, denn die Kulmbacher sind Teil der weltweit agierenden Glen-Dimplex-Gruppe, die ihren Hauptsitz im irischen Dublin hat. Aber der Marketingchef hat schnell gespürt, welche Tradition der Produktionsstandort Kulmbach zu bieten hat. Hier war im Jahr 1972 die Kulmbacher Klimageräte-Werk GmbH (KKW) gegründet worden. "Schon 1975 hat man in Kulmbach eine der ersten Wärmepumpen gebaut", berichtet Rutenbeck. Zu Glen Dimplex kam das Kulmbacher Werk im Jahr 1990, zwischenzeitlich gehörte es zum Siemens-Konzern.
10 000 Mitarbeiter weltweit "Heizen, Kühlen und Lüften aus einer Hand", beschreibt Rutenbeck das Angebotsspektrum von Glen Dimplex. Hinzu kämen noch Haushaltsgeräte.
10 000 Menschen arbeiten für die Gruppe, die auf vier Kontinenten 33 Niederlassungen aufgebaut hat und zuletzt zwei Milliarden Euro Umsatz im Jahr erwirtschaftete. 180 Millionen Euro davon erzielte die deutsche Niederlassung mit ihren insgesamt 890 Beschäftigten. Dazu zählt der Hauptsitz in Kulmbach mit rund 750 Mitarbeitern, aber auch der Standort Sonneberg in Thüringen, wo unter anderem Staubsauger und Schaltkästen gefertigt werden. Daneben betreibt das Unternehmen noch ein Vertriebsbüro in Nürnberg. "Wir sind in Kulmbach verantwortlich für den europäischen und asiatischen Raum", sagt Rutenbeck. Von den 180 Millionen Euro Umsatz habe Glen Dimplex Deutschland rund ein Drittel mit dem Export erzielt. "Die Schweiz ist einer unser Hauptexportmärkte, daneben Japan und China", berichtet der Marketingchef.
"Auch Polen ist ein stark wachsender Markt."
Drei Geschäftsbereiche Das Geschäft von Glen Dimplex Deutschland gliedert sich in drei Geschäftsbereiche: Unter der Marke "Dimplex" bieten die Kulmbacher unter anderem Wärmepumpen, moderne thermische Speicherheizungen, Fußboden-Heizsysteme oder Lüftungssysteme an - vom kleinen Gerät für den Privathaushalt bis hin zur Industrieanlage. Mit der Marke "Riedel" mischen sie auf dem Markt für Kühlaggregate ganz vorne mit. "Vor allem in der modernen Medizintechnik sind Präzisions-Kühlsysteme gefragt", beschreibt Rutenbeck ein wichtiges Geschäftsfeld. Zum Beispiel müsse ein Computertomograph gekühlt werden. "Eio" heißt die Marke, unter der das Unternehmen seine Staubsauger vertreibt.
Daneben hat es unter anderem auch kleine Küchengeräte im Sortiment, etwa einen Wasserkocher mit dem Markenaufdruck "Morphy Richards".
Ölpreis dämpft Nachfrage Die Wärmepumpe, gefragtes Produkt der Energiewende, hatte es in letzter Zeit aber nicht leicht. Der niedrige Ölpreis und höhere Strompreise ließen die Nachfrage zurückgehen. Hinzu kommt ein umkämpfter Markt: Nibe, Vaillant, Buderus, Viessmann oder die Firma Alpha Innotec im benachbarten Kasendorf - es herrscht ein starker Wettbewerb in Deutschland. "Wegen des niedrigen Ölpreises haben wir auch unsere Jahresziele nicht ganz erreicht", berichtet Rutenbeck. 2006, als Öl noch teuer war, habe es im Wärmepumpenmarkt eine Steigerung von 240 Prozent gegeben. In den Jahren 2008 und 2009 erreichte die Branche in Deutschland laut Rutenbeck dann ihren Höhepunkt. Diese goldenen Zeiten sollen bald wiederkehren.
"Der Markt wächst - ab jetzt", ist in einem Glen-Dimplex-Firmenmagazin zu lesen. Punkten wollen die Kulmbacher, indem sie Handwerker speziell schulen, um diese dann den Verbrauchern offiziell zu empfehlen. Mit letzteren kommt das Unternehmen nicht direkt in Kontakt. Der Vertrieb der Dimplex-Wärmepumpen läuft nur über den Großhandel.
Trend zu mehr Farbe Nicht nur der Einbau einer Wärmepumpe erfordert handwerkliche Fähigkeiten. Auch die Produktion, die in Kulmbach auf mehr als 20 000 Quadratmetern Fläche stattfindet, ist mit sehr viel Handarbeit verbunden. Es beginnt mit gelieferten Blechplatten, in die Löcher gestanzt werden. Das machen noch spezielle Maschinen. Ebenso sorgt eine Pulverbeschichtungsanlage später für die Farbgebung des Blechs. "Es gibt einen Trend zu mehr Farbe. Eine Wärmepumpe muss nicht immer grau sein", sagt Rutenbeck.
Spätestens im Rohrbiegezentrum, wo die Kupferrohre geschnitten und in Form gebracht werden, ist Handarbeit gefragt. Und das spätere Verlöten dieser gebogenen Rohre erfordert Erfahrung und Geschicklichkeit.
Zwischen 30 bis 60 Minuten An einer Fertigungslinie werden gerade Luft-Wärmepumpen montiert. Eine große Fläche wie eine Schultafel ist zu erkennen, hinter der Kupferrohre Reihe für Reihe verlaufen. "Das ist der Verdampfer", erklärt Staudt. Derweil schraubt einer der Mitarbeiter an zylinderförmigen Gebilden herum, die schwarz glänzen. "Die Verdichter", sagt der Schulungsleiter. Mehrere Leute montieren Schritt für Schritt komplette Wärmepumpen. Die Geräte stehen auf Rollwagen und können so leicht weitergeschoben werden. Verschiedene Berufe treffen sich hier: Kältetechniker, Elektroniker, Mechatroniker, Heizungsbauer, Kälteanlagenbauer.
Zwischen 30 und 60 Minuten dauert jeweils so eine Montage, bevor die Wärmepumpen zum Testen an die Mess- und Prüfstände kommen. Alle Schaltkästen wurden zuvor am Standort Sonneberg gefertigt.
Grundwasser - Markt wächst nicht Der Preis für eine Wärmepumpe alleine fängt laut Rutenbeck bei ungefähr 5000 Euro an. Für das gesamte Energiesystem müsse der Verbraucher dann ungefähr 10 000 bis 15 000 Euro veranschlagen. Je nach Energiequelle unterscheide man drei Arten von Wärmepumpen: Luft-Wasser (Wärme aus der Luft), Wasser-Wasser (Wärme aus dem Grundwasser) und Sole-Wasser (Wärme aus dem Erdreich). "Hauptsächlich bauen wir Luft-Wasser-Wärmepumpen", berichtet Staudt. "Selbst bei null Grad ist immer noch genügend Energie zum Heizen in der Luft." Das Grundwasser als Energiequelle zu nutzen, ist laut Staudt am effizientesten.
"Aber dieser Markt wächst nicht", sagt der Glen-Dimplex-Schulungsleiter. Der Grund: Diese Form der Wärmepumpentechnik sei am teuersten. Nur fünf Prozent der in Kulmbach produzierten Geräte nutzten diese Technik. Vor einigen Jahren ist laut Staudt die Sole-Wasser-Pumpe noch am beliebtesten gewesen. Während in der Luft die Temperatur stark schwanke, sei im Erdreich eine feste Temperatur von acht Grad im Winter und zwölf Grad im Sommer vorzufinden. Heute kämen Wärmepumpen, die das Erdreich nutzen, auf einen Produktionsanteil von ungefähr 35 Prozent.
Mehr als 100 Modelle Das Wärmepumpen-Sortiment von Glen Dimplex unterteilt sich je nach Bedarf und Leistungsstufe noch weiter. "120 bis 130 verschiedene Modelle werden hier gefertigt", erzählt Rutenbeck. Er ist überzeugt, dass die Geräte ihre beste Zeit noch vor sich haben. "Eine Wärmepumpe verbunden mit einer Warmwasseraufbereitung und einer Photovoltaikanlage zur Eigennutzung - das ist die Energie der Zukunft."