Der Eichenprozessionsspinner hat sich auf Bäumen in Spitzeichen breitgemacht. Die Folge: abgesperrte Gebiete, unter anderem beim Aussichtsturm.
Reizend ist sie - und zwar buchstäblich. Ihre Brennhaare tragen den Namen zurecht: Sie verursachen Quaddeln auf der Haut und Brennen in den Augen. Wer die Härchen inhaliert, kann darauf mit einem allergischen Schock reagieren, der bis zum Atemstillstand reicht. Mit der Raupe des Eichenprozessionsspinners ist wahrlich nicht gut Kirschen essen. Wo sie einmal auftaucht, ist es ratsam, Abstand zu halten.
Das hat jetzt auch die Dorfgemeinschaft in Spitzeichen erfahren müssen. Am Rande eines kleinen Wäldchens hatten die Bürger, wie all die Jahre, ihr Sonnwendfeuer geplant. Doch nun ist das Areal mit einem rot-weißen Flatterband abgesperrt. Gleiches Bild um den Spitzeichener Aussichtsturm. An beiden Punkten haben sich Massen an Raupen der Bäume bemächtigt, sich in den Kronen, auf Stämmen und Ästen breitgemacht und ihre Nester gebaut.
Mit Flatterband abgesperrt
Zuständig für den Aussichtsturm ist der Ortsverschönerungsverein Kulmbach: Deshalb hat die Stadt Kulmbach die Warnbanderolen angebracht mit dem eindeutigen Hinweis, den Bereich unbedingt zu meiden. "Unser Revierförster Frank Hömberg hat die befallenen Bäume markiert. Wir prüfen aktuell, ob eine Entnahme der Nester nötig ist, schließlich handelt es sich um einen Punkt mit Publikumsverkehr", sagt Bürgermeister Stephan Heckel-Michel. Die Gefahr sei nicht zu unterschätzen. "Der direkte Kontakt ist schmerzhaft, und zusätzlich droht der Wind die Haare weitläufig zu verteilen."
Nester werden besprüht
Für eine solche Beseitigung der Nester gibt es speziell ausgebildete Baumkletterer, bekundet Friedhelm Haun, Fachberater für Gartenbau im Landratsamt. Wie das funktioniert? "Die Stellen am Baum werden mit einem Fixativ besprüht, damit sich die Gifthaare nicht weiter verteilen können. Früher hat man Nester abgebrannt, aber dadurch flogen die Haare in alle Richtungen." Nach dem Abnehmen wandern die Gespinste in die Müllverbrennung. Der Schaden für die betroffene Eiche sei durch die Prozedur gering, so Haun.
Der Fachberater kennt das Problem seit einiger Zeit. "Eichenprozessionsspinner tauchen seit vier Jahren punktuell im Landkreis auf. Durch die Klimaerwärmung wird er sich ausbreiten, freilich nicht jede Eiche befallen. In Würzburg sind die ersten Exemplare schon in dem besonders trockenen Sommer des Jahres 2003 aufgetaucht. Wir werden wohl auch in unserer Region mit ihm leben müssen."
Den Namen hat der Schmetterling von der besonderen Art, wie seine Raupen sich am Baum sammeln und in einer Prozession zur nächsten Futterquelle in Bewegung setzen. Die gefährlichen Brennhaare entwickeln sich im dritten Larvenstadium; bis zu 600 000 können es pro Tier sein. "Selbst zwei Jahre später kann das Gift noch wirken", sagt Haun. Besonders hart kann es all jene treffen, die das Holz eines befallenen Baumes aufarbeiten. "Wer dabei mit der Kettensäge ungeschützt mitten in ein Nest sägt, der bekommt dabei die volle Dosis ab."
Für Bürgermeister Stephan Heckel-Michel ist deswegen der Umzug des Johanni-Feuers aus der Gefahrenzone unbedingt angeraten. Es soll nun am Samstag in Heinersreuth beim dortigen Feuerwehrhaus stattfinden. Soll - denn es gibt noch eine Unwägbarkeit: die Trockenheit. Das gilt auch für das Freitag geplante Sonnwendfeuer an der Ködnitzer Weinleite. "Angesichts der höchsten Waldbrandstufe muss sorgfältig abgewogen werden." Die Gemeinde werde kein generelles Verbot aussprechen. Es sei Aufgabe der Feuerwehr, für ausreichenden Brandschutz zu sorgen. "Das Problem ist der Funkenflug. Letztlich liegt es in der Verantwortung des Veranstalters. Sollte es bei der aktuellen Wetterlage bleiben, halte ich es nicht für ratsam anzuschüren."
Gott sei Dank keine Schreiraupen !