Neben der Familie W. suchen noch ein Ehepaar mit fünf Kindern, eine dreiköpfige Familie und ein Ehepaar mit einem Kind, das im Sommer ein zweites erwartet, dringend eine eigene Wohnung. Qudsia H. ist die junge Mutter, die sich sehnlichst ein gutes Zuhause wünscht. "Die letzten Monate waren traumatisch", sagt die 25-Jährige. "Ich möchte so gerne endlich zur Ruhe kommen."
Auch ein anderer Familienvater, der seinen Namen aus Angst, selbst im fernen Deutschland von den Taliban gefunden zu werden, nicht in der Zeitung lesen möchte, hofft, dass er schnell in ein normales Leben findet: Er wolle baldmöglichst arbeiten und der deutschen Gesellschaft für ihre Gastfreundschaft etwas zurückgeben. Dieses Ziel eint alle geflüchteten Afghanen in der Schützenstraße: Die Sprache lernen, arbeiten, Freunde finden, sich integrieren - das sind ihre großen Träume für eine glückliche Zukunft in dem Land, das ihre neue Heimat werden soll.
Migrationsberaterin begleitet erste Schritte
Welche Hilfen gibt es für Geflüchtete aus Krisengebieten? Da steht an erster Stelle die Migrationsberatung des Caritas-Kreisverbands. "Ich würde meine Arbeit als Wegweiser beschreiben. Wir begleiten die ersten Schritte nach der Zuweisung in die kommunalen Unterkünfte. Wir beraten zu sozialen Unterstützungsleistungen, Spracherwerb, Arbeitsmarktintegration, Unterbringung der Kinder in Schulen und Kindergärten, Krankenversicherung und vermitteln, welche Werte und Vorstellungen bei uns gelten", erzählt Migrationsberaterin Nadine Hacker. "Was nicht möglich ist, ist eine permanente persönliche Begleitung der Klienten. Was wir aber bieten können und wollen, ist Hilfe zur Selbsthilfe."
Die größten Schwierigkeiten? Nadine Hacker: "Der leere Wohnungsmarkt, die Ärzte, die keine neuen Patienten aufnehmen können, die fehlenden Kinderbetreuungsmöglichkeiten, aber auch bürokratische Hürden. Oft wird eine Flut an Dokumenten verlangt, die man in Deutschland benötigt, die bei unseren Ratsuchenden aber oft nicht vorhanden sind."
Alltagsunterstützung bieten die Integrationsbegleiter des Landkreises. Das sind derzeit 15 speziell geschulte Ehrenamtliche, die Migranten helfen, sich besser zurechtzufinden und die von der hauptamtlichen Integrationslotsin Souzan Nicholson koordiniert werden.
Hintergrund
Rettungsaktion Nach der Machtübernahme der Taliban am 15. August 2021 wurde eine militärische Evakuierungsmaßnahme durchgeführt, um Ortskräfte der Bundesressorts mit ihren Familien auszufliegen.
Verteilung Die Verteilung der afghanischen Ortskräfte erfolgt durch den Bund und wird durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) gesteuert. Die Regierung von Oberfranken hat bisher rund 150 afghanische Ortskräfte zugewiesen bekommen, von denen vier im Übergangswohnheim in Kulmbach leben. "Wir gehen davon aus, dass auch in den nächsten Wochen afghanische Ortskräfte einreisen werden, um deren Aufnahme und Unterbringung wir uns kümmern werden", so Sabine Kerner, Pressesprecherin der Regierung von Oberfranken.