Vier Stunden lang wunderbar musiziert in Neudrossenfeld

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Die Konzertina-Gruppe "Pastyrik" aus Bindlach, die es seit 1982 gibt, setzte Akzente beim Konzertina-Treffen. Foto: Horst Wunner
Die Konzertina-Gruppe "Pastyrik" aus Bindlach, die es seit 1982 gibt, setzte Akzente beim Konzertina-Treffen. Foto: Horst Wunner
Die "Hundshübler" aus dem Erzgebirge sorgten für viel Aufsehen. Foto: Horst Wunner
Die "Hundshübler" aus dem Erzgebirge sorgten für viel Aufsehen. Foto: Horst Wunner
 
Das Ehepaar Heidi und Werner Krodel aus Dressendorf mit Moderatorin Carolin Pruy-Popp (vorne, sitzend) Foto: Horst Wunner
Das Ehepaar Heidi und Werner Krodel aus Dressendorf mit Moderatorin Carolin Pruy-Popp (vorne, sitzend) Foto: Horst Wunner
 
Bernd Cremmling (rechts) und Georg Neubert sind ein erprobtes Duo. Foto: Horst Wunner
Bernd Cremmling (rechts) und Georg Neubert sind ein erprobtes Duo. Foto: Horst Wunner
 
Ottmar Kießling aus Stammbach mit dem Bandoneon Foto: Horst Wunner
Ottmar Kießling aus Stammbach mit dem Bandoneon Foto: Horst Wunner
 
Georg Hahn aus Oberbayern heimste mit der Anglo-Harmonika den meisten Beifall ein. Foto: Horst Wunner
Georg Hahn aus Oberbayern heimste mit der Anglo-Harmonika den meisten Beifall ein. Foto: Horst Wunner
 

Im Bräuwerck in Neudrossenfeld schufen die Spielenden dieses seltenen Instruments eine Atmosphäre der Fröhlichkeit und des unbeschwerten Brauchtums.

Sie kamen aus dem Bayreuther und Kulmbacher Umland, aus dem Erzgebirge, vom Frankenwald und Fichtelgebirge und sogar aus Oberbayern. Und beim großen Konzertina-Treffen im Bräuwerck konnte man gleichzeitig ein Jubiläum feiern: 25 Jahre Konzertina-Treffen als Erfolgsgeschichte. Dabei blieb kein Stuhl im Saal frei.

Die Besucher erlebten vier Stunden wunderbares Musizieren, allein, zu zweit, zu dritt oder als Gruppe. Fränkische lustige Melodien, das "Schwammalied" aus dem Vogtland, einen "Walz francais" auf dem Bandoneon, Gstanzln und Potpourris von Volksliedern, darunter "Fliege mit mir in die Heimat", das Jubiläumslied "Mei Madla, ich hob dich gern", von Manni Schill aus Eckersdorf verfasst, und die "Waldeslust". Es war erstaunlich, welche Ton-und Rhythmusvielfalt die 20 Interpreten hervorzauberten. Man hätte noch länger zuhören wollen, so interessant war das abwechslungsreiche Programm.

Rhythmus ging direkt ins Blut

Konzertina spielen ist auch immer etwas Familientradition. Da hat der Großvater schon auf diesem Druck-und Zuginstrument mit 50 Tasten und 100 Tönen gelernt und sein Wissen an Sohn und Enkel weitergegeben.Wie bei Christian und Richard Spörl aus dem Frankenwald. Die beiden "rockten" fast die Konzertina, der Rhythmus ging direkt ins Blut, die Zuhörer klatschen, wippten imTakt und sangen mit.

Für gehörig Aufsehen sorgten auch die "Hundshübler" aus dem Erzgebirge mit ihrem Reichtum an Liedern. Sie spielten selbst über Kopf, und das traumhaft sicher wie Profis.

Ein Stakkato an Tonwellen

Für Georg Hahn aus dem oberbayerischen Kreis Miesbach gab es den meisten Beifall, denn er hatte eine Anglo-Konzertina im Handtaschenformat mitgebracht. Er entlockte ihr ein Stakkato an Tonwellen, dynamisch und fingerschnell. Diese Art des Musizierens war ungewöhnlich und dem Publikum weitgehendst unbekannt.

Akzente setzte noch die Konzertinagruppe "Pastyrik" aus Bindlach, Manfred Schill aus Eckersdorf mit seinem Partner am Kontrabass und Ottmar Kießling aus Stammbach auf dem Bandoneon.

"Gut für Gehirnakrobatik"

Gern lauschte man auch dem Duo Georg Neubing aus Bayreuth und Bernd Cremmling aus Untersteinach. Letzterer ist ein echter Konzertina-Fan und kennt das Instrument wie kein Zweiter. "Wir spielen öfters zusammen, sind dadurch Freunde geworden", sagte er. Und fügt an: "Ich mag es auch, alleine zu Hause zu spielen, nur für mich. Weil die Konzertina ebenso gut für Gehirnakrobatik ist und man mit ihr Stimmungen ausdrücken kann." Der Rhythmus sei langsamer, wenn bei einem Tristesse vorherrscht, und schneller, "wenn ich gut drauf bin".

Ein bisschen Angst habe er um die Konzertina als Volksmusikinstrument, da die jungen Leute andere Interessen hätten. Dazu trage sicherlich auch das Wirtshaussterben bei. "Früher war bei jeder Kerwa und beim Musizieren im Gasthaus eine Konzertina dabei." Cremmling: "Ich wünsche mir, dass man mal wieder auf den Dachböden stöbert, ob irgendwo noch eine Konzertina vom Großvater liegt, um sie zu entstauben." Vielleicht komme dann die Lust zum Spielen zurück.

Der Untersteinacher war auch in diesem Jahr gefragter Ansprechpartner bei der Instrumentenbörse, die neben dem Saal aufgebaut worden war.

Instrument soll nicht aussterben

Carolin Pruy-Popp, Leiterin der Beratungsstelle für Volksmusik in Franken mit Sitz in Bad Berneck, zeigte sich ganz begeistert, dass zum Jubiläum so viele Musikanten aus nah und fern gekommen waren - mit einer Fülle von Melodien, so bunt wie der Herbst.

Besonders freute sie die Anwesenheit von Ingeborg Degelmann aus Fölschnitz, die das Konzertina-Treffen in dieser Form vor einem Vierteljahrhundert initiiert hat. "Ich hoffe auf weiter erfolgreiche 25 Jahre", sagte Carolin Pruy-Popp.

Nach dem furiosen Marsch "Wien bleibt Wien" aller Mitwirkenden war die einhellige Meinung im Publikum: Dieses Instrument darf nicht aussterben, es klingt so schön, melancholisch und herzerfrischend.