Oft wird vergessen, dass der Impfschutz regelmäßig aufgefrischt werden muss. Das Kulmbacher Gesundheitsamt und die Hausärzte beteiligten sich deshalb am bayernweiten Aktionstag. Und geben wertvolle Tipps.
Wann haben Sie eigentlich das letzte Mal Ihren Impfstatus überprüfen lassen? Die meisten müssen bei dieser Frage etwas länger grübeln. Und ich gebe zu: Auch ich musste mein Impfbuch eine halbe Stunde lang suchen. Den Impftag - von der Bayerischen Landesarbeitsgemeinschaft Impfen ins Leben gerufen - habe ich, gemeinsam mit vielen anderen Kulmbachern genutzt, um mal einen Arzt einen Blick auf meinen Impfstatus werfen zu lassen.
"Eine regelmäßige Überprüfung ist wichtig", mahnt Dieter Weiss vom Kulmbacher Gesundheitsamt, "einmal im Jahr wäre optimal". Beim Blick in mein Impfbuch wird schnell klar: Die letzte Überprüfung ist schon deutlich länger her. "Das geht den meisten so", sagt er. Kinder haben meist einen deutlich besseren Impfschutz als die Erwachsenen. Der Kinderarzt erinnert bei den Vorsorgeuntersuchungen an die Impfungen. Doch bei Erwachsenen gerät der Schutz in Vergessenheit.
So sieht mein Impfbuch aus, wie das vieler Erwachsener in der Region: In den ersten Lebensjahren sind die Impfungen regelmäßig, später werden die Lücken größer.
Auffrischungstermin schon verpasst Mit Bleistift ist der nächste Auffrischungstermin für Masern, Mumps, Röteln eingetragen: 2004 - das ist neun Jahre her. Die Impfung gegen Polio, also Kinderlähmung - wäre bereits 1999 fällig gewesen. "Kinderlähmung ist in Deutschland praktisch ausgerottet, außerdem geht man heute davon aus, dass der Schutz gegen Polio lebenslang anhält", so Weiss, "wer aber vor hat, zum Beispiel nach Indien zu reisen, sollte auf jeden Fall noch mal nachimpfen."
Gegen FSME bin ich in der Jugend geimpft worden, 1995 hätte ich zur Auffrischung gemusst. Doch Weiss gibt Entwarnung: "Sie müssen nicht den ganzen Impfzyklus für FSME wiederholen.
Auch wenn Sie im Moment keinen Schutz haben, so ist die Information in den Immunzellen gespeichert. Durch eine neue Impfung wird der Schutz reaktiviert."
Wundstarrkrampf ist gefährlich Zum Schluss mahnt Dieter Weiss noch die Impfung an, die ich als Erstes auffrischen sollte: Die gegen Diphterie und Wundstarrkrampf. Seit über 14 Jahren ist mein Schutz nicht mehr ausreichend.
Er selbst habe im Alter von vier oder fünf Jahren ein Erlebnis gehabt, an das er sich noch ganz genau erinnert und mit dem er die Wichtigkeit der Tetanus-Impfung deutlich macht. Ein 15-jähriger Junge, der im Krankenhaus neben ihm gelegen war, sei an Wundstarrkrampf erkrankt gewesen. "Er hat fürchterlich gelitten, er lag abgeschirmt hinter einem Paravent, das Bild hat sich richtig in meinen Kopf gebrannt", sagt er.
Ein paar Tage später hätten seine Eltern in der Zeitung vom Tod des Jungen gelesen. "Der Junge hatte sich an der Stallmauer verletzt, als ihm ein Kälbchen durchgegangen war - so ist der Tenatus-Erreger in seinen Körper geraten. Das kann jedem von uns passieren - egal wie groß oder klein die Verletzung ist."
Impfungen: Das ist zu beachtenStandardimpfungen Es gibt Standardimpfungen, die sollte jeder haben, das sind laut Dieter Weiss: Kinderlähmung, Wundstarrkrampf, Diphterie, Keuchhusten, Hepatitis B, Masern, Mumps, Röteln, Windpocken und Meningokokken.
Empfohlene Impfungen Für Kinder und Menschen über 60 Jahren ist zusätzlich die Impfung gegen Pneumokokken und bei Kindern die gegen Hib empfohlen.
Die Impfung gegen das Humane Pappilomvirus ist für Frauen auf der Empfehlungsliste der staatlichen Impfkommission, da dadurch auch Krebsformen bekämpft werden können.
Indikationsimpfungen Die sogenannten Indikationsimpfungen sind für bestimmte Personen zum Beispiel aufgrund ihres Berufes angeraten. Dazu gehören FSME, Hepatitis A, Tollwut und Reiseimpfungen.
Impfpass Die Überprüfung des Impfpasses kann im Gesundheitsamt oder beim Hausarzt durchgeführt werden. Der Arzt wird auch die Impfung vornehmen. Wer seine Impfpass nicht mehr finden, dem rät Dieter Weiss, bald einen Ersatz zu besorgen. Der Hausarzt muss Unterlagen nur zehn Jahre aufheben. "Wenn Ihre Akten nicht mehr auffindbar sind, dann hilft nur Nachimpfen", sagt Weiss. "Sie können zwar auch Ihr Blut auf Antikörper untersuchen lassen, aber da ist die Nachimpfung wahrscheinlich billiger. Das muss man im Einzelfall entscheiden." Vor einer Überimpfung müsse man jedenfalls keine Angst haben. Nur bei Tetanus sei Vorsicht geboten.