Vegane Küche bald wieder kalt?

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"Die Küche erfüllt meiner Anforderung nicht mehr", sagt "Schwanenbräukeller"-Wirtin Claudia Vonbrunn. Doch ob es zur geplanten Renovierung kommt, ist derzeit unklar. Fotos: Peter Müller
"Die Küche erfüllt meiner Anforderung nicht mehr", sagt "Schwanenbräukeller"-Wirtin Claudia Vonbrunn. Doch ob es zur geplanten Renovierung kommt, ist derzeit unklar. Fotos: Peter Müller
Wird das Gasthaus in der Oberen Stadt abgerissen? Die Eigentümer geben dazu keinen Kommentar ab.
Wird das Gasthaus in der Oberen Stadt abgerissen? Die Eigentümer geben dazu keinen Kommentar ab.
 
Das alte Gelände der Spedition Murrmann wird vom Immobilienmakler Jöna als "ruhig gelegenes Bauträgergrundstück" zum Verkauf angeboten.
Das alte Gelände der Spedition Murrmann wird vom Immobilienmakler Jöna als "ruhig gelegenes Bauträgergrundstück" zum Verkauf angeboten.
 
Rechts das marode Gebäude, das an das Gasthaus angrenzt.
Rechts das marode Gebäude, das an das Gasthaus angrenzt.
 
Originalschriftzug im Jazzkeller
Originalschriftzug im Jazzkeller
 
"Schwanenbräukeller reloaded" lautete das Motto von Pächterin Claudia Vonbrunn, als sie ihr "Kultur-Wirtshaus" eröffnete.
"Schwanenbräukeller reloaded" lautete das Motto von Pächterin Claudia Vonbrunn, als sie ihr "Kultur-Wirtshaus" eröffnete.
 

Pächterin Claudia Vonbrunn hat die Mitteilung bekommen, dass das Gasthaus im Spiegel einer Wohnbebauung weichen soll.

Ihre wohl frustrierendste Pause hatte Claudia Vonbrunn am 16. April. Die 44-Jährige, die seit Juli 2014 neue Pächterin der Gaststätte "Schwanenbräukeller" ist, war für eine Zigarettenlänge vor die Tür gegangen, als zufällig Vermieter Bernhard Murrmann vorbeikam, um die Nebenkostenabrechnung in den Briefkasten zu werfen. Doch das war nicht die schlechte Nachricht.

Die erfuhr sie erst, als sie die von ihr gewünschte Küchenrenovierung ansprach. "Hier wird nichts mehr renoviert", habe der Vermieter erklärt. An den Wortlaut dieser Aussage erinnert sich die Gastronomin noch genau. Das Wirtshaus solle abgerissen und durch Wohnungen ersetzt werden, sei ihr damals mitgeteilt worden.
Auf die Frage, ob sie sich nun eine neue Kneipe suchen müsse, habe Murrmanns Frau gesagt: "Sie haben ja noch ein halbes, dreiviertel Jahr Zeit."


Küchenrenovierung geplant

Wie es weitergeht, weiß Claudia Vonbrunn momentan nicht. Dabei wollte sie sich hier eine Existenz aufbauen und an ihre bisherigen gastronomischen Erfolge anknüpfen: "Ich hätte die Küche im August während des Bierfestes renoviert. Wir haben lange Zeit gegen den bisher nicht sonderlich guten Ruf der Gaststätte gekämpft, jetzt haben wir aber ein cooles Stammpublikum. Es kommen sogar Gäste aus Bayreuth, Hof und Lichtenfels, die ich mit meinem Essen überzeugt habe."

In Sachen Essen hat sich die 44-Jährige, die schon in der "Kommunbräu" gekocht hat, auf vegane Gerichte spezialisiert. Doch auch wer konventionelle Speisen wie Schnitzel oder Schweinebraten bevorzugt, kommt im Spiegel nicht zu kurz.

Wie lange das noch geht, ist aber unklar. Die Familie Murrmann, die die gleichnamige Spedition führt und im Besitz des "Schwanenbräukellers" ist, zeigte sich auf Anfrage der Bayerischen Rundschau zugeknöpft. "Wir haben hier andere Themen. Fakt ist, dass überhaupt nichts entschieden ist. Wir werden uns in dieser Angelegenheit öffentlich nicht äußern", stellte Geschäftsführer Gerhard Souza Murrmann unmissverständlich klar.


Gelände steht zum Verkauf

Dass die Eigentümerfamilie Veränderungen plant, wird aber aus dem Portfolio des Immobilienmaklers Jöna ersichtlich. Dort wird das hinter dem "Schwanenbräukeller" liegende alte Speditionsgelände als "ruhig gelegenes Bauträgergrundstück" zum Verkauf angeboten: "Das ebenerdige Grundstück liegt an einer ruhigen Straße unmittelbar in der Innenstadt, nur 600 Meter vom Marktplatz entfernt, ideal für eine Mehrfamilienhausbebauung", heißt es im Inserat. Es bestehe die Möglichkeit, vier bis fünf Vollgeschosse mit rund 1800 Quadratmetern Wohnfläche zu errichten. Unter anderem wird auch darauf hingewiesen, dass das Grundstück durch zwei Erweiterungsflächen von 420 und 121,5 Quadratmetern noch vergrößert werden kann.

Die Stadt Kulmbach hat gegenüber der BR bestätigt, dass es vor längerem ein informelles Gespräch des Eigentümers mit der Verwaltung bezüglich einer grundsätzlichen Bebauung des Grundstücks gegeben habe. "Eine konkrete Bauvoranfrage oder ein Bauantrag liegen uns aber nicht vor", hieß es.


"Kulmbachs schönster Keller"

Die "Schwanenbräu" wird in der Öffentlichkeit nicht nur als Gaststätte wahrgenommen, sondern auch als Standort eines historisch interessanten Felsenkellers. Wenngleich das Anwesen Spiegel 12 laut Kreisheimatpfleger Harald Stark nicht im bayerischen Denkmal-Atlas zu finden ist, sei dieser Felsenkeller sehr bemerkenswert. Auch Erich Olbrich von der Stadt Kulmbach, der zusammen mit seinem Enkel Marcus Interessenten am 29. Mai im Rahmen der Entdeckertouren in das Gewölbe führt, nennt ihn "den schönsten Keller, den ich in Kulmbach kenne". Es wäre schade, so Olbrich, wenn dieser in Zukunft nicht mehr zugänglich wäre.

Unter dem Gasthaus liegt übrigens auch der alte Jazzkeller, für dessen Nutzung sogar eine Anfrage der Musikschule vorliegt. Die Musiker wollen dort Jamsessions halten. Auch das steht nun in den Sternen.
Sicher ist sich Claudia Vonbrunn aber, dass sie gegen eventuelle Pläne der Eigentümer keinen Widerstand leisten wird, schon gar nicht gerichtlich. "Dazu habe ich weder die Kraft noch das Geld."


Große Facebook-Diskussion

Als sie ihr Problem bei Facebook gepostet hatte, löste dies zahlreiche Reaktionen und eine Welle der Hilfsbereitschaft seitens ihrer Gäste und Freunde aus. Auch deren Unterstützung kann sich die 44-Jährige sicher sein.

"Das kann doch nicht wahr sein... is da nix von wegen Denkmalschutz oder ähnlichem, wegen dem alten Keller?!
Mach dich mal schlau bei der Stadt!", kommentierte eine Frau in dem sozialen Netzwerk wenige Stunden später. Ein anderer riet: " Zur Not Geld sammeln und selber kaufen - falls das möglich ist."
Als gepostet wurde, dass die Nachricht hoffentlich ein Aprilscherz sei, antwortete Claudia Vonbrunn: "Nein" und dass sie "erstmal den Schock verdauen" müsse.

Eine Freundin hofft, dass die Gastronomin an einem anderen Platz weitermachen kann. "Dein Essen ist klasse, deine herzliche offene Art macht Freude und wir kommen immer gerne zu Dir!".
Dem pflichtet ein anderer User bei: "Krasser Schock...hoffe es klärt sich alles für dich schnell und zu einem guten Endprodukt! Fühl' dich umarmt."

Und es gab auch kritisch-ironische Kommentare: "Das ist ja a echt nett so a Info an am Wochenende raus zu hauen.. weil man sich da an passender stelle a so viel Rat holen kann. Hoffe ihr schafft es, die Gedanken zu beruhigen, und findet am Montag Rat und Tat und die Lösung, die wir euch alle von Herzen wünschen. Drück ganz fest die Daumen!"
Oder: "Des kann ja net sein,des is ja voll uncool.d.h.wir müssen a neue location für dich finden,oder??
Du musst auf alle Fälle weitermachen!"