In Untersteinach hat sich eine Interessengemeinschaft zum Erhalt des Trinkwasserbrunnens im Pressecklein gegründet.
Vor wenigen Wochen hatte die Wählergemeinschaft Untersteinach (WGU) zu einem Infoabend im Vereinsheim der Untersteinacher Blasmusik eingeladen, um mit den Bürgern über die Trinkwasserversorgung ins Gespräch zu kommen. Wegen immenser Wasserverluste von 70 000 Kubikmetern (genau so viel Wasser wird in Untersteinach verbraucht) und eines maroden Leitungsnetzes soll die Wasserversorgung auf neue Beine gestellt werden. Das Ingenieurbüro BaurConsult hat drei Sanierungsvorschläge im Gemeinderat vorgestellt. Eine Entscheidung für eine der Varianten ist noch nicht gefallen.
Inzwischen hat sich eine Interessengemeinschaft "Pressecklein darf nicht sterben" gegründet, informierte Tobias Eichner von "Untersteinach transparent" die rund dreißig Interessierten, die in den Gasthof Limmer gekommen waren. 75 Unterstützer haben sich bereits in die Unterschriftenlisten der Interessensgemeinschaft eingetragen.
"Wir wollen uns nicht in parteipolitischen Kleinigkeiten bekriegen, sondern unser Ziel ist es, unseren eigenen Brunnen zu erhalten. Wir wollen alle mit ins Boot nehmen", erklärte Tobias Eichner und forderte seitens der Gemeinde eine "bedingungslose Offenlegung" aller Unterlagen. Eichner und die WGU hatten die Gemeinde im Vorfeld aufgefordert, Einsicht in die Wasserlieferverträge zu bekommen. Die Sanierungsvorschläge, die Zahlen und Kosten, die das Ingenieurbüro BaurConsult in einem einstündigen Vortrag im Gemeinderat vorgetragen hat, stellt die Interessensgemeinschaft in Frage. "Wir fordern eine zweite Studie. Die Untersteinacher müssen über die Sanierung abstimmen dürfen, denn es geht um unser Geld", so Eichner.
Als dann Helmut Bergmann (WGU) das Wort ergriff, wurde die "Informationsveranstaltung" trotzdem politisch. "Wir haben den Bürgermeister und alle Gemeinderäte eingeladen, aber keiner (außer WGU-Gemeinderat Markus Weigel) ist gekommen. Da sieht man, dass den gewählten Vertretern die Anliegen der Bürger am Allerwertesten vorbei gehen", so Bergmann.
Er prangerte an, dass die Wasserlieferverträge, die die Gemeinde Untersteinach mit der FWO abgeschlossen hat, der Interessensgemeinschaft nur in einer geschwärzten Version zur Verfügung gestellt wurden. "Wir sind der Überzeugung, dass schon damals ein Vertrag über 50 000 Kubikmeter abgeschlossen wurde, weil man über die Wasserverluste Bescheid wusste. Und das kann man mir nur widerlegen, wenn mir der Vertrag vorgelegt wird", so Bergmann.
Die Interessengemeinschaft betonte, dass der Hochbehälter Kernshölzla überlaufe. Bernhard Herrmann hat sich wegen "rechtswidriger Ableitung von Trinkwasser aufgrund von ungeregelten Wasser-Überläufen am Untersteinacher Hochbehälter" bereits an das Landratsamt Kulmbach und das Wasserwirtschaftsamt Hof gewandt. Auch auf den Fragenkatalog der WGU an die Gemeinde gingen Eichner und Bergmann ein. Die Gemeinde hat klargestellt, dass die Wasserverluste aus dem Überlauf des Hochbehälters am Kernshölzla kleiner als fünf Kubikmeter pro Jahr seien und wies Geheimhaltung und Verschleierung jeglicher Art zurück. Auch diese Zahlen zweifelt die Interessensgemeinschaft an.
In den letzten fünf Jahren hat es in Untersteinach 13 Rohrbrüche an Hauptrohren und 28 an Hausanschlüssen gegeben.
Falsche Zahlen?
Bergmann warf dem Ingenieurbüro vor, mit falschen Zahlen zu rechnen. Denn die Kalkulation des Ingenieurbüros geht von einem Wasserverbrauch von 80 000 Kubikmetern pro Jahr aus, momentan liegt der Verbrauch bei 70 000 Kubikmeter. Die Interessensgemeinschaft fordert eine eigene Informationsveranstaltung über die zukünftige Wasserversorgung in Untersteinach. "Wir befürchten, dass die Wasserpreise in die Höhe schnellen", so Eichner.
Bei einer Diskussion fragte Christian Zapf nach, warum keine Rücklagen für die Sanierungsmaßnahmen gebildet worden seien. Reinhard Weigel monierte, dass kein Schwimmer im Hochbehälter Kernshölzla eingebaut worden sei. Rainer Pöhlmann forderte eine Untersuchung der Wasserqualitäten und eine Gegenüberstellung des Wassers aus dem eigenen Brunnen und des Wassers der FWO.
"Das Pressecklein ist ein Bodenschatz. Das Wasser wird aus einer Tiefe von 87 Metern gefördert - es ist frisch, kühl, klar und rein und muss nicht aufbereitet werden", sagte Bernhard Herrmann. "Das Ingenieurbüro BaurConsult ist ein ständiger Kooperationspartner der FWO. Die hängen zusammen wie Pech und Schwefel oder wie Stecker und Steckdose", sagte Herrmann und erklärte, dass das Ingenieursbüro häufig den Anschluss an die Fernwasserversorgung empfehlen würde.
Bernhard Herrmann forderte Gemeinderat Markus Weigel (WGU) auf, in der nächsten Gemeinderatssitzung zu beantragen, dass das Thema Wasser in einer eigenen Bürgerversammlung behandelt wird, nicht in der Bürgerversammlung. Bei einer weiteren Zusammenkunft vor der Bürgerversammlung möchte die Interessensgemeinschaft das weitere Vorgehen abstimmen.
Die Varianten
Für die Sanierung der Wasserversorgung gibt es folgende Möglichkeiten:
Variante 1 - Außerbetriebnahme der Hochbehälter Tiefzone und Hochzone, des Pumpwerks und des Überhebepumpwerks sowie des Abgabeschachts Untersteinach (FWO)
- Bestandsaufnahme Brunnen Pressecklein mit eventuell anschließender Sanierung
- Leitungsverlegung DN 200 vom Abgabeschacht Hummendorf zur Hochzone Melm
- Neubau des Hochbehälters Tiefzone mit 500 m 3 auf 390 Meter NN
- Neue Brunnenbohrung (Schüttung ca. 3 - 4 Liter/s)
- Sanierung des Brunnens Pressecklein
Kosten: 2 980 000 Euro
Variante 2 - Außerbetriebnahme der Hochbehälter Tiefzone und Hochzone, des Pumpwerks und des Überhebepumpwerk sowie des Brunnens Pressecklein
- Verlegung einer Leitung mit dem Durchmesser DN 200 vom Abgabeschacht Hummendorf bis zur Hochzone Melm
Kosten: 1 340 000 Euro
Variante 3 - Außerbetriebnahme der Hochbehälter Tiefzone und Hochzone sowie des Pumpwerks und des Überhebepumpwerks
- Bestandsaufnahme Brunnen Pressecklein mit eventuell anschließender Sanierung
- Neubau des Hochbehälters Tiefzone mit 700 Kubikmeter auf 390 Meter NN) mit Drucksteigerungspumpwerk Hochzonen
- Sanierung des Brunnens Pressecklein zur bedarfsweisen Mischung mit FWO-Trinkwasser (Abgabeschacht Untersteinach
Kosten: 1 920 000 Euro
Ortsnetz Bei sämtlichen Varianten kommen für die Sanierung des Ortsnetzes inklusive aller Nebenkosten rund 1,9 Millionen Euro hinzu.
Ja wo waren denn die Gemeinderäte und Euer Bürgermeister?
Hatten die denn am Ende gekniffen um sich den Bürgerfragen zu stellen, oder haben die die Untersteinacher Politikerkrankheit ? (Sprache verschlagen. Gedächtnis verloren usw.)
Haben die nicht einen Amtseid geschworen für die Untersteinacher und Ihren Ort dazusein,oder wollen die nun alle ihre vermeindlichen Wähler über den Tisch ziehen,und denen die Zeche zahlen lassen?
Wenn man dass alles so nachverfolgt, haben doch die Volksvertreter und die vorherigen Bürgermeister diese Situation verursacht und wollen sich nun vermutlich aus der Verantwortung stehlen.
Hoffentlich sind die Leute der IG Pressecklein und WGU nicht so dämlich und lassen sich wie die Gumpersdorfer diese Kosten nach dem KAG (Kommunales Abgabengesetz)
so kampflos aufs Auge drücken.
Dies ist der Freibrief die Kosten einer Verbesserung den Bürger bezahlen zu lassen.
Toll dass sich jemand ( Musikverein )spontan bereit erklärt hat den Beitrittsbetrag zur IKT für das 1 Jahr zu bezahlen.
Spruch der Gemeinde:
"Hast du zuhause leere Kassen brauchst du es nur den Bürger zahlen lassen"
Ich halt Euch fest die Daumen , dass Ihr Euch gegen diese Machenschaften der Gemeinde und des Bürgermeisters durchsetzt.
Danke, lieber ’gockel65’ für die gleiche Wellenlänge Deinerseits …
… sowie für Deine Solidarität und Sympathie für den Pressecklein-Brunnen!
Du schreibst:
„Ja wo waren denn die Gemeinderäte und Euer Bürgermeister?
… gekniffen … Untersteinacher Politikerkrankheit … Sprache verschlagen … Amtseid geschworen … Gedächtnis verloren …“
Wie wahr!
Du müsstest mal so eine Amtseid-Schwörung im Untersteinacher Rathaus live erleben:
Da wird die Schwur-Formel von einem Zettel heruntergelesen … immer drei bis vier Wörter vom Verschwörer (- also vom Vorleser = Bürgermeister) vorgeleiert … und schließlich noch Pfötchen geschüttelt: Das war dann der ganze „demokratische“ Kraftakt für den Rest der Wahlperiode:
Und ab dann ist im Gemeinderat gleichsam eine gewisse Totengräberstimmung das vorherrschende Grundgefühl (… mit allenfalls unterdrücktem Gemurmel und Gebrummel bei der Behandlung von Bauanträgen: „Wu iss’n dees?“)
Und bei Abstimmungen werden in der Regel die Händchen im Gleich-Hub eintönig-einförmig pro forma in die Höhe gestreckt … - … jedes mal vom Verwaltungsleiter freudig-fröhlich gleichartig kommentiert: „EINSTIMMIG !!!“
Man fühlt sich dann immer unwillkürlich an die Abstimmungen in der früheren DDR-Volkskammer erinnert.
(Nix für ungut … - … aber das musste auch einmal gesagt werden …)
Aktuelle Informationen finden Sie auch gebündelt auf unserer Website in einem eigens dafür eingerichteten Bereich:
https://www.untersteinach-transparent.de/redaktion/index.php/category/interessengemeinschaft-pressecklein-erhalt-des-eigenen-brunnens/
Tobias Eichner
(Bürgerinitiative Untersteinach Transparent)
Folgende Forderungen der Interessen-Gemeinschaft „Das Pressecklein darf nicht
sterben – für den Erhalt des eigenen Brunnens am Ort!“ lagen bei der Veranstaltung auch auf dem Tisch:
➤ Die zu treffenden Entscheidungen haben langfristige Auswirkungen auf unsere Zukunft - der Wasserpreis ist ein bedeutender Teil der Lebenshaltungskosten.
➤ Die Schüttung von 125.000 m³ deckt den aktuellen Wasserbedarf von ca. 80.000 m³ im Jahr.
➤ So stünden der Gemeinde die restlichen ca. 45.000 m³ Wasser jährlich zur freien Verfügung, die durchaus an die FWO verkauft werden könnten; eine Rohrverbindung ist ja bereit vorhanden.
(Diese zusätzliche Einnahmequelle könnte die Gemeinde dann sinnvoll nutzen: z. B. zur langfristigen Stabilisierung des Wasserpreises, dem Abbau von Schulden oder der Straßensanierung.)
➤ Bedingungslose Offenlegung aller Unterlagen zum Themenkomplex Wasserversorgung!
➤ Die Gemeinde muss umgehend alle Unterlagen der Öffentlichkeit zur Verfügung stellen. Dies betrifft nicht nur bisherige Wasserlieferungsverträge, sondern auch den gesamten Inhalt der BAURCONSULT-Studie!
➤ Unverzügliche Sanierung des Rohrleitungsnetzes!
➤ Der jährliche Wasserverlust von 70.000 m³ - das ist genau so viel wie die verkaufte Wassermenge - erfordert das sofortige Handeln! Und zwar jetzt … - … nicht erst im Jahr 2019.
➤ Nach der Sanierung des Leitungsnetzes ist zu klären, ob überhaupt noch weitere Maßnahmen erforderlich sind. Auf diese Weise könnte der Bürgerschaft viel Geld erspart werden!
➤ Einholung einer zweiten Meinung:
➤ Dieses Großprojekt darf nicht allein von den Empfehlungen eines einzigen Ingenieurbüros abhängig gemacht werden; wir fordern eine zweite Studie durch einen unabhängigen Experten mit der Maßgabe, dass der Pressecklein-Brunnen erhalten bleibt!
➤ Mitspracherecht aller Bürgerinnen und Bürger:
Wir fordern deshalb einen amtlichen Bürgerentscheid gem. Art.18a, Abs.2 der Bayerischen Gemeindeordnung!