Das Umweltbundesamt hat berechnet, wie viel Fläche für vermeidbare Lebensmittelverluste benötigt werden. 4,3 Millionen Hektar werden mit Agrarrohstoffen angebaut, die im Müll landen, 38 Millionen Tonnen Treibhausgase werden ohne Nutzen ausgestoßen, 216 Millionen Kubikmeter Wasser verschwendet.
Bei den Lebensmittelabfällen unterscheidet die Essensretterin zwischen vermeidbaren und unvermeidbaren. Knochen, Eierschalen, Gräten, Kaffeesatz, Schalen von Zitrusfrüchten und vieles mehr sind zwar Teil der Lebensmittel, aber nicht für den Verzehr geeignet. Vermeidbare Abfälle entstehen dagegen durch alles, das zum Zeitpunkt der Entsorgung oder bei rechtzeitiger Verwendung genießbar gewesen wäre.
Und genießbar ist oft sehr viel mehr als man denkt: Vom Radieschengrün bis zur Brokkoli-Strunk - vieles wird aus Gewohnheit weggeworfen, obwohl es sogar kulinarischen Wert hat. Den aktuellen Trend, beispielsweise bei Nahrungsmittelpflanzen vom Blatt bis zur Wurzel möglichst alles zu verwenden, findet Anita Nadas deshalb sehr positiv. "Viele Kochbücher bieten da spannende Inspiration. So kann man überraschendes Potenzial entdecken und sogar kulinarisch Akzente setzen."
Die wichtigste Frage bleibt jedoch: Wie kann jeder einzelne dafür sorgen, dass weniger Essen unnötig weggeworfen wird? Anita Nadas und ihre Kollegen haben zwei praktische Hilfen für alle konzipiert, die im Alltag bewusster handeln wollen - und damit auch noch eine Menge Geld sparen können.
Zum einen gibt es "10 goldene Regeln gegen Lebensmittelverschwendung", die als Plakat angelegt sind und auf einen Blick zeigen, wie kleine Verhaltensänderungen einen großen Effekt bewirken können. Das Plakat kann man sich kostenlos herunterladen unter www.kern.bayern.de.
Die schlaue App
Richtig aufwendig ist Projekt Nummer zwei: Die Lebensmittelretter haben "Stocky" entwickelt, eine App für nachhaltige Essensplanung. "Unsere App ist kostenlos, leicht zu benutzen und hilft gerade bei größeren Vorräten, den Überblick zu behalten", sagt Anita Nadas. "Um Lebensmittel vor dem Müll zu retten, verbindet Stocky mehrere Anwendungen miteinander." Die Funktion des Wochenplans bietet die Möglichkeit, Gerichte für eine ganze Woche zu planen. Die dafür benötigen Lebensmittel lassen sich, den Rezepten entsprechend, automatisch in eine Einkaufsliste übertragen. Mit der optionalen Funktion "Vorräte erfassen" hat man eine schnelle Übersicht. Durch Scannen der Codes auf den Lebensmittelverpackungen, deren manuelle Eingabe oder Eingabe per Stimme, legt die App eine Liste aller Lebensmittel im Haushalt an und erfasst gleichzeitig die geschätzte Haltbarkeit. So sieht man schnell, was man möglichst bald verbrauchen sollte.
Ein paar Vorräte im Haus zu haben, ist immer gut. Doch wer regelmäßig viel mehr einkauft als gegessen wird, wird immer wieder Lebensmittel wegwerfen müssen. Anita Nadas wichtigster Tipp, für jeden ist deshalb: "Kaufen Sie bewusst ein und im Zweifel eher etwas weniger." Leicht werde einem das nicht gemacht, weiß die Expertin: "Überall locken Sonderangebote und Aktionen, die uns dazu verleiten sollen, möglichst viel in den Einkaufswagen zu legen. Es ist gut, wenn man lernt, da zu widerstehen."
Beim Kochen gibt es für die 46-Jährige zwei Strategien, mit denen sie selbst gut fährt: Entweder man kocht wirklich nur die Menge, die gegessen wird, oder gezielt für zwei Tage oder eine zusätzliche Portion, die ich am nächsten Tag mit zur Arbeit nehmen kann. Gemüsereste wandern bei Anita Nadas in einen Eintopf, eine Pastasauce oder werden überbacken schnell zu einer leckeren Mahlzeit. "Und wenn Sie trotzdem mal zu viel haben, vor dem Urlaub oder nach den Feiertagen: Verteilen Sie es weiter. Geben Sie Freunden oder Nachbarn etwas oder organisieren Sie eine Reste-Party, wo jeder mitbringt, was gerade übrig ist."