SPD-Kandidat Thomas Bauske besuchte den Recyclingspezialisten PDR in Thurnau.
In der Wirtschaft ist oft die Rede vom "hidden champion", dem heimlichen Spitzenreiter. Betriebe, die mit einer ausgeklügelten Fertigung oder einem genialen Verfahren aus der Masse herausstechen. Mittelständler, die häufig unbemerkt von der öffentlichen Wahrnehmung produzieren und in ihrem Segment weltweite Beachtung finden.
Ein solches Unternehmen besuchte jüngst eine SPD-Delegation um den Umwelt-Staatssekretär Florian Pronold, Bundestagskandidat Thomas Bauske und Landtagsvizepräsidentin Inge Aures: den Recyclingspezialisten PDR in Thurnau. 63 Mitarbeiter sind dort beschäftigt.
Das Geschäftsmodell besteht aus zwei Standbeinen: der stofflichen Verwertung von PU-Schaumdosen (samt Restinhalt) sowie dem Recycling von Tintenstrahldrucker-Patronen der Marke Hewlett Packard, deren Partner PDR seit 2002 ist.
Zu wertvoll für den Müll
Wenn die PU-Schaumdose aufgebraucht ist, dann ist landet sie auf Baustellen häufig im Mischcontainer oder daheim im Gelben Sack. Schade, denn: Das, was sich noch in der Dose befindet, ist kein Abfallprodukt, sondern wertvoller Rohstoff, der wiederverwendet werden kann. Der Thurnauer Recyclingspezialist PDR hat das mit einem patentierten Verfahren erreicht. "Wir haben eine stofflichen Verwertungsquote von 80 Prozent", sagt Geschäftsführer Thomas Hillebrand.
"Unsere Anlage ist weltweit einmalig", berichtete er den Gästen. Seit rund zehn Jahren sammelt die Logistik des Unternehmens PU-Schaumdosen deutschlandweit ein. Aus den Dosen werden die Produkte Prepolymer und Flüssiggas sowie Kunststoffe, Weißblech und Aluminium zurückgewonnen. Allein in Deutschland werden pro Jahr rund 25 Millionen Einheiten verbraucht. Sie gelten als gefährlicher Abfall, dessen stoffliche Verwertung der Gesetzgeber vorgeschrieben hat.
Um an das Ausgangsmaterial zu kommen, steht die Firma PDR mit rund 30 000 Handwerkern in Kontakt und zählt etwa 2500 Baumärkte zu ihren Ansprechpartnern. "Bedauerlicherweise liegt die Rücklaufquote derzeit nur bei rund 30 Prozent, der große Rest landet noch im Abfall und ist damit für uns als Ausgangsmaterial leider verloren", sagte Hillebrand.
Vorschlag: Pfandmodell
Vor diesem Hintergrund zog Florian Pronold ein mögliches Pfandmodell in Betracht. "Das würde hoffentlich dem Bewusstsein nachhelfen, dass hier ein wertvoller Stoff einer neuen und sinnvollen Verwendung zugeführt wird." Der Staatssekretär im Umweltministerium fand die Produktionsstätte in Thurnau "absolut bemerkenswert" und die Verfahren sowie die vorbildliche Ökobilanz hervorragend.
Dass es sich nicht nur um ein Downcycling handle (also die Rückgewinnung minderwertigerer Stoffe im Vergleich zum Ausgangsmaterial), sondern um echte Kreislaufwirtschaft im wahrsten Wortsinn - das beeindruckte auch Bundestagskandidat Thomas Bauske. "Als Lehrer für Geografie am Gymnasium kommt man auch mit Themen wie Wertstoffströme und Wiederverwertung in Kontakt. Insofern ist es sehr gut zu wissen, dass wir Spezialisten mit den besten Lösungen auf diesem Gebiet direkt vor der Haustür haben. Davon kann ich guten Gewissens meinen Schülern im Unterricht erzählen", sagte der 45-jährige Studienrat.
Beispiele wie PDR spornten ihn an, gerade den Mittelstand mit seinem exzellenten Arbeitsplatzangebot zu unterstützen. "Das ist ein Paradebeispiel dafür, was wir Menschen in der Region bieten können", lobte Bauske, der als eine der größten Herausforderungen für die Politik den viel zitierten Fachkräftemangel ansieht.
Geschäftsführer Hillebrand bestätigte, dass die Gewinnung neuer Arbeitskräfte aktuell nicht gerade leicht sei. "Es gibt viele Studierte, die direkt von der Universität kommen. Aber wenn es darum geht, Menschen mit einer guten Ausbildung und vielleicht ein paar Jahren Berufserfahrung zu finden, dann müssen wir zu unserem Leidwesen feststellen: Dieser Markt ist doch ziemlich abgegrast."