Die breite Straße vor der Stadthalle verleitet viele dazu, schneller zu fahren als 50 - immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen beim Fußgängerübergang. Foto: Sonja Adam
Wenn es nach dem Verkehrsclub Kulmbach geht, wird die Innenstadt komplett zur verkehrsberuhigten Zone. Eine verrückte Idee? Offenbar nicht. Denn auch die Politiker diskutieren bereits über eine Ausweitungen des Tempolimits.
Auf den Straßen, in denen jetzt 50 Stundenkilometer erlaubt sind, könnte schon bald Tempo 30 gelten - ohne die Ausweisung gesonderter Tempo-30-Zonen. Denn noch bis zum 13. November läuft auf europäischer Ebene eine Bürgeraktion, die sich für Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit stark macht. 32 807 Personen haben schon unterschrieben, dass ihnen generell Tempo 30 lieber wäre. Die meisten der Unterschriften - nämlich 14 096 - kommen aus Deutschland.
"Es wäre vieles einfacher, wenn nach dem Ortsschild generell Tempo 30 gelten würde. Denn dann müsste man Tempo 30-Zonen nicht eigens beantragen", sagt Johannes Faßold vom Verkehrsclub Deutschland. Faßold ist schon lange ein Kämpfer für weniger Geschwindigkeit, für mehr Rücksichtsnahme zwischen Autofahrern, Fußgängern und Radfahrern, für bessere Bedingungen für Fahrradfahrer und jetzt eben auch für Tempo 30. Faßold möchte am Samstag, 26. Oktober, in der Fußgängerzone noch Unterschriften für diese Idee sammeln.
Doch warum ausgerechnet Tempo 30? "Tempo 30 ist eine Schwellengeschwindigkeit. Aus 30 Stundenkilometern kann in den meisten Fällen noch so weit abgebremst werden, dass Fußgänger und Radfahrer nicht tödlich verletzt werden", erklärt Faßold. "30 ist der sinnvolle Kompromiss zwischen Vorankommen und Lebensqualität für Straßen, an denen Menschen wohnen", sagt er und zeigt neuralgische Punkte in Kulmbach.
Wenn man vom Bahnhof an der Sparkasse vorbei Richtung Innenstadt läuft, ist dort bereits eine verkehrsberuhigte Zone, in der Tempo 30 gilt. "Das ist ein guter Ansatz. Und der Verkehr kommt trotzdem nicht ins Stocken." Im weiteren Verlauf Richtung Holzmarkt gilt ebenfalls Tempo 30. Doch vor der Kulmbacher Bank ist Schluss. Bis zur Feuerwache ist 50 erlaubt. Auch rund um den Zentralparkplatz und vor der Stadthalle gilt 50 - ebenso in der Webergasse. Das muss sich ändern, fordert Faßold. "In Neuenmarkt ist die Ortsdurchfahrt auch auf 30 beschränkt und es hat noch keiner gesagt, dass der Verkehrsfluss dadurch gestört würde", sagt Faßold. "Es muss doch nicht immer erst was passieren, damit was passiert", so Faßold.
"Man muss immer auch bedenken, dass man Tempo 30 auf Durchfahrtsstraße nicht begründen kann", sagt der Verkehrssachbearbeiter der Kulmbacher Polizei, Michael Kofer, zu der Idee. Dass die Schüler, wenn sie im Pulk über die Straße gehen, beim Bahnhof oft nicht den Übergang benutzen, weiß Kofer. "Aber eine Herde Schüler lässt sich nicht aufhalten. Es ist nicht realistisch, alle fünfzig oder hundert Meter Übergänge einzurichten. Ich glaube nicht, dass ein weiterer Übergang durchsetzbar ist", meint Kofer. Gegen die Einrichtung einer Tempo-30-Zone vor der Stadthalle hätte der Verkehrsexperte der Polizei nichts. "Das ist doch schon im Gespräch", sagt Kofer. Und auch über die Idee, auch die Klostergasse und Webergasse zu einer Tempo 30-Zone zu machen, könne man diskutieren. "Das wäre dann als geschlossenes Gebiet zu sehen", so Kofer, der den Einwand gegen die ständig wechselnden Geschwindigkeiten gerechtfertigt findet.
Das sagen die Politiker dazu
Oberbürgermeister Henry Schramm (CSU): "Tempo 30 in der Innenstadt ist für uns nichts Neues - in bestimmten Bereichen gilt es schon jetzt. Wichtig ist, dass Tempo 30 vor allem dort gilt, wo es darum geht, unsere Kinder oder auch älteren Mitbürger zu schützen, also vor Kindergärten, Schulen und Seniorenanlagen - und das ist bei uns der Fall."
Ingo Lehmann (SPD): "In der Innenstadt ist viel Kopfsteinpflaster. Man sollte sich überlegen, ob dort nicht Tempo 30 generell angebracht ist. Zum Beispiel endet die 30er-Beschränkung am Bürgerhospital, viele beschleunigen dann Richtung Sutte, aber dort ist der Fußgängerübergang. Viele Fußgänger haben schon Angst, wenn sie am Übergang stehen und die Autos vorbeigeprescht kommen."
Michael Pfitzner (CSU): "Ich bin für Tempo 30, da, wo es vernünftig ist, aber ich bin dagegen, an jeder Ecke ein Schild aufzustellen. Ich denke, dass die Menschen oft vernünftiger sind, als manche glauben. Dass das Schild an der Sutte versetzt wird, befürworte ich auch. Aber von generell Tempo 30 halte ich nichts. Ich finde die Ausweisung von Tempo-30-Zonen in Ordnung, dabei müssen auch nicht überall Schilder aufgestellt werden."
Klaus-Hermann Hofmann (WGK): "Tempo 30 macht Sinn, aber eben nicht generell. Ich denke, in Kulmbach haben wir schon in vielen Bereichen Tempo 30, ich sehe jetzt keinen großen Handlungsbedarf. Gut, bei der Sutte sollte man die Zone vielleicht noch ausweiten, aber darüber diskutieren wir ja schon in der nächsten Sitzung. Ich denke, dass sich Raser auch mit Tempo 30 nicht stoppen lassen."
Volker Wack (Die Grünen): "Tempo 30 war doch schon immer der Wunsch der Grünen. Wir unterstützen natürlich den VCD mit seiner Forderung und auch bei der EU-weiten Initiative. Es ist einfach so, dass Tempo 30 vom Unfallrisiko ein ungeheurerer Schritt nach vorne wäre. Es ist gut, dass wir jetzt offiziell Gespräche über den Bereich vor der Stadthalle führen. Und ich finde auch, dass man Tempo 30 in der Kloster- und Webergasse einführen sollte. Natürlich kann Tempo 30 nicht überall gelten. Kein Mensch würde jetzt Beispiel Tempo 30 an der Schauerkreuzung oder Richtung Bayreuth wollen, das ist ja klar. Aber in der Innenstadt ist das was anders." so
bei Tempo 50 wird nicht selten 60 oder mehr gefahren. Bei Tempo 30 wird's wohl auf 40 hinauslaufen. Wer derzeit seinen Tacho beim Fahren innerorts von KU beobachtet, wird feststellen, dass man in der Regel nicht schneller als 40 fährt. Mit der jetzigen Regelung schützt man nur die Raser, die meinen, sich an keine Regel halten zu müssen. Die Mehrheit fährt vernünftig und unter 50 km/h. Tempo 30 würde also keine massive Einschränkung bedeuten, aber dafür erheblich zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, zur Geräuschvermingerung und zur Verringerung der Schadstoffemissionen beitragen.
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Mezzie
fordere den Schutz der Kleintierwelt vor rasenden Radlern und zwar sofort... mfg
axelschnauder
dass in Kulmbach mit dem Pkw nur noch gestanden werden darf. Dann passiert womöglich noch weniger! Das wär doch mal ein schöner Erfolg. *Ironie aus*
Mezzie
bin für Tempolimit für Radfahrer von 10 km/h. Viel zu gefährlich ein höheres Tempo bei diesen Bremsanlagen der Kampfradler. Und ausserdem haben nur bei 10 km/h die Regenwürmer eine Chance dem Radfahrer auszuweichen )) mfg
bei Tempo 50 wird nicht selten 60 oder mehr gefahren. Bei Tempo 30 wird's wohl auf 40 hinauslaufen. Wer derzeit seinen Tacho beim Fahren innerorts von KU beobachtet, wird feststellen, dass man in der Regel nicht schneller als 40 fährt. Mit der jetzigen Regelung schützt man nur die Raser, die meinen, sich an keine Regel halten zu müssen. Die Mehrheit fährt vernünftig und unter 50 km/h. Tempo 30 würde also keine massive Einschränkung bedeuten, aber dafür erheblich zur Erhöhung der Verkehrssicherheit, zur Geräuschvermingerung und zur Verringerung der Schadstoffemissionen beitragen.
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fordere den Schutz der Kleintierwelt vor rasenden Radlern und zwar sofort... mfg
dass in Kulmbach mit dem Pkw nur noch gestanden werden darf. Dann passiert womöglich noch weniger! Das wär doch mal ein schöner Erfolg. *Ironie aus*
bin für Tempolimit für Radfahrer von 10 km/h. Viel zu gefährlich ein höheres Tempo bei diesen Bremsanlagen der Kampfradler. Und ausserdem haben nur bei 10 km/h die Regenwürmer eine Chance dem Radfahrer auszuweichen
)) mfg