Es war wieder ein langer Tag für die "Strohberta" und ihre neun Begleiter, die traditionsgemäß an Heiligabend durch die Trebgaster Straßen zogen.
Wann dieser Brauch entstanden ist, kann nicht genau belegt werden. Am wahrscheinlichsten ist, dass es vor dem Gregorianischen Kalender war, der in Deutschland um 1700 eingeführt wurde. Damals wurden Weihnachten und Neujahr noch mit einem gemeinsamen viertägigen Fest gefeiert. Unterbrochen wurde der Brauch nur in den Kriegsjahren, als die Nationalsozialisten den Umzug verboten.
Der "Strohbär" (Strohberta, Sebastian Huber)) stellt das alte Jahr dar, das vom Treiber (André Kreusel) aus dem Dorf gejagt wird. Das "Christkindla" (Patrick Hopfer), das überall Erbsen verteilt, ist hingegen das Symbol für das neue, hoffentlich gute Jahr. Der Ruß, den der "Schlotfeger" (Manuel Stumpf) jedem an die Wangen schmiert, soll Glück bringen. Die Polizisten (René Ellner, Stefan Kolb) verkörpern die Ordnungsmacht, "Männla und Fraala" (Max Granger, Christopher Gramp) stehen für Fruchtbarkeit, und die Sackträger (Christian Kauper, André Stöcker) gelten als Überbringer der Ernte an die Ärmeren. Früher erhielten sie mehr Lebensmittel, heute geben die Leute mehr Geld. Alle zusammen stellen sie die wichtigsten Personen einer traditionellen Dorfgemeinschaft aus der Ursprungszeit des Strohberta-Brauches dar.
Um 6 Uhr früh versammelt sich die Truppe mit mehreren Helfern im Schulgebäude. Nach einer kräftigen Brotzeit geht es ans Werk. Sechs bis acht Personen sind fast drei Stunden damit beschäftigt, die "Berta", die sich während dieser Zeit links und rechts auf zwei Burschen aufstützt, in ihr Strohkleid einzubinden.
Noch ein Schluck und ein Zug Kurz bevor auch der Kopf unter dem Strohdeckel verschwindet, darf die "Berta" mit dem Strohhalm noch einen Schluck aus der Flasche "nuckeln" und einen letzten Zug von der Zigarette nehmen. Das Ankleiden der restlichen Personen geht relativ flott. Das Christkind und der Schlotfeger müssen in die Maske, alle anderen tragen eine Maske. Punkt 10 Uhr sind alle fertig. Schnell noch ein Foto, dann ist die wilde Horte nicht mehr zu halten und setzt sich lärmend und grölend in Bewegung.
Im Lauf der Zeit haben sich bei ihrem Zug durch den Ort auch gewisse Rituale entwickelt. Zuerst geht es ins obere Dorf. Während der mindestens zwölfstündigen Tour ist für das leibliche und vor allem für das hochgeistige Wohl der Truppe bestens gesorgt. Nach dem Wendepunkt bei der Brauerei wartet etwas weiter unten bei der Familie Korn der erste Glühwein.
Dann geht es weiter: Kulmbacher und Lindauer Straße, Abzweig Reuthweg, Gartenstraße. Hier wird es besonders intensiv. Vor jedem Haus stehen die Bewohner. Jeder möchte, dass alle bei ihnen einkehren.
Schwarzfleisch und Eierlikör In einem Haus gibt es Debrecziner und Schwarzfleisch, etwas weiter den besten Eierlikör. Während des Umzugs versuchen die Leute immer wieder, der "Berta" einen Strohhalm aus ihrem immerhin 20 Kilo schweren Gewand aus Erbsenstroh zu zupfen. Wer diesen Strohhalm in seiner Geldbörse aufbewahrt, dem soll der Überlieferung nach im neuen Jahr das Geld nicht ausgehen.
Nach Weiherhaus und Tauschthal geht es über den Sommeracker und die Hangstraße zum Bühl. Überall sind die zehn kuriosen Gestalten trotz ihrer grimmigen Masken gern gesehene Gäste. Nach dem Baugebiet "Flur" und der Berliner Straße, es ist jetzt längst 22 Uhr, findet der Umzug langsam sein Ende. Vor allem die "Strohberta" ist froh, endlich aus ihrer Hülle befreit zu werden. "Nach vier Stunden wird es hart", zieht Sebastian erschöpft Bilanz.Vor allem das Treppensteigen macht ihm immer zu schaffen. Mindestens sechs Kilogramm hat er trotz ständiger Nahrungsaufnahme an Gewicht verloren, schätzt er.
Dennoch steht für alle fest: Nächstes Jahr machen wir es wieder. Mit dem Nachwuchs haben sie keine Probleme. Auch diesmal waren wieder zwei "Neue" dabei. Die müssen immer als Sackträger anfangen. Auch das gehört zur Tradition.
Brauch hin oder her-muß so etwas an Heilig Abend stattfinden? Noch dazu vor Kindern? Zu Halloween würde ich a nix sagen. Oder vielleicht einen Tag vor Heilig Abend. Ehrlich gesagt, wenn bei mir am Heiligen Abend jemand klingeln würde und jemand stände mir mit furchterregender Maske gegenüber---ich weiß nicht, ob ich ihn eine runterhauen würde! Ach geht ja gar nicht, sonst werde ich ja noch eingesperrt! Aber an Heilig Abend in angstversetzende Kleidung durch die Straßen ziehen, das ist ja erlaubt----ist halt ein Brauch. Verdrehte Welt
Oskarchen haben sie keine Angst. Wer sich im geistigen Keller verschanzt hat bekommt keinen Besuch vom Trebgaster Strohbär.
Auf der einen Seite plärren Sie gegen die "Islamisierung des Abendlandes", haben Angst vor allem Fremden und hier haben wir einen über 300 Jahre alten Brauch, also urfränkisches Brauchtum, und das passt Ihnen auch wieder nicht. Entscheiden Sie sich mal.