Störche ziehen Nachwuchs groß

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Klarer Fall: Im Horst an der Melkendorfer Hauptstraße sind drei Jungstörche im Nest.
Klarer Fall: Im Horst an der Melkendorfer Hauptstraße sind drei Jungstörche im Nest.
Achim Zeitler
Eine Bereicherung für Mainleus sind die Störche, die sich auf dem Schuldach angesiedelt haben.
Eine Bereicherung für Mainleus sind die Störche, die sich auf dem Schuldach angesiedelt haben.
Markt Mainleus

In den meisten Horsten im Raum Kulmbach funktioniert das Brutgeschäft. Aber in Himmelkron ereignete sich ein Tierdrama, und in Melkendorf kam eine Retterin gerade noch rechtzeitig.

Für Störche ist Kulmbach Einwanderungsland. Das Futterangebot in den Flussauen von Main, Steinach und Schorgast scheint so gut zu sein, dass sich heuer fünf neue Brutpaare hier niedergelassen haben. Damit hat sich die Population verdoppelt. Das freut die Menschen, denn der Großvogel gilt als Glücksbringer und hat ein rundum positives Image.

Auch LBV-Kreisvorsitzender Erich Schiffelholz aus Mainleus strahlte, weil das Artenhilfsprogramm für den Weißstorch eingestellt werden konnte. Vor 40 Jahren waren die Großvögel vom Aussterben bedroht. Es gab nur noch 60 Brutpaare im Freistaat. Jetzt brauchen die Störche keinen besonderen Schutz mehr. "Im vergangenen Jahr wurden 750 Brutpaare in Bayern gezählt", sagte der Experte vom Landesbund für Vogelschutz. Zu den bestehenden fünf Horsten in Melkendorf (Schlot der Fassfabrik Brückner), Altdrossenfeld (Brauerei Schnupp), Himmelkron (Stiftskirche), Stadtsteinach (Altes Rathaus) und Mainroth (Heustadel Hauptstraße) kamen heuer - wie berichtet - fünf neue hinzu: auf der Mainleuser Schule, auf dem Mönchshof-Schlot in der Blaich, auf einer Eiche in Untersteinach, Stadtsteinacher Straße, sowie in der Melkendorfer Hauptstraße und auf Schloss Steinenhausen.

Im vergangenen Jahr wurden 1500 Jungstörche in Bayern groß. Auch heuer haben die Störche fleißig gebrütet, und überall ist der Nachwuchs geschlüpft. Allerdings, so Schiffelholz, kann man die im Horst kauernden Nestlinge - so heißen die Jungtiere, bis sie nach 55 bis 60 Tagen flügge werden - meistens noch nicht richtig sehen. Deshalb darf vielerorts gerätselt werden, wie viele Junge im Nest sind.

In Mainleus hat man Gewissheit, da ab und zu die Fotodrohne der Gemeinde über der Schule aufsteigt. "Bei uns sind es drei Jungstörche. Wie es aussieht, geht es ihnen gut", sagt Bürgermeister Robert Bosch. Sein Stadtsteinacher Kollege Roland Wolfrum ist sich dagegen nicht so sicher: "Es gibt Bilder von der Webcam, auf denen man zumindest zwei recht proppere Jungstörche sieht. Ob sich noch ein dritter versteckt, sieht man nicht."

Schwer einsehbar ist der Horst auf dem circa 40 Meter hohen Mönchshof-Schlot in der Blaich. Vom Krankenhausberg ist aber ein Blick mit dem Feldstecher möglich: Demnach dürfte es dreimal Nachwuchs gegeben haben. Drei Junge meldet auch Mainroth. "Denen geht es gut", versichert Ruth Mohrand, die regelmäßig auf der Scheune gegenüber der Kirche nach dem Rechten sieht.

Ziemlich genau Bescheid weiß Kurt Gotzmann aus Untersteinach, der zusammen mit seinen Nachbarn die Störche beobachtet. Im Stadtsteinacher Weg haben sich die imposanten Vögel mit über zwei Meter Flügelspannweite auf einer gekappten Eiche von selbst angesiedelt und ihren Nistplatz gebaut. Bei der "ersten Baumbrut im Landkreis Kulmbach" (Schiffelholz) sind zwei Junge im Nest. "Ein drittes lag einmal früh tot am Boden", berichtet Gotzmann.

Hochburg der Störche

Hochburg der Störche ist Melkendorf, wo es jetzt drei Horste gibt. Im ältesten - auf dem alten Fabrikschlot, der von der Umgehungsstraße aus gut zu sehen ist - hat ein Melkendorfer "zwei Köpfla" gesichtet. Es könnten natürlich mehr sein. Auf Vermutungen angewiesen ist man auch in Steinenhausen. Im dortigen Landesamt für Umwelt geht man aber davon aus, dass es Nachwuchs gibt.

Alles klar ist dagegen an der Melkendorfer Hauptstraße. Hermann Dunkel konnte vom Kirchturm ins Nest schauen. "Ganz sicher, es sind drei Junge", sagt er. Allerdings waren es vorher einmal vier: Denn ein Nestling ist rausgefallen, der aber gefunden wurde. Eine Frau nahm den Jungstorch mit und meldete sich beim Landesbund für Vogelschutz. Schiffelholz: "Das Tier war offenbar gut beinander und wurde zur Vogelauffangstation des LBV Coburg nach Neu-Neershof gebracht. Es bestehen gute Chancen, dass man es durchbringt."

Keinen Nachwuchs gibt es in Altdrossenfeld. "Die Störche sind da, aber sie haben keine Jungen", bedauert man im Gasthaus Schnupp. "Vergangenes Jahr hatten wir drei Jungstörche."

Das Drama von Himmelkron

Ein Tierdrama spielte sich in Himmelkron ab. Dort kümmert sich Pfarrer Michael Krug nicht nur um die Schäfchen seiner Kirchengemeinde, sondern hat auch eine innige Beziehung zu seinen gefiederten Freunden auf dem Dach der Stiftskirche. Per Webcam hat der Pfarrer stets ein Auge auf die Störche. Vor zwei Monaten verkündete er freudig, dass drei Eier im Nest liegen. Dann schaltete Krug die Kamera ab: "Die Jungstörche haben nicht überlebt. Zwei starben ziemlich früh. Einer sah propper aus, lag aber auch eines Tages tot im Nest. Es scheint keine gute Saison für Störche zu sein."

Die Gründe für den kompletten Verlust der Brut sind vielfältig, weiß der LBV-Experte. Viel hängt vom Wetter ab. Viel Regen gefährde die Jungtiere, "weil sie nass werden und auskühlen. In Kälteperioden ist es ein hartes Leben für den Nachwuchs." Vor allem frühe Brüter - wie in Himmelkron oder Altdrossenfeld - hätten dann das Nachsehen. Auch die Futtersuche sei schwieriger. Wenn die Altvögel hauptsächlich Würmer mit Lehmanhaftungen bringen, bilde sich im Magen der Jungen ein unverdaulicher Lehmbatzen. "Was sich bis zum 21. Tag ansammelt, können sie noch nicht auswürgen, und die Tiere verhungern dann." "Die Brut, die später dran war, ist durchgekommen", sagt Schiffelholz. "Wenn genügend Futter wie Mäuse und Insekten verfügbar ist, wenn nicht so viel Dreck dabei ist, dann entwickeln sich die Jungen ganz normal."

Noch mehr Nistplätze?

Für die nächsten Jahre erwartet er eine weitere Vergrößerung der Storchpopulation im Kulmbacher Raum. Es gebe noch mehrere unbesetzte Horste. Und es lägen weitere Anfragen vor, Nistplätze zu bauen: unter anderem aus Thurnau und aus Rothwind. Wie immer, so Schiffelholz, "werden wir uns das Umfeld ansehen und genau prüfen".