Pfarrer Godfryd Mizerski und Kirchenpfleger Robert Göcking freuen sich sichtlich auf den vierten Advent. Dann findet der Festgottesdienst zur Wiedereröffnung der vor 150 Jahren errichteten Wartenfelser St.-Bartholomäus-Kirche statt, die bis vor kurzem noch Großbaustelle war.
Fast vier Jahre ist es inzwischen her, dass die Wartenfelser Umbauten und Sanierungen an dem Gotteshaus begonnen haben. Eine neue, von einer Wärmepumpe gespeiste Heizung, eine Toilettenanlage im bisherigen Heizraum, die Gestaltung des Kirchplatzes, Pflasterarbeiten und ein neuer Aufgang zur Sakristei sowie die energetische Sanierung der Kirchendecke zur Energieinsparung gingen noch problemlos über die Bühne.
Das Vorhaben, den Innenraum der Kirche farblich aufzufrischen, wurde dann aber zum Fiasko: Die von Diözesanarchitekt Karl-Heinz Rottmann unter dem Innenputz festgestellten Hohlräume sollten sich sozusagen als Totalschaden erweisen. Ausbesserungsarbeiten am Putz wären Flickwerk geblieben. Der einzige Ausweg: Den kompletten Wandbelag abschlagen und erneuern.
Kosten: rund 280 000 Euro.
Fast 70 000 Euro Eigenanteil Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, machten sich die Verantwortlichen des Kirchenvorstands und Pfarrer Godfryd Mizerski daran, mit den zuständigen Diözesanstellen ein Finanzierungskonzept auf die Beine zu stellen. Am Ende konnten zusätzlich zur Föderung durch die Erzdiözese (65 Prozent) die Oberfrankenstiftung (30 000 Euro), der Landkreis (2500 Euro), der Denkmalschutz (7500 Euro), die Sparkasse Kulmbach-Kronach, die Kulmbacher Bank, die Raiffeisenbank Oberland und zahlreiche private Spender ins Boot geholt werden. Der Eigenanteil der Pfarrgemeinde ist dennoch beträchtlich: Fast 70 000 Euro, so schätzt Robert Göcking, müssen die Wartenfelser aufbringen.
Dass die "Putzerei" am Ende nochmals 20 000 Euro teurer wurde, ist der notwendigen Deckensanierung ("Die hatten wir nicht
vorgesehen") und der Einarbeitung eines Gewebes ("Damit alles eben wird und sich keine Risse bilden") geschuldet.
Inzwischen ist auch die künstlerische Aufarbeitung des Kirchenraumes erledigt. Der international tätige Kirchenmaler Tobias Kammerer aus Rottweil hat St. Bartholomäus nach Absprache mit dem Kirchenvorstand und mit Zustimmung der Gläubigen ("Wir haben eigens eine Pfarrversammlung abgehalten") eine ebenso moderne wie mutige Farbgestaltung gegeben. Pastelltöne und glänzende Silber- und Goldflächen verleihen der Kirche ein helles und frisches Erscheinungsbild.
Rückkehr nach über 40 Jahren In die Raumgestaltung eingearbeitet wurden außerdem drei Heiligenfiguren, die seit dem Kirchenumbau 1971 auf dem Dachboden ihr Dasein gefristet hatten und vor einigen Jahren aufgearbeitet worden waren: St.
Bartholomäus und die Heiligen Peter und Paul.
Dass die Gläubigen in wenigen Tagen in das Gotteshaus zurückkehren können, freut Pater Godfryd. "Am vierten Advent feiern wir um 10 Uhr mit Weihbischof Herwig Gössl die Wiedereröffnung unserer Kirche", kündigt der Geistliche an - nicht ohne all denjenigen zu danken, die das Mammutprojekt schultern halfen: Reinhold und Margit Tempel für die Überlassung von Räumen für Gottesdienste, Hedwig Röder, die in Privaträumen sakralen Gegenständen vorübergehend eine Bleibe gab, Mesner Lothar Panzer und seiner Frau Elisabeth sowie den vielen freiwilligen Umzugshelfern und Privatspendern.
Wenn die Wartenfelser am Tag nach der Wiederöffnung von St. Bartholomäus, also am 22. Dezember, nochmals Anlass zu dankbarem Gedenken haben, ist das ein bemerkenswerter Zufall. An diesem Tag vor 150 Jahren starb Pfarrer Georg Wörler. Der Geistliche war der Erbauer der heutigen Pfarrkirche, die eine Woche zuvor, am 15. Dezember 1864, vorläufig benediziert worden war. Er leistete fast Unglaubliches dafür und starb im Alter von nur 42 Jahren. Aber das ist eine andere Geschichte...