Bei dem einen oder anderen spürt Günter Teufel schon, dass er ein mulmiges Gefühl hat, wenn er den Wagen vorfährt. "Die meisten sind aber entspannt", weiß er aus Erfahrung. Seit 25 Jahren ist der 51-Jährige beim TÜV. Zum Tag der Verkehrssicherheit am Samstag lässt er sich einmal über die Schulter blicken.
Teufel leitet den Standort des Technischen Überwachungsvereins in Kulmbach. Sein offizieller Titel ist Betreuer des TÜV Service-Centers. 2013 sind dort 1500 Pkw vorgefahren, 250 Motorräder, 250 Anhänger und 100 Nutzfahrzeuge - Lastwagen, Traktoren und vor allem Busse. Hinzu kommen noch Prüftermine im Außendienst, zum Beispiel in Werkstätten. "So kommt ein Sachverständiger auf rund 3000 Abnahmen im Jahr", erklärt er. Knapp 20 Prozent der Fahrzeuge rasseln durch, erhalten die begehrte Plakette nicht.
Die häufigsten Mängel kennt er aus dem Effeff: Beleuchtung und Verschleißteile wie Bremse und Radaufhängung. Das sind Klassiker. Relativ neu sind dagegen die elektronischen Systeme wie ABS, ESP, Kurvenlicht.
"Hier sind bestimmte Schritte vorgegeben, um die Funktionsfähigkeit zu überprüfen", erklärt Teufel.
Wenn es einmal nicht für die Erteilung der Plakette reicht, wird das von den meisten Kunden akzeptiert. "Es sind nur wenige dabei, von denen es Widerspruch gibt." Doch der sei zwecklos. "Wir zeigen den Leuten, was nicht passt. In der Regel haben wir keinen Spielraum. Deshalb braucht man auch nicht zu diskutieren", stellt er ganz pragmatisch fest.
Dann nimmt uns Teufel mit zu einer Prüfung. Ein Golf Baujahr 1999. Teufel fährt das Auto mit Automatikgetriebe ("Wir müssen jedes Fahrzeug ein kurzes Stück mit acht Stundenkilometern bewegen") auf den Rollenprüfstand. Dort werden die Bremsen gecheckt. Vorne ist beim Golf alles okay, hinten ist die Bremswirkung "ungleichmäßig, aber noch zulässig". Im Innenraum prüft er die Sicherheitsgurte, Kontrollleuchten, Gebläse, Scheibenwischer.
Auch das passt.
Seit 2012 hat sich viel getan Dann die Scheinwerfer-Kontrolle: "Was viele nicht wissen: Wenn bei der Leuchtweitenregulierung nur eine Seite nicht geht, ist das schon ein erheblicher Mangel", sagt Teufel. Sprich: Das Fahrzeug fällt durch. Da haben die Experten - wie in vielen anderen Fällen auch - keine andere Möglichkeit. "Es hat sich seit 2012 vorschriftsmäßig viel getan. Wir sind bei einem gewissen Sachverhalt gezwungen, die Plakette vorzuenthalten." Das ist aber beim Golf nicht der Fall.
Dann geht es auf die Hebebühne. Mit der Taschenlampe leuchtet der Maschinenbau-Ingenieur ("Das sind die meisten hier") Radhäuser und schwer einsehbaren Stellen am Unterboden aus. Dank jahrelanger Erfahrung ("Etliches sieht man schon im Vorbeigehen") kennt er die Schwachstellen der verschiedenen Marken. "Da schaut man zuerst hin.
Es gibt aber auch eine Checkliste, die man abarbeiten muss." Während Federbrüche häufig sind, seien Korrosionsschäden seltener geworden.
Eine knappe halbe Stunde nimmt Teufel den Golf unter die Lupe. Alles ist in Ordnung. Zum Schluss die Abgasuntersuchung. Und auch hier gibt es keine Probleme - Teufel klebt die Plakette aufs Nummernschild. Sie gilt zwei Jahre. Dann wird der TÜV den Golf vielleicht wiedersehen und erneut auf Herz und Nieren unter die Lupe nehmen.