Die Alternative des Schimmendorfer Gartenfreundes macht wenig Arbeit und Mensch und Natur glücklich. Und ist leicht zu kopieren
Der Anblick ist trist. Grau-schwarz drängt sich Stein an Stein, keine Blüte, kein Schmetterling weit und breit, bestenfalls eine einsame Zwergkonifere: Steinwüsten ersetzen in Neubaugebieten immer öfter liebevoll gestaltete Vorgärten. Pflegeleicht soll die Fläche sein, keine Arbeit machen. Die Stadt Kulmbach hat derartigen Gestaltungen jetzt einen Riegel vorgeschoben und die Anlage sogenannter Schottergärten verboten. Die entsprechende Satzung wird Mitte des Monats rechtskräftig.
Ein lebendiger Steingarten
"Ein gutes Signal", findet Gert Hühnlein aus Schimmendorf. Der 74-Jährige engagiert sich seit mehr als 50 Jahren im Vorstand des Gartenbauvereins seines Dorfes und wirbt für natürliche Lebensräume. Dass Natürliches auch pflegeleicht sein kann, macht er auf seinem eigenen Grundstück vor. "Meine großen Blumenbeete rund ums Haus zu pflegen und vor allem ständig zu gießen, das ist mir mit den Jahren zu mühsam geworden. Deshalb habe ich sie 2020 komplett neu angelegt und einen lebendigen Steingarten daraus gemacht. Schon im ersten Jahr summt und brummt es überall. Schmetterlinge und Bienen auf den Blüten, und ich muss kaum etwas tun."
Hühnlein will nicht mit dem Finger auf schlechte Beispiele zeigen, sondern sinnvolle Alternativen finden, die Mensch und Natur gerecht werden. Seine Lösung, die er Interessierten auch gerne vorführt: ein Unkrautvlies, darauf 30 Zentimeter Humus, darüber zehn Zentimeter Estrichkies - eine Mischung aus grobem Sand und kleinen Kieselsteinchen.
In diesen Untergrund pflanzte der Hobbygärtner eine Vielzahl von Steingartenstauden - genügsame Pflanzen vom Bodendecker bis zum niedrigen Strauch, die mit wenig Wasser zufrieden sind und nicht gedüngt werden müssen. Den Pflanzenmix hat Hühnlein nach zwei Kriterien ausgewählt: Anspruchslosigkeit in Sachen Pflege und Blütenpracht rund ums Jahr. "Bei mir blüht immer etwas."
Auf Schneeglöckchen und Krokusse folgen Narzissen, Kuhschellen, Teppichphlox, Akeleien, duftende Kräuter, Phlox, Lavendel, Sonnenhut und Fetthenne. Insekten fühlen sich in diesem Paradies wohl, finden Nahrung und Unterschlupf, denn es gibt auch noch Feldsteine und Trockenmauern, in denen sie sich verstecken können und die den kleinen Hang vor dem Haus terrassenartig strukturieren.
Langfristig viel Arbeit gespart
Gert Hühnlein ist zufrieden mit dem Ergebnis seiner Umgestaltung. Vor und neben dem Haus muss er sich nun nicht mehr plagen, und auch den Rest des 1500 Quadratmeter großen Gartens meistert der 74-Jährige gut allein. Im Gemüsegarten gibt es Hochbeete und ein Gewächshaus, wo alles gedeiht, was der Hobbygärtner gerne isst. Die freiwachsende Hecke aus Beerensträuchern wie Weißdorn und Holunder bietet den Vögeln auch im Winter reichlich Futter, ebenso wie die Wiese, die nur selten gemäht wird.
Feldsteine, Sand und Kies als Mulchschicht, die die Feuchtigkeit im Boden hält und das Auflaufen von Wildkräutern erschwert - ist das auch aus Sicht von Fachleuten eine gute Idee?