Motorradfahren: Sieben Todsünden auf zwei Rädern

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Motorradfahren ist gerade wieder sehr in Mode gekommen. Mit den Zulassungszahlen steigt die Zahl der Unfälle. Foto: Archiv
Motorradfahren ist gerade wieder sehr in Mode gekommen. Mit den Zulassungszahlen steigt die Zahl der Unfälle.  Foto: Archiv
Heiko Seiferth Foto: privat
Heiko Seiferth Foto: privat
 

Wer einen aufgerissen Oberschenkel mit Jeansresten drin gesehen habe, vergisst das nie, sagt Heiko Seiferth. Er gibt Tipps, damit es nicht so weit kommt.

Motorradfahren - das ist für viele Inbegriff von Freiheit. Das klingt erst einmal schön, aber es ist auch ein Problem: Denn Unfälle von oder mit Zweiradfahrern sind nicht gerade selten.
Heiko Seiferth ist Fahrlehrer an der Verkehrsakademie in Kulmbach und bildet pro Jahr um die 60 Motorradfahrer aus. Er zählt die häufigsten Fehler von Zweiradfahrern auf:

1. Überhöhte Geschwindigkeit Vor allem routinierte Fahrer verlernen mit der Zeit, langsam zu fahren. Aber nur wer auch langsam fahren kann, hat die Maschine wirklich unter Kontrolle, betont Heiko Seiferth. Daher sollten Fahrer regelmäßig Sicherheitstrainings machen.
Vor allem am Anfang der Saison können Fahrer Geschwindigkeiten nicht richtig einschätzen, wenn die Maschine vorher monatelang in der Garage gestanden hatte.

2. Technische Ausstattung Das Problem mit der langen Garagenzeit sieht Seiferth auch bei der technischen Ausstattung. "Reifen, Bremsen und Fahrwerk müssen regelmäßig überprüft werden", betont er. Dazu gehört ein gewisses Basiswissen jedes Fahrers. Zusätzlich sollte man das Motorrad regelmäßig zum Kundendienst bringen.

3. Sicherheitskleidung Was bei Fahrern mit großen Maschinen zum Glück eher selten vorkommt, sieht man bei Rollern oder kleineren Motorrädern häufiger: Dass mit T-Shirt und kurzen Hosen gefahren wird. "Die richtige Schutzkleidung ist unheimlich wichtig, auch wenn der Gesetzgeber leider nur den Helm vorschreibt", erklärt Seiferth. Einen Unfall kann die richtige Kleidung zwar nicht verhindern, doch wenn was passiert und jemand stürzt, sind die Folgen immens. Wer einmal einen aufgerissenen Oberschenkel mit Jeansresten gesehen hat, weiß, wovon der passionierte Motorradfahrer Seiferth spricht.

4. Kurven Mit dem richtigen Eintrittswinkel und der korrekten Schräglage könnten bis zu 70 Prozent der Kurvenunfälle vermieden werden, sagt Seiferth. Leider seien viele Motorradfahrer zu übermütig.
Werden die Kurven falsch genommen, fahren viele Motorradfahrer in den Graben oder im schlimmeren Fall in den Gegenverkehr. Kurven fahren in verschiedenen Geschwindigkeiten kann und sollte man üben - immer wieder. Die Erfahrung bringt da einen großen Mehrwert. Auch erfahrene Biker sollten sich immer wieder zum Üben zwingen. Das Bewusstsein für Gefahr werde leider oft schlechter, wenn man älter werde, weil viele Fahrer zu sehr von sich und den Fähigkeiten überzeugt seien. Das führt auch zum nächsten Punkt.

5. Eigene Fähigkeiten richtig einschätzen Motorradfahren ist anstrengend. Man schwitzt gerade an heißen Tagen und dehydriert leicht. Gleichzeitig ist volle Konzentration gefragt. Eine gefährliche Mischung. Motorradfahrer sollten ehrlich zu sich selbst sein und rechtzeitig Pausen machen. Nicht einfach nebenbei fahren, sondern sich konzentrieren.

6. Andere Verkehrsteilnehmer Landmaschinen sind oft nicht richtig beleuchtet und ihre Fahrer können nicht das ganze Umfeld überblicken. Gleichzeitig sind Motorradfahrer leicht zu übersehen.
Besonders wenn große Anhänger im Spiel sind, ist für Motorradfahrer doppelte Vorsicht geboten. Auch wegen der anderen Verkehrsteilnehmer sollten Biker ihre Geschwindigkeit im Auge behalten. Viele Biker sind schneller da als es die Autofahrer erwartet hätten. Gleiches gilt fürs Überholen. Sich mal schnell noch durchschlängeln - was oft funktioniert, kann verheerende Folgen haben. Vor allem auch, weil Motorradfahrer eben keine Knautschzone, Airbag und Sicherheitsgurte haben.

7. Fahren in der Gruppe Wenn Biker in der Gruppe unterwegs sind, sollten stets die unerfahrenen Motorradfahrer vorneweg fahren. Wer hinterherfährt neigt dazu, schneller zu fahren als es seinen Fähigkeiten entspricht, weil er den Anschluss nicht verlieren will.

Am Ende noch ein Appell von Heiko Seiferth: Wer rasen will, kann das machen, er sollte dazu aber auf die Rennstrecke gehen, zum Beispiel auf den Nürburgring.

Auf öffentlichen Straßen, zum Beispiel auch am Würgauer Berg, ist die Raserei unverantwortlich. Erfahrene Fahrer sind dabei oft die Risikobereitesten.