Mit einer Investition von 500 Millionen Euro setzt Siemens in Erlangen ein neues Leuchtturmprojekt um. Bayerns Innenminister sieht darin ein klares Signal für die Stärke der Region und Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit.
Die Firma Siemens zählt in Franken zu den wichtigsten Arbeitgebern überhaupt. Vor allem in Erlangen ist der Technologie-Gigant seit vielen Jahrzehnten fest verwurzelt. Der dortige "Siemens Campus" gilt als eines der umfangreichsten Bauprojekte in der Firmengeschichte. Am Montag (22. September 2025) hat der Weltkonzern nun mit Vertretern aus Politik und Wirtschaft in der Stadt den Grundstein für den neuen "Siemens Technology Campus" gelegt. Dabei handelt es sich laut Unternehmensangaben um ein "Leuchtturmprojekt" im Rahmen der sogenannten "Made for Germany"-Initiative.
Die Initiative wurde im Juli 2025 von über 60 Unternehmen und Investoren aus verschiedenen Branchen ins Leben gerufen. Ziel ist es, die deutsche Wirtschaft zukunftsfähig zu gestalten. Der "Technology Campus" werde den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Region Franken vor allem in Bereich Leistungselektronik weiter stärken, bekräftigt Siemens in seiner am Montag veröffentlichten Mitteilung. Laut Angaben von Siemens wird in Erlangen bis zum Jahr 2027 zunächst auf einer Grundfläche von rund 7000 Quadratmetern - dies entspricht der Größe eines Fußballfelds - ein "hochmodernes Zentrum" für Logistik, Service und flexible Automation mit Platz für bis zu 300 Mitarbeitern entstehen.
Siemens startet in Erlangen Leuchtturmprojekt der "Made for Germany"-Initiative
Im nächsten Schritt, bis 2030, sind der Bau eines Zentrums für Entwicklung und Innovation für Leistungselektronik sowie weitere Flächen für Produktion geplant. Dort solle unter anderem eine neue Generation von Umrichtern und Steuerungen entwickelt werden, die Bewegungen von Anlagen oder Maschinen schneller, präziser und effizienter als bislang steuern.
"Der 'Siemens Technology Campus Erlangen' ist Leuchtturmprojekt der Made for Germany, weil die Kolleginnen und Kollegen am Standort ein Vorbild für die Innovationskraft und Wettbewerbsfähigkeit von Deutschland sind", wird Siemens-CEO Roland Busch zitiert. "Wir haben hier überlegene Produkte, einen radikalen Blick auf den Kundennutzen und wir setzen voll auf Digitalisierung, Automatisierung und künstliche Intelligenz. Mit diesen Erfolgsfaktoren sichern wir Deutschlands wirtschaftliche Zukunft. Siemens liefert. Jetzt ist die Politik am Zug, die nötigen strukturellen Reformen umzusetzen."
Siemens investiert laut Eigenaussage 500 Millionen Euro in die Transformation des Standorts Erlangen. Die Investitionen sind demnach Teil der 2023 vorgestellten, weltweiten Investitionsstrategie von rund zwei Milliarden Euro. Eine Milliarde Euro davon fließe in den Standort Deutschland. "Mit dem Technology Campus wird der Siemens-Standort Erlangen zum weltweiten Vorreiter für Technologie-Aktivitäten zum industriellen Metaverse", heißt es in der Projektvorstellung wörtlich.
Innenminister Herrmann sieht "klares Signal für Deutschland, Bayern und Erlangen"
Bei dem industriellen Metaverse handelt es sich Siemens zufolge um eine virtuelle Umgebung, die speziell für industrielle Anwendungen entwickelt wird. Es ermöglicht Unternehmen, mithilfe von Technologien wie künstlicher Intelligenz und digitalen Zwillingen, reale Prozesse, Produkte und Anlagen digital zu simulieren, zu testen und zu optimieren - bevor sie physisch umgesetzt werden.
"Die Investitionsoffensive von Siemens ist ein klares Signal für Deutschland, Bayern und Erlangen sowie für die rund 3000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der Frauenauracher Straße", erklärt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) in der Verlautbarung des Technologiekonzerns. "Der 'Siemens Technology Campus Erlangen' wird ein Vorzeigestandort für Forschung und Entwicklung sowie für die Produktion von zukunftsweisenden Siemens-Technologien. Er wird die digitale Transformation vorantreiben und Bayerns Rolle als führende Technologieregion weiter festigen", so Herrmann, der in Erlangen aufgewachsen ist.
Nach Abgaben von Siemens werden in Erlangen bereits heute "Schlüsselkomponenten für die industrielle Automatisierung und Digitalisierung" entwickelt und gefertigt. Insgesamt seien rund 3000 Mitarbeiter aus Produktion, Forschung und Entwicklung sowie Verwaltung am Standort Frauenauracher Straße beschäftigt.
Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) sieht in dem neuen Siemens-Projekt eine große Chance. "Auch für Erlangen ist der 'Siemens Technology Campus' ein Leuchtturmprojekt", wird das Stadtoberhaupt zitiert. "Er wird unsere Stadt als Wissenschafts- und Innovationszentrum weiter stärken und ein lebendiges Umfeld für Talente und Unternehmen schaffen. Wir sind stolz darauf, Partner in diesem zukunftsweisenden Vorhaben zu sein, das Nachhaltigkeit und Digitalisierung beispielhaft miteinander verbindet", so OB Janik.
Laut Unternehmensangaben standen die Punkte Nachhaltigkeit und Digitalisierung schon bei der Planung des neuen Campus im Mittelpunkt. Das gesamte Areal werde zu einem sogenannten Null-Emissionen-Standort entwickelt, heißt vonseiten von Siemens.