Schaut der Löwe nach links oder rechts?

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Den Wandel des Stadtwappens hat Heinz Waas (1932 - 2006) auf einem Gemälde für das Heimatmuseum festgehalten. Foto: Siegfried Sesselmann
Den Wandel des Stadtwappens hat Heinz Waas (1932 - 2006) auf einem Gemälde für das Heimatmuseum festgehalten. Foto: Siegfried Sesselmann
Das Wappen des Landkreises Kulmbach.
Das Wappen des Landkreises Kulmbach.
 
Das Wappen des ehemaligen Landkreises Stadtsteinach mit der heraldischen Rose als das Stammwappen derer von Guttenberg.
Das Wappen des ehemaligen Landkreises Stadtsteinach mit der heraldischen Rose als das Stammwappen derer von Guttenberg.
 
Noch heute ziert das Wappen der Stadt Stadtsteinach das alte Rathaus, in dem von 1837 bis 1969 die Geschicke der Stadt gelenkt wurden.
Noch heute ziert das Wappen der Stadt Stadtsteinach das alte Rathaus, in dem von 1837 bis 1969 die Geschicke der Stadt gelenkt wurden.
 
Bei der 800-Jahr-Feier der Stadt Stadtsteinach sorgte der Bamberger Löwe, der nun nach rechts blickt, für Diskussion. Auch die Stadtmauer, die Mauerkrone mit den Zinnen, gab berechtigten Anlass zur Kritik.
Bei der 800-Jahr-Feier der Stadt Stadtsteinach sorgte der Bamberger Löwe, der nun nach rechts blickt, für Diskussion. Auch die Stadtmauer, die Mauerkrone mit den Zinnen, gab berechtigten Anlass zur Kritik.
 

Wenn man durch Stadtsteinach läuft, kann man an zwei Gebäuden das Wappen von Stadtsteinach finden: am 1889 erbauten Feuerwehrhaus in der Knollenstraße, das jetzt von der Schreinerei Witzgall umgebaut wird; und am alten Rathaus in der Kulmbacher Straße 1, in dem von 1837 bis 1969 die Geschicke der Stadt gelenkt wurden.

Aus Anlass der 800-Jahr-Feier 1951 zeigte die Stadtverwaltung gesteigertes Interesse an ihrem Stadtwappen. Durch einen Rückblick auf frühere Jahrhunderte konnten aufschlussreiche Wandlungen in der Wappenführung festgestellt werden. Die Stadt ließ damals auf einer großen in den Stadtfarben schwarz-gold gehaltenen Fahne das bisherige Stadtwappen aufdrucken, dessen Form sich jedoch später als unrichtig erwies.

Nach Ermittlungen in den Staatsarchiven Bamberg und München sowie nach der Horitzschen Wappentafel von 1603 und des Siebenmacherschen Wappenbuches von 1605 wurde nun die ursprüngliche Wappengestalt wie folgt festgestellt: Der rot bewehrte Löwe auf goldenem Grund ist nach rechts gewendet und von einem von rechts oben nach links unten gehenden silbernen Schrägstrich überdeckt. Darunter befindet sich weiß-rote Zinnen.


Der Ritt auf dem Balken

Zu dieser Darstellung findet allerdings der Verein ,,Der Herold" in Berlin, dem mitgeteilt worden war, dass die Stadtflagge nach einem Eintrag in die Stadtchronik im Jahre 1734 auch noch die österreichische Kaiserkrone gezeigt habe, eine andere Stellungnahme.

Nach Forschungen, um die sich besonders Alfons Finger verdient gemacht hat, erhielt der Markt Stadtsteinach bei Einverleibung in das ehemalige Hochstift Bamberg (1151) den schwarzen, rot bewehrten, nach links gewendeten und von einer silbernen Schrägleiste überdeckten Bamberger Löwen auf rotem Grund als Wappenschild.
Angeblich soll dieses Wappentier von Kaiser Friedrich II. dem Hochstift verliehen worden sein, da es dem Hohenstaufer Hauswappen gleicht. Der Schrägstreifen wurde zu einem Balken abgerundet, auf dem ein nach links blickender Löwe "ritt", wie im Wappen von 1875 zu erkennen ist.

Weiterhin schmückte man zur 800-Jahr-Feier die klare Wappenform mit unnötigen Verzierungen und setzte dem Wappenbild noch die sogenannte "Mauerkrone" auf. Im Jahre 1813 wurde diese Ergänzung zur Unterscheidung der "wehrhaften" Städte und Märkte eingeführt und erst 1928 wieder abgeschafft. Doch in Stadtsteinach hielt sich die "Mauerkrone" bis in die 1950-er Jahre.

Erst die Ermittlung der Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns im Jahre 1956 konnte eindeutig nachweisen, dass das Wappen der Stadt Stadtsteinach niemals einen Zusatz zum Bamberger Löwen führte. Die Zinnmauer, wie sie in der Festschrift abgebildet wurde, ist also unzutreffend.

Der Geschäftsführer des Vereins, Dr. Neubecker, ist der Meinung, dass die angeblich wiederentdeckte richtige Form mit dem nach rechts schauenden Löwen die heraldische Grundregel verletze. Die Stadtfarben schwarz-gold seien die des Bistums Bamberg. Eine Beziehung zu den habsburgischen Hausfarben könne nicht bestehen, da schwarz-gold die Farben des alten Deutschen Reiches gewesen seien und man sie in Österreich nach 1806 lediglich fortgeführt habe.

Nun müssen sich die Stadtväter weiterhin den Kopf zerbrechen, ob das Wappentier nach links oder rechts zu blicken hat. Außerdem bedarf die Änderung des Wappens der Genehmigung durch das Bayerische Staatsministerium des Innern, die aber nur erteilt werden kann, wenn das Ergebnis der angestellten Wappenforschung als einwandfrei richtig anerkannt wird.

So vergingen weitere 20 Jahre. Und man begann um 1971, die Gebietsreform in Bayern umzusetzen. So wurden in Bayern aus 143 71 neue Landkreise gebildet. Auch für Stadtsteinach bedeutete die Reform eine spürbare Zäsur. Von 1862 bis 1972 war die Stadt 110 Jahre lang die Kreisstadt, dort befand sich auch der Sitz des Bezirksamtes.


Neues Wappen nötig

Mit der Auflösung des Landkreises Stadtsteinach musste ein neues Landkreiswappen kreiert werden. Stadtsteinach war der erste oberfränkische Landkreis, der ein eigenes Wappen besaß. Doch das ist nun Vergangenheit.

Welche wichtigen Attribute sollten in diesem neuen Wappen beinhaltet sein? Man war sich bewusst, einst auch widerstrebende Gebietsteile zusammenzuführen. In früheren Zeiten besaßen die Hohenzollern Gebiete, die von Schwarz und Silber "gevierte" Spitze soll das im neuen Landkreiswappen dokumentieren. Die Anwesenheit der Grafen von Andechs-Meranien bzw. Orlamünde stellt der Andechser Adler in Silber dar, der nach links schaut. Und der Bamberger Löwe für die Zugehörigkeit des ehemaligen Stadtsteinacher Gebietes zum Hochstift Bamberg ist aus dem Stadtsteinacher Wappen bekannt.

Aber nun schaut er wieder nach rechts? War die Diskussion zur 800-Jahr-Feier sinnlos? Harmonisch schauen sich der Löwe und der Adler an. Sicherlich wäre es unmöglich gewesen, wenn der Löwe sich nach links abwenden würde.