Wie ein Lauffeuer verbreitete sich am Wochenende die Nachricht: Rudolf Eschenbacher lebt nicht mehr.
Der überaus verdiente Kommunalpolitiker, leidenschaftliche Organist und Sänger hat am Freitag für immer die Augen geschlossen. Der "Kanter" - wie man ihn in seinem Heimatort
Thurnau und weit darüber hinaus nannte und kannte - wurde 76 Jahre alt.
Rudolf Eschenbacher hat wie kaum ein anderer die jüngere Geschichte des Marktes Thurnau mitgeprägt. Im Jahr 1973 schenkten die Thurnauer dem gebürtigen Heubscher erstmals bei einer Kommunalwahl ihr Vertrauen. Bis 2008 saß er für die Freien Wähler im Gemeinderat, zuletzt sogar als Zweiter Bürgermeister.
Auch im Kreistag vertrat er über Jahrzehnte hinweg engagiert die Interessen seiner Heimatgemeinde, auch als Vorsitzender der FW-Kreistagsfraktion. Der Verstorbene war dabei nie ein Mann, der sich in den Vordergrund drängte oder durch große Sprüche auffiel.
Er war Kommunalpolitiker aus Überzeugung, wusste, dass man mit akribischer Arbeit im Stillen, mit guten Argumenten, Zuverlässigkeit und steter Kompromissbereitschaft oft mehr erreichen kann. Hinzu kam sein ganz eigener Humor, sein Lachen wirkte ansteckend. Er war ein Sympathieträger. Doch nicht nur durch seine Arbeit auf politischer Ebene war Rudolf Eschenbacher weit über die Grenzen seiner Heimatgemeinde hinaus bekannt, geschätzt und beliebt. Als Kantor, begnadeter Organist, Musikant, Sänger und Chorleiter war er auf allen Bühnen der Region zu Hause. Und auch hier übernahm er wie selbstverständlich Verantwortung: als Vorsitzender und Dirigent des Thurnauer Sängerbundes sowie der Sängergruppe Thurnau/Kasendorf.
Mit seinem Orgelspiel bereicherte er unzählige Gottesdienste und kirchliche Feiern in seinem Dekanat Thurnau, das auch über 40 Jahre sein Arbeitgeber war.
Mit einem "Rudi-Lied" hatten ihn die Mitarbeiter im Juli 2004 in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet, der jedoch sehr arbeitsintensiv verlief. Als Organist und Leiter des Kirchenchors blieb Eschenbacher der Kirche erhalten. Sein Tod reißt eine Lücke, die schwer zu schließen sein wird. Der Bürgermeisterchor des Landkreises Kulmbach verliert mit Rudolf Eschenbacher ein Gründungsmitglied. Viele Auftritte des einmaligen Klangkörpers begleitete der Thurnauer am Klavier.
Der Verstorbene war auch ein Familienmensch. Über 50 Jahre war er mit seiner Frau Ingrid verheiratet. Wie im politischen Leben gab es nicht nur Sonnenseiten. So traf es ihn schwer, als vor einigen Jahren eines seiner vier Kinder allzu früh verstarb.
Erst vor einigen Wochen stellten Ärzte bei Rudolf Eschenbacher eine schwere Erkrankung fest.
Sein Tod kam für viele aber dennoch sehr plötzlich und überraschend.
Die Trauerfeier für den Verstorbenen findet am Gründonnerstag um 13 Uhr in der St. Laurentiuskirche statt, auf deren Orgelempore er gefühlt sein halbes Leben verbrachte. Anschließend wird er auf dem Thurnauer Gottesacker beigesetzt.