Auf Anregung der Grünen flatterte am Wochenende ein dritte Fahne am Rathaus. ene Aktion Anlässlich des Christopher-Street-Days.
Besonders bunt beflaggt war das Portal des Kulmbacher Rathauses am Samstag und Sonntag. Links die weiß-blaue Bayernfahne und rechts die schwarz-weiß-blaue Fahne mit dem Wappen der Großen Kreisstadt flankierten die sogenannte Regenbogenfahne. Sie ist das weltweite Symbol für alle Menschen, die sich von der Mehrheit der Heterosexuellen unterscheiden.
Die Fahne war auf die Bitte der Stadtratsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen hin aufgehängt worden, "als Zeichen der Solidarität mit der LGBTIQ Community, um den wegen der Corona-Krise abgesagten Christopher-Street-Day zu kompensieren und die Wahrnehmung von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu unterstützen." LGBTI ist die Abkürzung für die englischen Wörter Lesbian, Gay, Bisexual, Transexuell/Transgender und Intersexual (deutsch: Lesbisch, Schwul, Bisexuell, Transsexuell/Transgender und Intersexuell). Inzwischen wird sie auch in Deutschland verwendet.
Kampf für Gleichberechtigung
Der Christopher-Street-Day erinnert mit Umzügen an die Nacht zum 28. Juni 1969: den ersten bekanntgewordenen Aufstand von Homosexuellen und anderen sexuellen Minderheiten gegen Polizeiwillkür in der New Yorker Christopher Street.
Zu dieser Zeit gab es immer wieder gewalttätige Razzien der Polizei in Kneipen mit trans- und homosexuellem Zielpublikum. Besonders betroffen von Willkür waren Afroamerikaner und Menschen lateinamerikanischer Herkunft.
Als sich an diesem Abend insbesondere Dragqueens (als Frauen besonders herausgeputzte Männer) und transsexuelle Latinas und Schwarze gegen die wiederkehrenden Kontrollen wehrten, war dies der Beginn tagelanger Straßenschlachten mit der New Yorker Polizei. Diese Ereignisse werden als Wendepunkt in der Community (Gemeinschaft der Nicht-Heterosexuellen) im Kampf für Gleichberechtigung und Anerkennung angesehen. Weltweit wird seither um den 28. Juni herum mit dem Christopher Street Day an diese Nacht erinnert, da auch heute noch in vielen Ländern gleichberechtigtes Leben ungeachtet der sexuellen Orientierung nicht möglich ist.
Die Kulmbacher Grünen-Stadträtin Constanze Milbrad hatte den Vorschlag der Extra-Beflaggung aus der Grünen-Jugend an Fraktionsvorsitzende Dagmar Keis-Lechner herangetragen, die ihn an Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) weiterleitete. Milbrad ist "dankbar für die unbürokratische Umsetzung", sagte sie bei einem Treffen vor dem Rathaus.
In Marktleugast genäht
Diese wurde von der Creativ-Stickerei in Marktleugast quasi über Nacht angefertigt. "Durch die Absage der Demonstrationen fallen vielen ehrenamtlich tätigen Vereinen im Bereich der Beratung, Selbsthilfe, Gewaltprävention und Aufklärung wichtige finanzielle einnahmen weg. Das gefährdet die Zukunft ihrer Arbeit", sagte Constanze Milbrad. "Als Zeichen der Solidarität soll deshalb auch in Kulmbach die Wahrnehmung von sexueller Vielfalt unterstützt und ein Zeichen gegen Diskriminierung, Ausgrenzung und Hass gesetzt werden."