Probieren verboten im Restaurant - stimmt das?

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Sich gegenseitig probieren lassen, ist in der gehobenen Gastronomie angeblich ein Grund, hinauskomplimentiert zu werden. Grafik: Franziska Schäfer
Sich gegenseitig probieren lassen, ist in der gehobenen Gastronomie angeblich ein Grund, hinauskomplimentiert zu werden. Grafik: Franziska Schäfer
Heini Schöpf vom Schloss-Restaurant Neudrossnefeld kostet selber, wenn er in Begleitung essen geht.
Heini Schöpf vom Schloss-Restaurant Neudrossnefeld kostet selber, wenn er in Begleitung essen geht.
 
Alexander Schütz vom Restaurant "Ursprung" in Wartenfells
Alexander Schütz vom Restaurant "Ursprung" in Wartenfells
 
Alexander Schütz hat nicht zuletzt auf Grund der immer wieder aufkochenden Gerüchte diesen Satz in die Speisekarte geschrieben.
Alexander Schütz hat nicht zuletzt auf Grund der immer wieder aufkochenden Gerüchte diesen Satz in die Speisekarte geschrieben.
 

Angeblich gibt es in der gehobenen Gastronomie Abmahnungen bis hin zum Lokalverweis, wenn Gäste die Teller tauschen. Auch Köche der Region haben mit diesem Gemunkel zu kämpfen - einer davon ist Alexander Schütz aus Wartenfels.

So entstehen Legenden: Da ist einer, der einen kennt, der einen kennt, dem genau das passiert sei... In diesem Fall: Platzverweis im Nobelrestaurant, weil man sich gegenseitig hat probieren lassen. Sätze wie "Wie ist denn dein Fleisch?" oder "Koste doch mal den Fisch" sollen demnach manchem Spitzenkoch die Chilly-Röte ins Gesicht treiben. Kunden, die das praktizieren, würden beim Bezahlen mit dem schriftlichen oder mündlichen Hinweis "Bitte beehren Sie uns nicht wieder" aus dem Lokal rauskomplimentiert.

So steht es immer wieder in Internet-Bewertungsportalen zu lesen und wird an Stammtischen kolportiert. Nur: Einen Beweis dafür, dass es diese Rausschmisse je gab, hat offenbar noch niemand vorlegen können. Selbst ein Sternekoch wie Alfons Schuhbeck ist nicht gefeit und stand schon in dem Ruch, rote Kärtchen zu verteilen, wenn an seinen Tischen in den "Südtiroler Stuben" in München die Menüteller kreisten.
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"Für uns Gastronomen ist das ein echtes Problem", sagt Alexander Schütz. Der Inhaber des "Berghof" in Wartenfels ist selber in die kulinarische Klatschspalte geraten. "Auch über mich ist immer mal wieder verbreitet worden, ich würde Gästen Hausverbot erteilen, die am Tisch vom Teller des Anderen kosten. Das ist völlig aus der Luft gegriffen und grenzt an Rufschädigung." Dann steht er auf und holt eine Speisekarte. Auf der ersten Seite steht: "Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei unserem Menü und beim gegenseitigen Probieren."

Seit drei Jahren führt der Koch, der unter anderem bei Maître Johann Lafer tätig war, das zum Gästehaus gehörige Restaurant "Ursprung". "Vor zwei Jahren fing es an", erinnert sich Alexander Schütz. "Ein Gast berichtete mir beim Plausch am Tisch von der Geschichte: Ich würde Leuten einen Brief übergeben mit dem Hinweis, sie nicht mehr in meinem Lokal sehen zu wollen, weil sie sich Essen zureichten." Zunächst habe er nichts weiter drauf gegeben - aber dann kursierte die Mär in unschöner Regelmäßigkeit weiter.


Ursprung unbekannt

Er könne nicht sagen, woraus die üble Nachrede gespeist wird. "Vielleicht sind es Neider oder Menschen, die schlechte Erfahrungen gemacht haben und sich auf diese perfide Weise rächen. So einem anonymen Vorwurf ist praktisch nicht beizukommen." 1000 Euro habe er dem versprochen, der ihm das vermeintlich von ihm verfasste Schreiben bringt. "Wenn so ein Brief auftaucht, noch dazu mit meiner gefälschten Unterschrift, wäre das klar ein Fall für den Anwalt."

Schütz hat mittlerweile auch mitbekommen, das manche seiner Gäste ihrerseits dem Gerücht entgegenträten und den Gastronom verteidigten. "Das ist für mich der beste Beweis, dass die, die mich kennen, auf die Anfeindungen nix geben."


Heini Schöpf: "So ein Schmarrn"

"So ein Schmarr'n." Drei Worte, ein klares Statement. Heini Schöpf vom Schloss-Restaurant Neudrossenfeld kann bei der Diskussion nur den Kopf schütteln. "Ich gehe selber häufiger bei Kollegen essen - und wenn ich in Begleitung bin, dann lassen wir uns gegenseitig natürlich probieren, wo leben wir denn. Blöd angemacht wurden wir deswegen noch nie. Deswegen gebe ich da auch nix drauf."

Mit Alfons Schuhbeck, den er gut kennt, habe sich Heini Schöpf jüngst darüber unterhalten. "Ich habe ihn ein wenig angefrotzelt, dass er ja diese roten Karten verteile. Gelacht hat er nicht." Jeder in seinem Beruf, sagt der Neudrossenfelder, müsse doch strengstens darauf bedacht sein, seine Gäste zu verwöhnen und nicht beschimpfen. Da wäre eine Rüge mit der Rechnung absolut kontraproduktiv. "Es steht mir doch nicht zu, meine Kundschaft in ihrem Verhalten zu bevormunden."

Genauso sieht es das Team in "Herrmann's Posthotel" in Wirsberg. Jana Mielke ist die Assistentin von Inhaber Alexander Herrmann und bekundet: "Wir handhaben das hier im Haus sehr locker. Es gibt Gäste, die bestellen extra zwei verschiedene Menüs, gerade damit sie voneinander kosten können." Sie würden ebenso wenig wegen ungebührlichen Verhaltens vor die Tür gesetzt wie das verliebte Pärchen, dass sich füttert und die Gabeln zum Mund führt. "Wenn das jemand möchte, dann ist das absolut erlaubt."