Ab 13. Juni ist die Trebgaster Naturbühne Schauplatz für das Stück "Alice im Wunderland". Regisseur Elmar Rasch steht vor der Herausforderung, fehlende technische Möglichkeiten durch schauspielerische Leistungen zu kompensieren.
Das Stück "Alice im Wunderland" hat am Freitag, 13. Juni, Premiere auf der Trebgaster Naturbühne. Wer das Stück kennt, das zwar bereits 1865 als Kinderbuch erschienen ist, aber erst in den sechziger Jahren durch den Film von Walt Disney so richtig bekannt wurde, wird sich fragen: Wie soll eine Geschichte voller Paradoxa und Absurditäten, eine fiktive, skurrile Traumwelt, auf einer Bühne funktionieren?
Regisseur Elmar Rasch, der in Trebgast vor zwei Jahren mit "Pippi Langstrumpf" einen großen Erfolg verzeichnen konnte, erklärt, warum "Alice im Wunderland" unbedingt auf die Naturbühne passt. Er weiß natürlich, dass man in einem Film mit Animationen alles möglich machen kann.
Und: Es gibt auch Theaterhäuser, die "Alice im Wunderland" aufführen, weil sie in ihrem Haus technische Mittel zur Verfügung haben, mit denen sie sehr schnell andere Situationen schaffen, andere Ortschaften zaubern und damit Stimmung und Bilder verändern können.
Und obwohl eine Freilichtbühne auch genügend Lichtanlagen zur Verfügung hat, musste er die Sache dennoch anders angehen, denn: "Ein Stück für Kinder wird überwiegend nachmittags aufgeführt. Und ‚Alice im Wunderland‘ ist ein Stück, in dem viel mit Lichteffekten gezaubert wird. Aber gerade das haben wir am Nachmittag nicht." Den Einwand, warum man sich das Stück dann überhaupt anschauen soll, beantwortet der Regisseur mit dem Hinweis darauf, dass der Zuschauer im Kino oder im Theaterhaus mit Effekten zugeknallt wird. Er bekommt Bilder vorgesetzt, bei denen er nicht mehr großartig nachdenken muss.
Dabei wird ihm die Möglichkeit genommen, seine eigene Fantasie spielen zu lassen.
Die Fantasie spielen lassen "Gerade das kann er bei uns. Hier sind die Darsteller gefragt, die Charaktere, die sie verkörpern. Hier kommt die darstellerische Kompetenz des Trebgaster Ensembles zur Geltung. Das macht den Besuch auf einer Freilichtbühne so ungeheuer interessant und bringt dem Zuschauer unter Umständen viel mehr Genuss. ‚Alice‘ ist frei interpretierbar. Wer da offen rein geht und sich einlässt, ohne immer nur die Animationen des Films vor Augen zu haben, dem wird es Spaß machen."
Naturbühnen-Vorsitzender Siegfried Küspert ergänzt: "Wir haben das Stück deshalb ausgewählt, weil es jeder kennt und weil wir der Meinung sind, dass es, genau wie die vorhergehenden Kinderstücke, für Großeltern, Eltern und Kinder gleichermaßen geeignet
ist. Die fehlenden technischen Raffinessen werden wir durch schauspielerische Leistungen, wunderschöne Kostüme, und hervorragende Kulissen kompensieren. Hier haben wir auch eine Lösung gefunden, das Publikum nicht durch permanente Umbauten zu stören. Nebenbei erwähnt, haben wir gegenüber anderen Bühnen den Vorteil, dass bei uns Kinder auch noch von Kindern gespielt werden."
Der britische Schriftsteller Lewis Carroll hat seine Figuren mehr satirisch betrachtet und seinem direkten Umfeld etwas angepasst.
Buch komplett umgeschrieben Streng interpretiert ist das Buch literarischer Nonsens, deshalb musste es für die Bühne komplett umgeschrieben werden. "Freilicht-Publikum ist Familientheater, und das muss unterhaltsam sein", weiß der Regisseur. "Wichtig ist immer, dass auch die Erwachsenen auf ihre Kosten kommen.
Sie sind letztendlich diejenigen, die transportieren.
Märchen sind im Prinzip ja brutal. Da wird dem Wolf der Bauch aufgeschnitten, das Schneewittchen wird vergiftet. Den Kindern muss klar gemacht werden, dass alles, was die Herzkönigin macht, nur ein Spiel ist, und sie trotz ihrer immerwährenden Ankündigungen, niemanden köpfen lässt. Das ist immer eine Gratwanderung. Dementsprechend müssen wir schauen, wie wir mit den Figuren umgehen und müssen die Inszenierung anpassen."Elmar Rasch will nicht zu viel verraten. Aber er weist schon auf einige Überraschungen in Sachen Choreografie hin. Auch das anfängliche Bühnenbild wird sich verändern, ohne dass ein Darsteller auf der Bühne steht. Wer jetzt wissen will, wie das geht, der sollte sich das vor Ort anschauen.
Vorstand und Regisseur sind überzeugt, dass die Besucher am Ende wirklich sagen: Das war richtig klasse. Wir hätten nicht gedacht, dass man "Alice im Wunderland" auf diese Art und Weise präsentieren kann.