132 Krippenplätze gibt es in Wuthes Zuständigkeitsbereich. Richtig eng ist es aber nur in der Stadt Kulmbach. In den Landkreisgemeinden entspreche das Angebot in etwa dem Bedarf, "aber in der Stadt Kulmbach habe ich für unsere Einrichtungen 90 Absagen verschicken müssen". Auch bei anderen Trägern sind die Einrichtungen voll, die Wartelisten lang.
Zu wenig Eltern werden laut
Schwierig ist die Situation nicht nur im genannten Paul-Gerhardt-Kindergarten, sondern auch in Ziegelhütten, in der Blaich und in Burghaig. Die Vergabe der Plätze richtet sich bei den Einrichtungen der Diakonie unter anderem nach dem Alter des Kindes und der Zugehörigkeit zum Sprengel und berücksichtigt, ob die Mutter alleinerziehend oder berufstätig ist. Eltern, die den Mangel nicht hinnehmen wollen, sprechen Elke Wuthe aus dem Herzen: "Ich bedaure, dass so wenig Eltern laut werden."
Diakonie-Geschäftsführer Karl-Heinz Kuch findet klare Worte zur Situation: "Was uns in Kulmbach fehlt, ist eine Sozialraumplanung. Wie wollen wir unsere Stadt entwickeln, was brauchen wir dafür? Wir haben ein Klinikum, das Mitarbeiter von außen anwirbt, den Campus, der Mitarbeiter mit ihren Familien nach Kulmbach zieht, wachsende Wohngebiete mit Häusern und und Bauplätzen für junge Familien." Das müsse in die Planung der Kinderbetreuung einfließen."
"Wir sind im Gespräch über einen Ersatz-Neubau für den Kindergarten Goethestraße", so Kuch. "Noch gibt es dort nur zwei Gruppen, wir planen drei Kindergartengruppen mit 75 Plätzen und zwei Krippengruppen mit 24 Plätzen." Doch viele Fragen seien noch ungeklärt, allen voran die des Standorts.
Wenn die Kindergarten- und Krippenplätze nicht ausreichen, ist die Kommune in der Pflicht, Angebote zu schaffen. Ihr gegenüber haben die Eltern den Rechtsanspruch. "Die Brisanz ist uns bewusst, und wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an Lösungen, um zeitnah neue Kinderbetreuungsplätze schaffen zu können", sagt Oberbürgermeister Ingo Lehmann (SPD) auf unsere Nachfrage. Der OB verweist darauf, dass die Stadt Kulmbach im Bereich der Kindergartenplätze eine Betreuungsquote von 91 Prozent erreiche, beziehe man nur die in Kulmbach wohnhaften Kinder in die Berechnung ein.
Wie kurzfristig Abhilfe geschaffen werden kann, dazu gibt es seitens der Stadt noch keine Auskunft. "Es werden derzeit mehrere Lösungsansätze geprüft. Darunter befindet sich auch die Möglichkeit einer Container-Lösung", so Pressesprecher Jonas Gleich. Wer trotz dringenden Betreuungsbedarfes keinen Krippenplatz findet, könne sich an die Stadtverwaltung wenden (Telefon 09221/940-261, lisa.pietsch@stadt-kulmbach.de). "Wir sind zwar nicht Träger einer eigenen Einrichtung, versuchen aber, eine Lösung zu finden."
Im Kreis ist die Lage insgesamt nicht schlecht: Für 3356 Kinder zwischen 0 und 5 Jahren (Stand 31. Dezember 2020) gibt es 2846 Plätze in Kindergärten und Krippen, davon 604 reine Krippenplätze, so Bernhard Rief, Abteilungsleiter Soziales, Jugend, Familie und Senioren im Landratsamt. Dazu kommen noch 30 Plätze bei den Kulmbacher "Netz für Kinder"-Einrichtungen "Heinzelmännchen" und "Lummerland".
In diesem Land ist für alles genügend Geld da. Nur nicht für die Sorgen und Nöte derer, die den Steuersäckel immer wieder neu füllen und die Steuern erwirtschaften.