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Sollte es im Heizhaus einmal zu einem größeren technischen Defekt kommen, könnten externe Wärme-Erzeuger angeschlossen werden. Zudem stehe der Gaskessel als Absicherung bereit. Im vergangenen Jahr sorgte Ende Februar/Anfang März ein Materialfehler kurzzeitig für Probleme. Zu einem Stillstand der Anlage kam es allerdings nicht, wie Benker berichtet. Eine Grundwärme von 55 bis 60 Grad sei weiterhin vorhanden gewesen.
Pellet-Preise relativ konstant
In den Leitungen des Nahwärme-Netzes kommt Wasser als Transportmedium zum Einsatz. Dieses liefert Wärme im Bereich von 70 Grad an die angeschlossenen Haushalte. Dort kann die Nahwärme dann zum Heizen und auch für die Warmwasser-Erzeugung genutzt werden. Beheizt werden die Heizkessel im Marktschorgaster Heizhaus mit Pellets. Auch eine Hackschnitzel-Verbrennung wäre Benker zufolge möglich.
Was die Kosten für das Heizmaterial betrifft, gebe es saisonale Schwankungen. Insgesamt bewegten sich die Preise jedoch auf einem relativ konstanten Niveau. "Toi, toi, toi", fügt Benker schnell an. Der Wärmebezugspreis in Marktschorgast lag anfangs bei 8,15 Cent, fiel zwischenzeitlich auf 7,05 Cent und beträgt aktuell 7,55 Cent pro Kilowattstunde. Wie Verena Steindl von der Naturstrom AG erklärt, sind die Kosten für den Einsatz von Holz "preislich besonders stabil". Die Anschlussnehmer seien unabhängig von großen, durch geopolitische Spannungen oder Ressourcenkonflikte bedingten Preisschwankungen.
Effiziente Heizform
Im Wärmebereich sei hinsichtlich Klima- und Ressourcenschutz besonders dringend ein Umdenken erforderlich, betont Steindl. "Mehr als die Hälfte der verbrauchten Energie entfällt noch immer auf den Wärmesektor." Bei der Nahwärme handelt es sich um eine effiziente Form des Heizens, wie Energieberater Jürgen Ramming von der in Kulmbach ansässigen Energieagentur Oberfranken erklärt. Er bietet Bürgern kostenlose Beratungen rund ums Thema Energie. Die Nahwärmeversorgung stelle einen Teilaspekt der Energiewende dar. Dort, "wo konzentriert viele Häuser Wärme brauchen", sei diese Form des Heizens "super effizient". Vor allem die Ortskerne spielten eine große Rolle. Bei einer breit gestreuten Besiedlung oder Einzelgehöften seien die Verluste hingegen zu hoch.
Besonders sinnvoll sei es, Abwärme zu nutzen. Auch das Verbrennen von Pellets stelle eine CO2-neutrale Lösung dar. Denn: Während ein Baum wächst, nimmt er CO2 aus der Umgebung auf. Wird das Holz dann verbrannt, setzt man die gleiche Menge an CO2 wieder frei. "Diese würde übrigens auch freigesetzt, wenn der Baum einfach verrottet", sagt Ramming.
Für die Verbraucher sei von Vorteil, dass sie keine eigene Heizung vorhalten müssten und sich zudem die Kosten für Schornsteinfeger und Wartung sparten. "Man bekommt die Wärme einfach geliefert." Es sei auf jeden Fall sinnvoll, sich an ein örtliches Nahwärme-Netz anschließen zu lassen, meint Ramming. Auch der Wärmepreis von aktuell 7,55 Cent in Marktschorgast sei "super".
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Sollte künftig eine CO2-Steuer fürs Heizen anfallen, werden Nahwärme-Nutzer auch hier günstiger fahren, schätzt Benker und fügt an: "Vor fünf Jahren hat da ja noch niemand dran gedacht." Energieberater Ramming bestätigt die Einschätzung des ZEM-Vorsitzenden: "Es kommt natürlich darauf an, mit welchem Energieträger das Nahwärme-Netz gespeist wird. Da es sich aber meist um regenerative Energien handelt und diese zudem sehr effizient genutzt werden, würde sich das Nahwärme-Netz bei einer CO2-Steuer sehr gut auswirken."
Das Marktschorgaster Nahwärme-Netz in Zahlen
Die ZEM und die Gemeinde Marktschorgast nehmen jährlich über zwei Millionen Kilowattstunden Wärme ab. Durch den Einsatz von klimaschonenden Rohstoffen zur Wärme-Erzeugung werden nach Angaben der Naturstrom AG pro Jahr mehr als 550 Tonnen CO2 eingespart. Das entspricht in etwa dem Gewicht von 100 ausgewachsenen, männlichen Elefanten.