Martin Pfeiffer - von der Wissenschaft in die Politik

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Bundestagskandidat Martin Pfeiffer blickt auf dem Patersbergturm zufrieden auf die Windräder der Region. Aber in anderen Regionen Bayerns gebe es noch Nachholbedarf. Foto: Christine Fischer
Bundestagskandidat Martin Pfeiffer blickt auf dem Patersbergturm zufrieden auf die Windräder der Region. Aber in anderen Regionen Bayerns gebe es noch  Nachholbedarf.  Foto: Christine Fischer

Der Ökologe Martin Pfeiffer (60) geht für die Grünen im Wahlkreis Kulmbach ins Rennen um ein Bundestagsmandat - und mit der Bayerischen Rundschau auf Wandertour zu seinem Lieblingsplatz Patersberg.

Martin Pfeiffer ist Wissenschaftler mit Leib und Seele, ein Biologe und Ökologe mit Herzblut, nach dem sogar ein Käfer benannt ist, der "Stenus Pfeifferi" - eigenhändig von ihm entdeckt im Regenwald von Borneo. Wenn er von seiner Arbeit, seinen Projekten erzählt, leuchten seine Augen.

Und dennoch: Nach 40 Jahren, in denen der 60-Jährige die Ökosysteme dieser Welt studiert, erforscht, deren Zerstörung durch den Menschen mit eigenen Augen gesehen und seinen Studenten an der Uni Bayreuth jedes Semester aufs Neue erläutert hat, ist für ihn die Zeit gekommen, ein neues Kapitel aufzuschlagen. Der Frust darüber, dass die herrschende Politik vor allem beim Umwelt- und Klimaschutz in den vergangenen Jahrzehnten nicht auf die Wissenschaft gehört hat, ist sein Ansporn, in die Politik zu gehen, um nun selbst etwas zu verändern. "Es ist an der Zeit zu handeln."

Mit dem Handeln angefangen

Mit dem Handeln hat er bei sich selbst schon lange angefangen. Und so kommt er selbstverständlich mit dem Lasten-E-Bike schwungvoll zur verabredeten Wanderung auf den Patersberg vorgefahren. Das Vehikel hat er eigens für den Wahlkampf gebraucht gekauft, es ist sein mobiler Infostand. Die Transportbox ist grün angemalt, trägt sein Konterfei und seinen Slogan. Sie enthält Infomaterial und manchmal sein Gepäck, wenn Pfeiffer auf "Martins Klimatour" geht.

So radelte er Anfang August einmal kreuz und quer durch die Landkreise Kulmbach, Lichtenfels und das Bamberger Land. Den Wahlkreis 240 eben, "den schönsten Wahlkreis der Welt", sagt Martin Pfeiffer mit einem breiten Lächeln, das ihn sehr sympathisch macht. Er ist ein offener Mensch, der deutlich jünger als 60 wirkt, der gerne auf andere zugeht, Begegnungen und den Austausch schätzt. "Kann ich Ihnen helfen", fragt er ohne Umschweife drei Touristen, die etwas ratlos auf dem Wanderparkplatz stehen und den Patersbergturm suchen. Er erklärt ihnen den Weg und sagt noch: "Es lohnt sich, die Aussicht von da oben ist fantastisch."

Patersberg als einer der Lieblingsplätze

Wir haben ihn eben genossen, den Blick vom "Schau-dich-um"-Turm auf das Kulmbacher Land. Die Region um den Patersberg gehört zu den Lieblingsplätzen von Martin Pfeiffer. Er wohnt mit seiner Frau in Burghaig und geht gerne wandern ins nahe gelegene Veitlahm und Umgebung, macht hier auch seine Einkäufe bei Bio-Bauern und im Bio-Laden.

Erst 2015 sind die Pfeiffers nach vielen Jahren im Ausland in die alte Kulmbacher Heimat zurückgekehrt. Martin Pfeiffer ist in der Bierstadt aufgewachsen, kam als Zweijähriger mit seiner Familie nach Kulmbach. Sein Vater war Chemiker und arbeitete beim Gewürzunternehmen Raps, wurde dort Betriebsleiter und sogar Gesellschafter. Die Gesellschaftsanteile hält heute Martin Pfeiffer. Gesunde Nahrungsmittel, Gewürze und Kochen sind seine Leidenschaft. Die hat er vom Vater übernommen. Bei einer Reise mit seinem Vater zu Pfefferplantagen auf Borneo entdeckte er als junger Ökologe (er hatte an der damals neu gegründeten Bayreuther Uni studiert) seine Liebe für den Regenwald - und blieb.

Borneo und Mongolei

Hauptsächlich auf Borneo und zuletzt in der Mongolei hat Pfeiffer gelebt und gearbeitet - als Forscher für renommierte Projekte, Professor für Umweltschutz und Entwicklungshelfer. Seit sechs Jahren lehrt er an der Universität Bayreuth am Lehrstuhl für Biogeographie "Global Change Ecology". "Seit 30 Jahren halte ich Vorlesungen über Naturschutz und Ökologie, und trotzdem wird die Lage jedes Jahr ein bisschen schlechter." Kaputte Korallenriffe, Ozeane voller Plastik, gerodete Regenwälder, schmelzende Gletscher: "Man erzählt das alles zum x-ten Mal seinen Studenten, da stehen einem teilweise die Tränen in den Augen."

Er will mithelfen, die Probleme zu lösen - auch das eine Einstellung, die er von seinem Vater gelernt hat. Dafür hat Martin Pfeiffer nun einen politischen Schnellstart hingelegt. Erst seit einem Jahr ist er Mitglied bei den Grünen, mit dem Herzen und als Aktivist aber schon seit seiner Jugend dabei. Sei es die Bürgerinitiative "Rettet den Schießgraben" Ende der 1970er Jahre in Kulmbach, die Anti-Atomkraft-Bewegung oder das Bienen-Volksbegehren - Pfeiffer ist schon oft auf die Straße gegangen und hat dabei gelernt: "Engagier dich, es lohnt sich!"

Kampf um die Zweitstimmen

Er ist Realist genug, um zu wissen, dass er das Direktmandat im Wahlkreis wohl nicht holen wird. "Ich hätte aber gerne die Zweitstimmen", sagt er und setzt nach: "Jede Stimme für uns ist eine Stimme fürs Klima", und an Klimaschutz und Energiewende führt kein Weg vorbei. Aber Pfeiffer ist wichtig: "Wir müssen dabei alle Menschen mitnehmen." Die Bevölkerung sei bereit dazu, hat er auf seiner Radtour gemerkt und war selbst überrascht vom großen Veränderungswillen. Also wird er weiter Überzeugungsarbeit leisten mit seinem rollenden Info-Stand. Die nächste E-Bike-Tour ins Kulmbacher Oberland ist schon geplant.

Steckbrief

Name (Partei):

Dr. Martin Pfeiffer

(Bündnis 90/Die Grünen)

Geburtsdatum:

13. Mai 1961

Wohnort:

Kulmbach

Familienstand:

verheiratet

Beruf:

Diplom-Biologe, habilitierter Ökologe, Privatdozent an der Universität Bayreuth/ Lehrstuhl für Biogeographie

Hobbys: Gärtnern, Kochen, Wandern, passionierter Fahrradfahrer

Bezahlte Posten außerhalb der Politik: Gesellschafter bei der Firma Raps GmbH & Co. KG, Kulmbach