Leopold Schott: Ein Musikpädagoge, der faszinierte

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Leopold Schott (1917 bis 1986), genannt "der Poldi", war schon früh ein begeisterter und hochbegabter Musiker. Er musste die elterliche Wirtschaft nicht übernehmen, sondern durfte sich ganz der Kunst widmen. Reproduktionen: Siegfried Sesselmann
Leopold Schott (1917 bis 1986), genannt "der Poldi", war schon früh ein begeisterter und hochbegabter Musiker. Er musste die elterliche Wirtschaft nicht übernehmen, sondern durfte sich ganz der Kunst widmen.   Reproduktionen: Siegfried Sesselmann
Bei der 800-Jahr-Feier von Stadtsteinach im Jahre 1951 führte "der Poldi" mit seinem Taktstock eine stattliche Anzahl von Musikern durch das nachgebaute Stadttor.
Bei der 800-Jahr-Feier von Stadtsteinach im Jahre 1951 führte "der Poldi" mit seinem Taktstock eine stattliche Anzahl von Musikern durch das nachgebaute Stadttor.
 
Die Knabenkapelle Kulmbach in Uniform auf einer Ansichtskarte.
Die Knabenkapelle Kulmbach in Uniform auf einer Ansichtskarte.
 
Der junge Leopold Schott (Dritter von rechts) im Jahre 1933 mit dem späteren Landrat Hans Köstner (Zweiter von links) sowie (nach rechts) Hans Hohner, Josef Jungkunz am Schlagzeug und Josef Meseth. Der Name des Konzertina-Spielers ist unbekannt.
Der junge Leopold Schott (Dritter von rechts) im Jahre 1933 mit dem späteren Landrat Hans Köstner (Zweiter von links) sowie (nach rechts) Hans Hohner, Josef Jungkunz am Schlagzeug und Josef Meseth. Der Name des Konzertina-Spielers ist unbekannt.
 
 
Unser Bild zeigt die Blaskapelle aus dem Jahr 1946 mit von links Alfred Stelzel, Andreas Hofmann, Rudi Baumgärtner, Siegmund Kremer, Edgar Zapf, Hans Ott, Hans Rupp, Rudolf Batzer, Kapellmeister Leopold Schott, zwei Aushilfsmusiker aus Kupferberg, Hans Kremer, Adam Schmidt, Max Schlemmer, Georg Spindler, Max Köhler, Fritz Korzendörfer und Adam Batzer
Unser Bild zeigt die Blaskapelle aus dem Jahr 1946 mit von links Alfred Stelzel, Andreas Hofmann, Rudi Baumgärtner, Siegmund Kremer, Edgar Zapf, Hans Ott, Hans Rupp, Rudolf Batzer, Kapellmeister Leopold Schott, zwei Aushilfsmusiker aus Kupferberg, Hans Kremer, Adam Schmidt, Max Schlemmer, Georg Spindler, Max Köhler, Fritz Korzendörfer und Adam Batzer
 

Der "Schotts Poldi" machte Stadtsteinach zur Hochburg der Musik. Auch die städtische Jugendkapelle Kulmbach geht auf seine Initiative zurück.

Heute blühen die privaten und staatlichen Musikschulen, kirchliche Jugendbands, Vororchester von Musikvereinen und Instrumentalgruppen in Schulen. Alle versuchen, junge Nachwuchsmusiker zu gewinnen. Jugendliche haben die Auswahl unter allen möglichen Instrumenten, und das oft vor der Haustür. In Stadtsteinach arbeitet die städtische Musikschule schon seit 1972 für das Wohl der musikalischen Erziehung.

Als musikalisches Kind mit dem Wunsch zu musizieren war man früher auf das Wohl der Eltern angewiesen, die das Geld für Unterricht und Instrument oft mühsam aufbringen mussten. Oder man hatte Glück, wenn ein Verwandter oder ein Nachbar den Nachwuchs unter die Fittiche nahm.
Meist erlernte man ein Instrument, das irgendwie vorhanden war, mit Ausdauer und Hartnäckigkeit autodidaktisch und spielte sich mit viel Mühe auch auf ein ansehnliches Niveau.

Anders war es bei dem Jungen Leopold Schott, dessen Eltern früh die Weichen stellten, so dass sich ein Musiker entwickeln konnte, der seine Umgebung ansteckte und das Fundament für viele Musikerkarrieren war.

Musikbegeisterter Metzgerssohn

Leopold Schott (1917 bis 1986) entstammt einer alteingesessenen Stadtsteinacher Familie. Sein Vater Franz Schott (1883 bis 1943) war Metzgermeister und Besitzer des Gasthofs "Zum Hirschen" am Stadtsteinacher Marktplatz.

Die Neigung zur Musik machte sich bei Leopold Schott schon als Kind bemerkbar. Da er als etwas verweichlicht und sensibel galt, sollte er nicht die Gastwirtschaft übernehmen. Dafür war seine Schwester Amalie vorgesehen, später verheiratete Gärtner, die dem noch heute bestehenden Gasthaus den Namen "Zur Schotts Mali" bescherte.

Nach dem Besuch von Volks- und Realschule nahm Leopold am Würzburger Konservatorium das Musikstudium auf, das er mit Prädikat abschloss. Neben dem Hauptinstrument Waldhorn erlernte er Klavier, Geige und die Grundkenntnisse in allen Blasinstrumenten. Anschließend war er als Musiker und als Pädagoge überaus erfolgreich. Die Freude war jäh zu Ende, als er im Zweiten Weltkrieg eingezogen und verwundet wurde. Allenfalls gemildert wurde die Last des Kriegsdienstes dadurch, dass er mit der Leitung einer Wehrmachtskapelle beauftragt wurde.

Im Auftrag der Amerikaner

Nach französischer Kriegsgefangenschaft, aus der er völlig abgemagert und entkräftet heimkehrte, wollte er sofort wieder in seinem Metier arbeiten. Innerhalb kürzester Zeit scharte er Jugendliche um sich, die stolz waren, beim Kapellmeister "Schotts Poldi" mitspielen zu dürfen.

Nach dem Krieg wurde er von den Amerikanern eingesetzt, um Musikern Prüfungen abzunehmen. Immer wieder unternahm "der Poldi", wie er in den späteren Jahren genannt wurde, Anläufe, Kapellen zu gründen. Es existierte zeitgleich jedoch eine Kapelle seines ehemaligen Musiklehrers Hans Hohner. Stadtsteinach wurde eine Hochburg, die auch ortsfremde Musiker anzog.

Gescheiterte Verhandlungen

Im Jahre 1967 verhandelte Leopold Schott mit der Stadt Stadtsteinach über die Gründung einer Jugendkapelle. Schott wollte damals eine jährliche Aufwandsentschädigung von 500 Mark, die ihm damals der Stadtrat verweigerte.

So realisierte er seinen Traum in Kulmbach und baute dort eine Knabenkapelle auf, ein Privatunternehmen, das zu einer Art Markenzeichen für die Stadt werden sollte. Überall wurden dieses Ensemble und sein barocker Dirigent begeistert gefeiert, beispielsweise in Norwegen und in Israel. Sogar beim Bundespräsidenten war die Kulmbacher Knabenkapelle zu Gast.

Rückkehr nach Stadtsteinach

Erst die Bruderschaft Salem holte Leopold Schott im Jahre 1972 wieder nach Stadtsteinach. Innerhalb kürzester Zeit schaffte er es auch dort im damaligen Kinderheim, mit verhaltensauffälligen, teils milieugeschädigten Kindern ein Orchester zu gründen. Mit dieser Jugendkapelle, das er bis 1981 leitete, bereiste er 1975 England und Griechenland, 1976 Israel, Österreich und die Schweiz sowie 1977 die USA, wo die Stadtsteinacher unter anderem bei der UNO in New York spielten. Für seine Verdienste ernannte ihn die Bruderschaft Salem zum Generalmusikdirektor ehrenhalber.
Aber "der Poldi" hatte weitere Visionen und mehr Energie. Er betreute Jugendkapellen in Neustadt und in Westfalen. Mit seiner besonderen Art, die Kinder zur Musik zu bringen, mit seiner gesamten Erscheinung und seinem außergewöhnlichen Einsatz eilte er von Erfolg zu Erfolg.

Verhängnisvolle Eisglätte

Zu einer Zeit, als er einen geruhsamen Lebensabend herbeisehnte, stürzte Leopold Schott bei Eisglätte und verbrachte sechs Monate im Krankenhaus. Als er sich bereits auf dem Weg der Besserung befand, erlag er völlig überraschend mit nur 69 Jahren einem Herzversagen. Mit Leopold Schott, dem "Schotts Poldi", starb eine markante Künstlerpersönlichkeit, ein gütiger, aber auch temperamentvoller und offener Mensch Und ein hochgeschätzter Musikpädagoge.