Ladentheke statt Muttertagskaffee

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Viele Verkäuferinnen in Kulmbach konnten sich den Muttertag heuer abschminken. Die Stadt hatte den 8. Mai zum verkaufsoffenen Sonntag ausgerufen. Foto: Smbolbild Franziska Gabbert/dpa
Viele Verkäuferinnen in Kulmbach konnten sich den Muttertag heuer abschminken. Die Stadt hatte den 8. Mai zum verkaufsoffenen Sonntag ausgerufen. Foto: Smbolbild Franziska Gabbert/dpa

Zugegeben: Ich bin nicht unbedingt ein Freund von Gedenktagen, ob Muttertag, Vatertag Valentins- oder Nikolaustag.

Nicht umsonst wurde der Muttertag in den 1920er Jahren vom Verband Deutscher Blumengeschäftsinhaber mit Plakaten "Ehret die Mutter" in den Schaufenstern etabliert. Außerdem: Wer sich das ganze Jahr über nicht um seine Mutter kümmert, der braucht auch am zweiten Sonntag im Mai nicht mit Blumen und Pralinen anrücken.

Mit der zunehmenden Verbreitung und Kommerzialisierung des Muttertags, die schon nach den Anfangsjahren absehbar war, wandte sich sogar die Begründerin dieses Tages, Anna Marie Jarvis aus West Virginia, von der Bewegung ab. Sie bereute, diesen Tag ins Leben gerufen zu haben, und kämpfte für dessen Abschaffung - erfolglos.

Denn: Es gibt eben doch viele Menschen, die solcherlei Brauchtum schätzen und pflegen. Frauen zum Beispiel, die sich an "ihrem" Tag gerne verwöhnen oder ausführen lassen.
Ein gutes Essen und nachmittags eine gemütliche Kaffeetafel, ohne dass Mama einen Finger rühren muss.

Die Stadt Kulmbach hat dafür offenbar kein Verständnis. Nein, sie rief am Muttertag den zweiten verkaufsoffenen Sonntag dieses Jahres aus. Arbeit hinter der Ladentheke statt Familie hieß es für die im Einzelhandel tätigen Frauen. Fingerspitzengefühl sieht anders aus.

Ganz nebenbei: Es muss sich auch niemand wundern, wenn unsere Kinder und Enkel mit Traditionen und Werten nichts mehr anzufangen wissen.