Orhan Asal ist Moslem. Die Forderung, das Martinsfest abzuschaffen, hält er für Unsinn. Die Botschaft, die in der Heiligen-Legende steckt, ist für ihn universell.
"Wie kommt man denn darauf, dass wir uns benachteiligt fühlen könnten?" Orhan Asal ist stellvertretender Vorsitzender der Türkischen Gemeinde Kulmbach - und er stellt sich diese Frage, seit er von der Diskussion um das Martinsfest gehört hat. "Es ist ein christliches Fest. Das stört uns doch nicht!"
Fassungslos macht die Diskussion auch Birgit Igler, die Leiterin des katholischen Kindergartens St. Hedwig. Geschockt sei sie gewesen, sagt sie, als sie in der Zeitung davon gelesen habe, dass ein Kindergarten in Bad Homburg den Martinsumzug offiziell in "Sonne-Mond-und-Sterne-Fest" umbenannt hatte - damit sich muslimische Mitbürger nicht benachteiligt fühlten. Die Entscheidung hatte viel Protest hervorgerufen. Von falsch verstandenem Bemühen um politische Korrektheit war die Rede. Aber es gab auch Zustimmung.
Zum Beispiel in Teilen der Partei "Die Linken".
Orhan Asal, selbst praktizierender Moslem, kann das nicht nachvollziehen. Das hat er mit Kindergartenleiterin Birgit Igler gemeinsam. Auch sie ist überrascht und verwundert: "Die Kinder lieben St. Martin, und die Geschichte ist doch toll. Da teilt jemand - das ist interkulturell!"
Was daran politisch inkorrekt sein soll, entzieht sich auch dem Verständnis von Orhan Asal. "Meine Kinder gehen mit meiner Frau auch bei den Umzügen mit. Und ich würde auch mitkommen. Es geht doch um die Sache, darum, zu teilen. Wie das Fest heißt und an wen genau das Fest erinnert, das ist für mich nicht so wichtig", betont er. "Es geht um Hilfsbereitschaft und Solidarität, da kann doch keiner was dagegen haben!"
Und so werden die Sankt Martins Umzüge in der Region auch in diesem Jahr großen Anklang finden. In der Kirchengemeinde St.
Hedwig zum Beispiel wird Sankt Martin schon am Sonntag begangen. Um 17 Uhr geht es mit einem Gottesdienst los, danach ziehen die Kinder mit ihren Laternen hinter Sankt Martin auf dem Pferd durch die Straßen, singen ihre Lieder und teilen, genau wie es an Sankt Martin schon immer war. Was würde passieren, wenn Sankt Martin doch eines Tages ersetzt würde? "Wir würden uns davon nicht unterkriegen lassen!" betont Birgit Igler. "Wir feiern Sankt Martin auch weiterhin. Wie sollen sie uns das denn verbieten?" Und Orhan Asal und seine Familie wären sicher auch weiterhin dabei.