Der 53-jährige Bezirksschornsteinfeger Harald Will aus Kulmbach erklärt, warum seine Tätigkeit wichtig ist und was er von der Kritik an seiner Zunft hält.
"Eigentlich müsste es heißen: Zum Glück gibt es Schornsteinfeger." Mit diesen Worten kommentiert Harald Will (53) aus dem Guttenberger Ortsteil Maierhof den Artikel "Ärger mit dem Schornsteinfeger". Darin ging es um einen bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger, der Kunden drohte und Auskünfte zu Rechnungen verweigerte. Weder der Betreffende noch die Kaminkehrer-Innung Oberfranken wollten damals Stellung zu den Vorwürfen nehmen.
Harald Will, seit 20 Jahren selbst Bezirksschornsteinfeger im Kehrbezirk Neuenmarkt, ist es wichtig, zu zeigen, dass es auch anders geht. Er spricht über die Bedeutung des Schornsteinfegers im Umweltschutz, als Energieberater und vor allem im Brandschutz. "Wenn in meinem Kehrbezirk ein Kamin brennt, ruft mich die Feuerwehr an, auch mitten in der Nacht."
Ärger mit dem Schornsteinfeger? Harald Will zeigt, dass es auch anders geht
Der Grund dafür seien seine Ortskenntnis und das Wissen um die einzelnen Feuerstätten in jedem der mehr als 2000 Haushalte in seinem Kehrbezirk. Will berät nicht nur die Feuerwehr beim Löschen. In seinem Heimatort Maierhof legt er selbst mit Hand an. Seit 35 Jahren ist er bei der örtlichen Feuerwehr aktiv, seit seinem 21. Lebensjahr übt er das Amt des Kommandanten aus. "Schornsteinfeger sind auch deshalb für die Feuerwehr interessant, weil wir zum Löschen von Bränden und deren Vorbeugung optimal ausgebildet werden", sagt er.
Zur Vorbeugung gehörten eben auch die regelmäßige Feuerstättenschau sowie das Kehren und Überprüfen der Anlagen. Die Neuregelung des Schornsteinfegerwesens im Jahr 2013 sieht der Maierhofer kritisch. Damals wurden Kehr- und Überprüfungsaufgaben für den freien Wettbewerb geöffnet, hoheitliche Aufgaben wie Bauabnahmen und Feuerstättenschau blieben bei den bevollmächtigten Bezirksschornsteinfegern.
"Die Situation war auch für uns schwierig. Wir wussten nicht, wie es weiter geht", berichtet Will. Der Staat brauche die Emissionsdaten der Heizanlagen für die Statistik. Laut Klimaschutzbericht der Bundesregierung aus dem Jahr 2018 entstehen die meisten Emissionen in Deutschland bei der Verbrennung fossiler Rohstoffe in Kraftwerken für die Stromproduktion, dicht gefolgt von Industrie, Verkehr und den Heizanlagen privater Haushalte. Neben dem Brandschutz ist dies einer der Gründe, warum die bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger ein Kehrbuch führen müssen, in dem sie die Emissionsdaten der Heizanlagen dokumentieren. Und das auch dann, wenn der Kunde einen freien Schornsteinfegerbetrieb mit dem Kehren und Messen beauftragt hat.
Gesetzgeber macht Vorgaben: Neuerungen stoßen bei Kunden oft auf Unverständnis
Geregelt wird das mit Formblättern, die der Kunde unterschreibt und der freie Betrieb dann dem Bezirksschornsteinfeger zustellt. Wegen des Zusatzaufwands an Bürokratie sei die Feuerstättenschau teurer geworden, so der Schornsteinfeger.
"Der Gesetzgeber macht Vorgaben. Die müssen umgesetzt werden, unabhängig davon, was man selbst davon hält", sagt Will. So sollten laut Bundes-Immissionsschutzverordnung ab März 2010 ältere Kaminöfen, deren Emissionen die Grenzwerte überschreiten, ausgetauscht oder mit einer Einrichtung zur Staubminderung ausgestattet werden. Zwar sind die Übergangsfristen lang, doch bedeutet das für die Eigentümer eine finanzielle Belastung.