Die Nachricht sorgte Anfang des Jahres für Alarm-Stimmung in dem fränkischen Brose-Werk: Eine Schließung des Standorts stand im Raum. Nun ist eine Entscheidung gefallen.
Als einen "Schlag ins Gesicht" bezeichnete Norbert Zirnsak, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Würzburg, die Ankündigung im Februar 2025: Die Unternehmensleitung gab an, eine Aufgabe des Würzburger Brose-Standorts zu prüfen.
"Schließung ist abgewendet": Brose-Werk in Würzburg soll bleiben
Das scheint gewirkt zu haben: "Die Beschäftigten am Brose-Standort Würzburg haben es geschafft: Was zu Jahresbeginn noch als reale Bedrohung im Raum stand – die komplette Schließung des Werks – ist abgewendet", teilt die IG Metall Würzburg nun mit. In einer Mitgliederversammlung am 30. November sei die Zukunft des Standorts gesichert worden. Folgendes wurde beschlossen:
Angepasste Beiträge der Beschäftigten: Die Beschäftigten verzichten laut IG Metall auf einen Teil ihrer tariflichen Sonderzahlungen. Diese werden jedoch wieder stufenweise erhöht. Wie genau die Maßnahme aussehe, könne man aktuell jedoch noch nicht sagen, heißt es auf Nachfrage von inFranken.de.
Regelungen zur Arbeitszeit: Besonders belastete Mitarbeiter behalten tarifliche Freistellungszeiten, also arbeitsfreie Zeiten, die Beschäftigten durch Tarifverträge zusätzlich zum normalen Urlaub und zu gesetzlichen Pausen zustehen. Die Quote der Mitarbeiter, die 40 Stunden arbeiten können, bleibt begrenzt und unterliegt klaren Bedingungen.
Veränderung der Geschäftsbereiche: Die Geschäftsbereiche Antriebe und zentrale Funktionen bleiben in Würzburg - zudem wird die europäische Produktion von Kühlerlüftermotoren künftig am Standort gebündelt. Das Werk erhält den Einstieg in technologisch dynamische Felder wie die Raumfahrt- und Satellitentechnik.
Ausbildung und Kündigungen: Auch Ausbildungsplätze soll es am Würzburger Standort weiterhin geben. Zudem sind betriebsbedingte Kündigungen nur mit Zustimmung des Betriebsrats möglich - und das bis Ende 2030. Sie sind allerdings der letzte Ausweg - sozialverträgliche Lösungen wie Altersteilzeit und Fluktuation haben laut IG Metall Vorrang.
Sabine Witte, Gewerkschaftssekretärin der IG Metall Würzburg, betont: "Die Kolleginnen und Kollegen haben nicht aufgegeben, sondern für ihre Zukunft gekämpft." Diese Sicherheit sei erkämpft, nicht geschenkt. "Die Beschäftigten übernehmen Verantwortung und erhalten im Gegenzug verbindliche Zukunftszusagen. Das ist ein Signal nicht nur an Brose, sondern an die gesamte Region: Industriearbeit in Würzburg hat Zukunft."
Nach Debatte um Aufgabe des Standorts: Nun doch Zukunft für Brose in Würzburg
Dehnbar seien die Vereinbarungen laut der IG Metall nicht: Standort- und Produktzusagen gelten verbindlich. "Sollte Brose sein Wort brechen, wären die bisherigen Beiträge der Beschäftigten hinfällig – und die IG Metall würde entschlossen reagieren", betonen die Gewerkschafter. Dass die Beschäftigten Zugeständnisse machen müssen, sei nötig, um das Verschwinden der Arbeitsplätze zu verhindern.
Die IG Metall betont jedoch auch: "Die Schließungsdrohung hat Vertrauen zerstört – das ist ausgesprochen. Aber: Die Standortleitung hat im entscheidenden Moment Verantwortung übernommen. Jetzt beginnt Vertrauen durch Taten."