In das Evangelische Wohnstift mit Tagespflege investiert die Diakonie rund zehn Millionen Euro. Warum es trotzdem immer schwerer werden wird, einen Heimplatz zu finden.
Zehn Millionen Euro investiert die Diakonie Kulmbach in den Teilneubau des Evangelischen Wohnstifts in der Tilsiter Straße. Viel Geld, aber die einzige Möglichkeit, das gesamte Pflegeheim den heutigen Standards und gesetzlichen Vorgaben anzupassen. "Eine Sanierung wäre noch teurer geworden und doch immer ein Kompromiss gewesen", sagt Geschäftsführer Karl-Heinz Kuch. Die Installationen sind in die Jahre gekommen, die Doppelzimmer für die geltenden Standards zu klein, das Dach ist undicht, und vieles mehr. "Als wir 2017 mit der Planung der Sanierung begonnen haben, hat sich schnell gezeigt, dass sie teurer werden würde als ein Neubau."
Das 1969 gebaute und 1978 erweiterte Wohnstift wurde schon 2005 in Teilen saniert und modernisiert. Der damals auf den neuesten Stand gebrachte Westflügel ist das einzige, was von dem Gebäudekomplex derzeit noch steht. Dort werden momentan 60 Pflegebedürftige versorgt. Der Ostflügel wurde in den vergangenen Monaten abgerissen, der Schutt ist abtransportiert. Auf der riesigen freien Fläche entsteht ein moderner Neubau, der Platz für 44 Bewohner bietet, so dass das Haus wieder die vorherige Kapazität von 104 Plätzen erreicht. Außerdem sind Räume für eine Sozialstation eingeplant. Vorerst wird aber die Sozialstation im Mainpark weiterbetrieben. Die dafür genutzten Räume im Mainpark sind Eigentum der Diakonie, so dass der Träger da nicht an Vertragslaufzeiten gebunden ist.
2023 zieht der Mainpark um
In wenigen Wochen werden die Bautrupps anrücken, abhängig von den Wetterverhältnissen. Bis zum Herbst 2023 soll der Neubau bezugsfertig sein. Dort werden zunächst die derzeitigen Bewohner des Seniorenwohn- und Pflegeheims Mainpark unterkommen, das die Diakonie künftig nicht mehr betreiben wird. 20 Jahre lang hatte der Träger das Gebäude am Schwedensteg vom evangelischen Siedlungswerk Bayern und Privatleuten gemietet. Der Vertrag läuft im Oktober 2023 aus.
"Wir hätten auch verlängert, aber wir haben nicht genug Pflegepersonal, um zusätzlich zum Wohnstift den Mainpark weiter zu betreiben", bedauert Karl-Heinz Kuch. Dazu kommt, dass die 59 Plätze nur noch mit Ausnahmegenehmigung belegt werden dürfen. Eigentlich dürften es nur noch 49 Bewohner sein, weil die aktuelle Verordnung zur Ausführung des Pflege- und Wohnqualitätsgesetzes für Doppelzimmer eine größere Fläche vorschreibt - einen Quadratmeter mehr als der Mainpark bietet.
Der Diakonie-Geschäftsführer fürchtet, dass sich die Personal-Krise in der Pflege noch dramatisch verschärfen wird. "Alle Träger sind mittlerweile in der Situation, dass sie zeitweise Pflegeplätze nicht belegen können, weil sie bei Ausfällen nicht genug Kräfte haben, um die volle Belegung stemmen zu können." Und sobald der gesetzlich vorgegebene Fachkraftschlüssel unterschritten werde, dürfe man ohnehin nicht mehr belegen.
Mit dem Neubau wird nicht nur die Zahl der Pflegeplätze wieder auf das frühere Niveau angehoben - größtenteils mit Einzelzimmern. Es wird auch eine Tagespflege mit 20 Plätzen angebaut. "Der Bedarf dafür ist da, und er wird weiter steigen", sagt Karl-Heinz Kuch.
In den zwölf Seniorenpflegeheimen im Landkreis Kulmbach stehen derzeit rund 950 Pflegeplätze zur Verfügung, so Uwe Oetter von der Heimaufsicht am Landratsamt. Diese decken im wesentlichen den aktuellen Bedarf, doch wer einen Heimplatz sucht, muss schon jetzt mit Wartezeiten rechnen. In vielen Häusern gibt es Wartelisten.