Kommentar zur Corona-Krise: Anständig bleiben!

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Foto: Andreas Arnold/dpa
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Seit Beginn der Corona-Krise geht es mit der Moral bergab . Ein Kommentar.

Vor dem Coronavirus ist mir nicht bang. Natürlich kenne ich mein Risiko. Ich komme täglich mit vielen Menschen zusammen und gehöre zudem schon aufgrund meines Alters zu den besonders gefährdeten Menschen.

Aber ich vertraue (noch) denen, die für das Krisen-Management verantwortlich sind, und ich setze (noch) auf die Vernunft meiner Mitmenschen, die die aktuellen Sicherheitsmaßnahmen als das nehmen, was sie sind: keine Panik, sondern der Versuch, einen explosionsartigen Anstieg der Neuerkrankungen zu vermeiden mit dem Ziel, Krankenhäuser oder Arztpraxen nicht über die Maßen zu belasten.

Sorge macht mir anderes. Kaum war das Wort "Corona" in der Welt, passierten unschöne Dinge. Dass die Menschen plötzlich Nudeln, Toilettenpapier und Gemüsekonserven horteten, mag noch nachvollziehbar sein. Auch wenn sich mir bis heute nicht erschließt, warum ausgerechnet ein großer Vorrat an Toilettenpapier bei der Bewältigung der Krise helfen sollte. Dass in einem Altenheim in der Region Flaschen mit Hand-Desinfektionsmittel samt der Spender geklaut wurden, stimmte mich schon bedenklicher. Wie egoistisch muss jemand sein, sich auf Kosten besonders gefährdeter Menschen zu bedienen?

Dass nun berichtet wird, dass Kliniken für Schutzanzüge derzeit das 25-Fache des üblichen Preises bezahlen müssen, entsetzt mich. Das ist unmoralisch. Wucher auf Kosten kranker Menschen und derer, die sich um sie kümmern, und einer humanen Gesellschaft nicht würdig!

Noch steckt die Corona-Krise in den Anfängen. Der Höhepunkt ist noch nicht erreicht - und ich fürchte, wir werden noch viel Unschönes erleben. Dabei wäre es gerade jetzt wichtig, sich solidarisch zu zeigen, auch einmal Nachteile hinzunehmen und die Gesundheit aller über die eigenen Bedürfnisse zu stellen.

Echte Mitmenschlichkeit zeigt sich schließlich nicht nur, indem wir zu Weihnachten für "Brot für die Welt" spenden, Unicef-Grußkarten verschicken und brav den Klingelbeutel in der Christmette füllen. Echte Mitmenschlichkeit zeigt sich jetzt: durch anständiges, solidarisches Verhalten in einer für uns alle schwierigen Zeit.