Mütter, die nach einem Jahr Elternzeit wieder arbeiten gehen müssen, haben ein Riesenproblem: Sie finden keinen Krippenplatz für ihren Nachwuchs. Die Stadt ist in der Pflicht. Was tut sie, um Abhilfe zu schaffen?
So schwierig hatte sich Janina Föhn das nicht vorgestellt: Für Söhnchen Emil, gerade einmal vier Monate alt, braucht die 31-Jährige Ende des Jahres einen Krippenplatz. Dann ist ihr Jahr Elternzeit vorbei, und sie möchte und muss wieder arbeiten gehen. Doch als sie den Jungen anmelden wollte, bekam sie nur eines: Absagen. Aus dem nächstgelegenen Burghaiger Kindergarten ebenso wie aus allen anderen Kulmbacher Kitas. Alles ausgebucht - die Wartelisten zum Teil so lang, dass es gar keinen Sinn hat, noch mehr Namen draufzuschreiben.
"Ich kann nicht länger zu Hause bleiben"
Für die Familie ist guter Rat teuer. "Das Jahr ist schnell vorbei, und wir brauchen mein Einkommen, um finanziell über die Runden zu kommen." Außerdem mag die Mutter ihren Beruf als Steuerfachangestellte, bildet sich auch während der Elternzeit weiter. "Wenn ich zu lange Pause mache, bin ich nicht mehr auf dem Laufenden. Dann könnte ich nicht so leicht wieder einsteigen."
So wie Janina Föhn und ihrem Mann Sven geht es immer mehr jungen Eltern in Kulmbach. Zwar gibt es einen Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz für jedes Kind ab einem Jahr - doch der ist nicht viel wert, wenn es die Plätze nicht gibt.
Kürzlich hatten sich etliche Eltern schriftlich an OB Ingo Lehmann (SPD) gewandt, um auf ihre Nöte aufmerksam zu machen. Fakt ist: Die Stadt ist in der Pflicht, jedem Kind einen Platz anzubieten. Dieser Verpflichtung kann sie aktuell nicht nachkommen.
Dass das nicht so weitergehen kann, dessen ist man sich im Rathaus bewusst, und das nicht erst, seit die Mütter massiv Druck machen. "Wir arbeiten parallel an verschiedenen möglichen Projekten", sagt der Oberbürgermeister, dämpft aber die Erwartungen an eine schnelle Lösung: "Die kann es leider nicht geben."
Insgesamt sind der Verwaltung rund 170 Absagen in Kulmbacher Einrichtungen für das kommende Betreuungsjahr bekannt, so Lisa Pietsch, in der Schulverwaltung der Stadt Kulmbach zuständig für die Kinderbetreuung. Zwar seien darunter einige Mehrfachbewerbungen, aber dennoch ist klar: Die Situation verschärft sich von Jahr zu Jahr.
Was tut die Stadt, um das Problem zu lösen? "Wir sind mit mehreren Trägern im Gespräch, um neue Krippenplätze sowie weitere Kindergartenplätze zu schaffen." Froh ist der OB, dass kurzfristig im Paul-Gerhardt-Kindergarten durch die Nutzungsänderung eines Raumes sechs neue Krippenplätzegeschaffen werden, um zumindest Geschwisterkinder im gleichen Haus unterbringen zu können. Nur ein Tropfen auf dem heißen Stein - aber für sechs Familien ein Aufatmen.